Danziger Deutsch ist Teil der nordostdeutschen Dialekte, die in Danzig gesprochen wurden und von Vertriebenen noch vereinzelt gesprochen werden. Danziger Deutsch ist Teil des Niederpreußischen, der in der Region vor der Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Polen während und nach dem Zweiten Weltkrieg gesprochen wurde. Bekannte Sprecher waren Günter Grass und Klaus Kinski.

Geschichte

Im 12. Jahrhundert entstand im Gebiet des heutigen Langen Marktes von Danzig, in der Nähe einer prußischen Siedlung, eine deutsche Händlersiedlung, die einen sprachlichen Kontakt zwischen Slawisch, den baltischen und germanischen Sprachen herstellte. Die Ansiedlung zog weitere deutsche Siedler an, vor allem aus Niedersachsen, Westfalen und Hannover, deren niederdeutsche Sprache zur dominierenden Sprache wurde. Untertan des Deutschen Ordens wuchs die Stadt zu einer deutschen Stadt mit Magdeburger Recht heran.

Als Teil der Hanse entwickelte die Stadt ein Platt, das auch Elemente aus dem Niederländischen, Prussischen, Kaschubischen und Polnischen enthielt. Zum Beispiel sind Pomuchel (Kabeljau) und Kujel (Wildschwein) Anleihen aus dem Polnischen.

Die offizielle Kommunikation der Stadt verwendete Niederdeutsch bis etwa 1563, während benachbarten Städte Elbing und Braunsberg bereits Mitte des 15. Jahrhunderts zum Hochdeutschen wechselten. Mit der Verbreitung des Hochdeutschen durch das Bildungswesen wurde Danziger Platt nur noch von einem kleinen Teil der Stadtbevölkerung gesprochen. Dennoch begann sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine Literatur des Danziger Platt zu entwickeln.

Nach der Verbreitung von Hochdeutsch sprach der größte Teil der Stadt Danziger Missingsch, einen mitteldeutschen Dialekt.

Sprachliche Eigenschaften

Danzig Platt weicht deutlich vom norddeutschen Platt ab. Während Platt die Aussprachen "maken" (machen), "slapen" (schlafen), "seggen" (sagen), "vertellen" hat, sind bei Danzig Platt die Aussprachen "moake", "schloape", "saje", "vertalle".

Danziger Missingsch

Charakteristisch für Danziger Missingsch ist die Apokope eines abschließenden 'e' wie in "Katz" (Katze) oder "Straß" (Straße), und die Entrundung der Umlaute "ü" und "ö", so dass "Tier" (Tür) statt hochdeutsch Tür und "Sehne" (Söhne) statt Söhne ausgesprochen wird. Im Danziger Missingsch wird der Anfangsbuchstaben "g" zu "j" spirantisiert z. B. in "jelaufen" anstelle von "gelaufen".

Typisch für Danzig Missingsch ist die Verwendung des Diminutivs "-chen", wie z. B. "was-chen" ("was ist los?"). Auch das Genus einiger Wörter weicht charakteristisch ab, indem viele Wörter, die im Hochdeutschen ein Maskulinum, im Danziger Missingisch ein Femininum sind, wie "die Weiz" und "die Tabak" oder die Verwendung des Neutrums anstelle des hochdeutschen Maskulinums, wie "das Monat" und "das Leib".

Literatur

  • Viola Wilcken: Historische Umgangssprachen zwischen Sprachwirklichkeit und literarischer Gestaltung: Formen, Funktionen und Entwicklungslinien des 'Missingsch'. 2015.

Einzelnachweise

  1. Reinhold Vetter: Wohin steuert Polen? Das schwierige Erbe der Kaczyńskis. Ch. Links Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86153-468-6.
  2. Walter Mitzka: Grundzüge nordostdeutscher Sprachgeschichte. S. 38.
  3. Walter Petter: Vom Danziger Deutsch. In: Danziger Hauskalender 1950.
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