Denis Jewgenjewitsch Kapustin alias Denis Nikitin (russisch Денис Евгеньевич Капустин alias russisch Денис Никитин; * 6. März 1984 in Moskau) ist ein russischer Rechtsextremist, Hooligan und Kampfsportler sowie eine Führungsperson des Russischen Freiwilligenkorps, das nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im August 2022 entstand und an der Seite der Ukraine kämpft.

Leben

Im Jahr 2001 kam er mit seiner Familie als jüdischer Kontingentflüchtling nach Köln-Chorweiler, wo er Fußball spielte. Erste Gewalterfahrungen sammelte er Mitte der 2000er-Jahre in der Hooligan-Szene des 1. FC Köln. In Moskau entwickelte Nikitin sich später zu einer Größe der noch weitaus brutaleren dortigen Hooligan-Szene. Mit 26 Jahren wurde er Mitglied bei der „Jaroslawka“ im Umfeld von ZSKA Moskau.

2008 gründete er die Bekleidungsmarke White Rex. Das Mode-Label organisiert und unterstützt Kampfsportveranstaltungen in ganz Europa. Der 1,88 Meter große und 106 Kilogramm schwere Kampfsportler tritt immer wieder als Sponsor von Kampfevents auf, mehrfach etwa in Rom, Lyon oder Athen. Es gibt Mutmaßungen, dass er der Anführer einer Gruppe russischer Hooligans war, die im Sommer 2016 an der Fußball-Europameisterschaft in Marseille Jagd auf Engländer gemacht und mehrere schwer verletzt hätten. Gute Kontakte pflegt Nikitin zu Thorsten Heise und Tommy Frenck, auf dessen Rechtsrockfestival er 2017 im thüringischen Themar eine Rede hielt. Entstanden ist ein internationales Netzwerk durchtrainierter Rassisten, Hooligans und Neonazis. Zudem verfügt er durch seine Marke über Kontakte in die Fanszenen von Legia Warschau sowie Sparta Prag. Im Frühjahr 2018 trafen er und Olena Semenjaka beim MMA-Kampf in Kiew den Amerikaner Robert Rundo, Begründer des Rise Above Movement, mit dem er seit 2021 einen Podcast veröffentlicht. Im Oktober 2018 hielt er beim sogenannten „Kampf der Nibelungen“, einer von Neonazis organisierten Veranstaltungsreihe der „Mixed Martial Arts“ (MMA), im sächsischen Ostritz eine Rede.

Die Polizei ermittelt regelmäßig gegen ihn wegen mutmaßlich krimineller Geschäfte in Osteuropa. 2019 erwirkten die Sicherheitsbehörden in Nordrhein-Westfalen gegen ihn ein Einreiseverbot für den Schengen-Raum. Er hat seine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland aufgrund seiner Hooligan-Aktivitäten verloren und lebt seit 2017 in der Ukraine.

In der Schweiz ist Florian Gerber, Vizechef der rechtsextremen „Partei National Orientierter Schweizer“ (PNOS), seit 2017 für Kapustins Onlinehandel verantwortlich. In der Oberpfalz betreibt Patrick Schröder, der auch das Onlineportal FSN betreibt, Nikitins Store. Im südkalifornischen Huntington Beach vertrieb Robert Rundo bis 2018 über den Onlinestore The Right Brand Nikitins Bekleidungslinie.

Er war ein Mitarbeiter des russischen Neonazis Maxim „Tessak“ Marcinkiewicz.

Kapustin wird von der russischen Justiz vorgeworfen, am 2. März 2023 einen Anschlag in der russischen Oblast Brjansk verübt zu haben. Laut Mediazona wurde gegen Denis Kapustin ein Verfahren wegen Terroranschlags (Artikel 205 des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation), Beteiligung an den Aktivitäten einer Terrororganisation (Artikel 205.4 des Strafgesetzbuches) und illegalen Sprengstoffhandels eröffnet (Artikel 222.1 des Strafgesetzbuches).

Der kanadische Journalist Michael Colborne recherchiert seit Jahren zu Kapustin.

Kapustin sieht sich selbst als Nationalist, der ein ethnisch reines Russland anstrebt, identifiziert sich aber laut eigener Aussage weder mit dem Neonazismus noch der White Supremacy. Als Ziel seiner Gruppierung sieht er die Zersplitterung von Russland in verschiedene Nachfolgestaaten.

Ab Mai 2023 trat Kapustin im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Oblast Belgorod 2023 verstärkt in der Öffentlichkeit auf.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Екатерина Венкина: Основатель РДК объявлен в розыск в РФ, 27. März 2023, abgerufen am 9. Juni 2023 (russisch).
  2. ↑ Robert Claus: „Ihr Kampf“. Wie Europas extreme Rechte für den Umsturz trainiert, Die Werkstatt, Bielefeld 2020, ISBN 978-3-7307-0515-5.
  3. ↑ Robert Claus: Neonazis und illegale Kämpfe: Wie sich deutsche und russische Hooligans vernetzen, vice.com, 4. Oktober 2017, abgerufen am 10. Juni 2023.
  4. ↑ Jörg Diehl, Max Holscher, Roman Lehberger und Ansgar Siemens: Rechtsextremer Kampfsportler Der Neonazi-Krieger, Der Spiegel (online), 14. Februar 2019, abgerufen am 10. Juni 2023.
  5. ↑ Florian Kellermann: Kämpfen im Gebiet Belgorod – Krieg endgültig nach Russland gekommen, Deutschlandfunk, 8. Juni 2023, abgerufen am 10. Juni 2023.
  6. ↑ Phil Göbel: Vorfall in Brjansk Russischer Neonazi, Kämpfer für die Ukraine, Kampfsportler in Deutschland: Wer ist Denis Nikitin?, Stern.de, 3. März 2023, abgerufen am 10. Juni 2023.
  7. ↑ Martin Küper: Ein zweifelhafter Verbündeter Warum russische Neonazis für die Ukraine kämpfen, t-online.de, 26. Mai 2023, abgerufen am 10. Juni 2023.
  8. 1 2 3 Agnieszka Pikulicka-Wilczewska: How Russians end up in a far-right militia fighting in Ukraine, Reuters, 11. Mai 2023, abgerufen am 10. Juni 2023.
  9. ↑ Hannes von Wyl: Die Pnos und die rechten Schläger von Marseille, Tages-Anzeiger, 22. April 2017, abgerufen am 10. Juni 2023.
  10. ↑ Ali Winston und A. C. Thompson: American Hate Group Looks to Make Allies in Europe, ProPublica, 5. Juli 2018, abgerufen am 10. Juni 2023 (englisch).
  11. ↑ Denis Kapustin, Center on Extremism, abgerufen am 10. Juni 2023 (englisch).
  12. ↑ Russischer Rechtsextremist Neonazi-Kampfsportler erhält Einreiseverbot für Schengenraum, Der Spiegel (online) 29. August 2019.
  13. ↑ Extremismus:Behörden untersagen rechtsradikalem Hooligan die Einreise, Süddeutsche Zeitung, 28. August 2019, abgerufen am 10. Juni 2023.
  14. ↑ Tobias Tscherrig: Schweiz: Einreiseverbot für russischen Neonazi-Hooligan, infosperber.ch, 3. September 2019, abgerufen am 10. Juni 2023.
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