Der Mann mit dem Goldhelm
nicht zugewiesen, um 1650/1655
Öl auf Leinwand
67,5× 50,7cm
Staatliche Museen zu Berlin

Der Mann mit dem Goldhelm ist ein Porträt aus dem Umkreis des niederländischen Malers Rembrandt van Rijn, das lange Zeit für ein Original Rembrandts gehalten wurde. Es wird als Eigentum des Kaiser Friedrich-Museums-Vereins in der Gemäldegalerie Berlin ausgestellt.

Beschreibung

Das Bild zeigt einen älteren Mann vor einem dunklen Hintergrund mit einem auffallend golden leuchtenden Helm auf dem Kopf.

Der Helm ist durch Farbe und Licht und den pastosen Auftrag der beherrschende Bildgegenstand, gegen den das halb beleuchtete Gesicht und der dunkle Hintergrund an Bedeutung verlieren.

Deutung

Bei dem Dargestellten handelt es sich nicht, wie oft vermutet, um Rembrandts Bruder Adriaen. Arnold Houbraken erwähnt ein Gemälde des Kriegsgottes Mars des Rembrandt-Schülers Heyman Dullaert, das in Amsterdam als echter Rembrandt verkauft worden sei.

Anzumerken ist, dass für die Betrachter des späten 17. Jahrhunderts der Helm aus dem späten 16. Jahrhundert bereits als Antiquität galt. Dies legt den Schluss nahe, dass die porträtierte Person als Krieger der Vergangenheit gedacht war, dessen Prunkhelm ein Zeichen seines hohen Rangs war.

Auffällig ist, dass das eigentliche Attribut zum Hauptmotiv des Bildes wurde; der Dargestellte bleibt so anonym. So charakterisierte Abraham Bredius das Bild als „meisterhaftes Stillleben eines Helmes“. Wilhelm von Bode war der Ansicht, das Motiv sei „von Rembrandt nur dazu erfunden, um Ausdruck und Charakter des Kopfes noch zu heben“.

Maler

Der Kaiser-Friedrich-Museums-Verein erwarb als Förderverein der Gemäldegalerie Berlin das Bild als eigenhändiges Werk Rembrandts im Jahre 1897. In den 1970er Jahren tauchten jedoch im Rahmen des 1968 gestarteten „Rembrandt Research Projects“ Zweifel an der Authentizität des Bildes auf. Es stellte sich heraus, dass das Porträt eine Werkstattarbeit war und kein Verwandter Rembrandts Modell gesessen hatte.

Der Mann mit dem Goldhelm wird seit 1986 nicht mehr Rembrandt zugeordnet. Ernst van de Wetering berichtete im Tagesspiegel über die Neubewertung dieses Bildes und die Reaktionen darauf:

„Auch für uns war es ein fester Bestandteil im allgemeinen Rembrandt-Bild. Als das Gemälde dann in der Restaurierungswerkstatt aus dem Rahmen genommen wurde, fielen uns fast die Augen aus dem Kopf. Wir hielten eine Abschreibung zunächst für völlig unmöglich und haben jahrelang geschwiegen, denn bis zur Niederschrift in den Forschungsbänden waren unsere Erkenntnisse nur vorläufige Urteile.“

Die Echtheitsfragen werden kontrovers diskutiert und rufen heftige Reaktionen hervor. Oft hätten die Mitarbeiter des „Rembrandt Research Projects“ zu hören bekommen:

„Ihr stehlt, ihr vernichtet das Kapital der Besitzer. Die Menschen hatten das Gefühl, dass wir ihnen etwas wegnehmen würden.“

Eine Neuzuweisung des Bildes wurde oft versucht. Dabei wurden Carel van den Pluym und Heyman Dullaert als Maler in die Debatte gebracht. Auch der Augsburger Maler Johann Ulrich Mayr, der um 1648/1649 in der Werkstatt Rembrandts tätig war, wurde in Erwägung gezogen, da der Helm als Werk Augsburger Waffenschmiede erkannt wurde. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass der Maler des Goldhelms nicht dem engeren Kreis, sondern dem weiteren Umkreis Rembrandts angehörte.

Der Berliner Kunsthistoriker Werner Busch stellte fest, dass nach den Statuten des 17. Jahrhunderts „der Meister das Recht hatte, alles in seinem Atelier Gefertigte unter seinem Namen zu verkaufen“. Das erklärt auch, dass es Werke mit Rembrandts Signatur gibt, an die er so gut wie gar nicht Hand angelegt hatte:

„Es gibt Rembrandt-Bilder, die sind rembrandtischer als Rembrandt selbst – wie der Mann mit dem Goldhelm in Berlin. Sein dickes Impasto, das potenzierten Glanz produziert, treibt ein rembrandtsches Prinzip über sich selbst hinaus. Eben deswegen konnte das Bild so berühmt werden, es war für eine bestimmte Zeit der Inbegriff von Rembrandt, ohne von Rembrandt zu sein.“

Seit dem Erwerb und der öffentlichen Ausstellung in Berlin war das Bild äußerst populär. Kunstdrucke und mehr oder weniger geschmackvolle Umsetzungen in andere Medien (z. B. als Stickerei) waren weit verbreitet und schmückten viele Wohnungen. Seit es nicht mehr als Werk Rembrandts gilt, hat die Bekanntheit des Bildes nachgelassen, obwohl es sich dabei durchaus um ein qualitätvolles Werk handelt, wie Martin Warnke feststellte.

Literatur

  • Michiel Franken, Kristin Bahre, Jan Kelch: Rembrandt. Genie auf der Suche. DuMont, Köln 2006, ISBN 3-8321-7694-2.
  • Gemäldegalerie Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz Berlin: Katalog der ausgestellten Gemälde des 13.–18. Jahrhunderts. Berlin 1975.
  • Saam Nystad: Der Goldhelm. In: Jahrbuch der Berliner Museen. Bd. 41, 1999, S. 245–250 (über die mögliche Vorlage des Helms, siehe dazu einen Artikel in: Der Spiegel, 29. Mai 2000).
  • Jan Kelch (Hrsg.): Der Mann mit dem Goldhelm. Eine Dokumentation der Gemäldegalerie in Zusammenarbeit mit dem Rathgen-Forschungslabor SMPK und dem Hahn-Meitner-Institut Berlin. Berlin 1986, ISBN 3-88609-157-0.
  • Ernst A. Busche: Der Mann mit dem Goldhelm. Neue Erkenntnisse zur Provenienz des Gemäldes. In: Jahrbuch der Berliner Museen. Bd. 75, 2015, S. 99–106.

Belege

  1. Beide Zitate nach Saam Nystad: Der Goldhelm. In: Jahrbuch der Berliner Museen 41 (1999), S. 245–250, hier S. 245.
  2. 1 2 Zitat van de Weterings nach Nicola Kuhn: Das Prinzip der Kennerschaft. In: Tagesspiegel. 29. Januar 2006 (archive.org).
  3. Werner Busch: Wirklich Rembrandt? 400 Jahre nach seiner Geburt gibt der Maler der Forschung noch immer Rätsel auf. In: Tagesspiegel-Beilage der Freien Universität Berlin, 24. Juni 2006. Abgerufen am 24. Mai 2014.
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