Film
Deutscher Titel Der Nebelmann
Originaltitel La ragazza nella nebbia
Produktionsland Italien
Originalsprache Italienisch
Erscheinungsjahr 2017
Länge 128 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Donato Carrisi
Drehbuch Donato Carrisi
Produktion Maurizio Totti,
Alessandro Usai
Musik Vito Lo Re
Kamera Federico Masiero
Schnitt Massimo Quaglia
Besetzung
  • Toni Servillo: Agente Vogel
  • Alessio Boni: Prof. Loris Martini
  • Jean Reno: Augusto Flores
  • Lorenzo Richelmy: Agente Borghi
  • Galatea Ranzi: Stella Honer
  • Michela Cescon: Agente Mayer
  • Lucrezia Guidone: Clea
  • Daniela Piazza: Maria Kastner
  • Thierry Toscan: Bruno Kastner
  • Ekaterina Buscemi: Anna Lou Kastner
  • Antonio Gerardi: Giorgio Levi, Rechtsanwalt
  • Greta Scacchi: Beatrice Leman
  • Marina Occhionero: Monica
  • Jacopo Olmo Antinori: Mattia,
    autistischer Schüler
  • Sabrina Martina: Priscilla
  • Pietro Faiella: Romeo
  • Massimo Rigo: Polizist
  • Massimo Sacilotto: Restaurantbesitzer
Synchronisation

Der Nebelmann in der Deutschen Synchronkartei Synchronfirma: Think Global Media GmbH, Berlin

Der Nebelmann (Originaltitel La ragazza nella nebbia; deutsch: Das Mädchen im Nebel) ist ein italienischer Kriminalfilm aus dem Jahr 2017. Regie führte Donato Carrisi, von dem auch die gleichnamige Romanvorlage und das Drehbuch stammen. Er gab damit sein Regiedebüt. In einem abgelegenen italienischen Bergdorf soll ein prominenter Ermittler, verkörpert von Toni Servillo, das plötzliche Verschwinden eines jungen Mädchens aufklären. Die Methoden, die er anwendet, sind jedoch äußerst umstritten. Alessio Boni, Jean Reno und Lorenzo Richelmy sind in tragenden Rollen besetzt.

Handlung

Nach einem Autounfall in den Bergen wird der Sonderermittler Vogel von dem Psychiater Augusto Flores begutachtet und befragt. In Rückblenden wird dann die Geschichte einer Entführung geschildert, zu deren Aufklärung Vogel in das abgelegene Bergdorf Avechot in den italienischen Alpen gereist ist, wo er mehr oder weniger gut mit der örtlichen Polizei zusammenarbeiten musste.

Auf ihrem Weg zur Kirche verschwindet die sechzehnjährige Anna Lou Kastner spurlos. Sonderermittler Vogel leitet die folgende Untersuchung, in die er, wie stets bei seinen Ermittlungen, auch die Medien massiv einbezieht. Dadurch erhofft er sich, dass der Entführer (der auch bereits zum Mörder geworden sein könnte) nervös wird und Fehler macht. An seiner Seite arbeitet wiederum, wie auch in seinen vorherigen Fällen, die nach außen hin sehr engagierte Journalistin Stella Honer. Honer geht es jedoch mehr um ihre Karriere, als um den jeweiligen Fall selbst. Wieder einmal gerät auch Vogel mit seinen mehr oder minder zweifelhaften Methoden selbst in den Fokus der journalistischen Neugierde.

In Amateurvideos, die der autistische Schüler Mattia, ein jugendlicher Verehrer Anna Lous, gemacht hat, taucht wiederholt ein weißer Geländewagen auf. Dieser gehört ohne Zweifel dem beliebten Literaturprofessor Loris Martini, der erst seit einem knappen Jahr mit seiner Familie im Ort lebt. Es finden sich zwar immer weitere Beweise, die ihn in Zusammenhang mit dem Fall bringen, jedoch stellt sich heraus, dass er diese absichtlich selbst in Umlauf brachte, um den Verdacht zunächst bewusst auf sich zu lenken. Allerdings handelte es sich um Indizien, die zu keiner Zeit stichhaltig genug sind, um ihn überführen zu können. Martini will Vogel dazu verleiten, einige zusätzliche Beweise gegen ihn zu fälschen, damit der vage Verdacht sich endlich zur Gewissheit wandelt, was ihm auch gelingt. Kaum hat er das geschafft, lenkt er den Verdacht auf einen Serienmörder, der vor 30 Jahren in der Gegend sein Unwesen getrieben hat und – in der deutschen Fassung – der „Nebelmann“ genannt wurde. Nachdem Martini den Medien Beweise zuspielt, sieht es so aus, als habe Vogel selbst etwas mit dem Verschwinden Anna Lous zu tun. Zu einer kurzfristig anberaumten Fernsehtalkshow sind sowohl Vogel als auch Martini eingeladen, um sich den Fragen der investigativen Journalistin zu stellen. Während Vogel noch hinter den Kulissen wartet, trifft er auf Martini und entdeckt an dessen Handgelenk einen echten Beweis für dessen Täterschaft. Daraufhin beschließt er für Gerechtigkeit zu sorgen und lockt Martini in sein Auto, wo er ihn tötet. Zwar wird diese Szene nicht gezeigt, dafür jedoch die Szene, in der Martini Anna Lou, die er vergiftet hat, beim Sterben zuschaut. Martini hat die Tat einzig aus dem Grund begangen, um sich selbst als Opfer zu inszenieren. Seine Absicht war es, die Welt an einen Justizirrtum glauben zu lassen, um dann kräftig abzukassieren. Fast wäre seine Rechnung auch aufgegangen.

Als das Gespräch mit Psychiater Flores beendet ist, bittet dieser die wartenden Polizeibeamten herein, die Vogel verhaften. Flores kehrt anschließend nach Hause zurück, öffnet sinnierend eine gut versteckte Schachtel und ergötzt sich an sechs roten Haarsträhnen, wodurch erkennbar wird, dass Flores der „Nebelmann“ ist, also der Serientäter, der bereits vor 30 Jahren aktiv war.

Produktion

Produktionsnotizen, Erfolg

Der Film wurde am Karerpass in Südtirol in Italien gedreht. Es handelt sich um eine italienisch-deutsch-französische Koproduktion der Colorado Filmproduktion, von Medusa Film und Gavila in Zusammenarbeit mit IDM Südtirol – Alto Adige Film Fund. Ekaterina Buscemi, die die Rolle der Anna Lou Kastner spielt, war in diesem Film zum ersten Mal auf der Leinwand zu sehen.

In den ersten zwei Programmwochen erzielte der Film an den italienischen Kinokassen 3,3 Millionen Euro an Einnahmen. Im weltweiten Verkauf kamen noch einmal knapp 5 Millionen Euro hinzu.

Buchvorlage

Peter Körte befasste sich im August 2017 in der Frankfurter Allgemeinen mit dem Buch von Donato Carrisi und schrieb, es seien „die Bösen, die eine gute Geschichte ausmachen“ würden. Weiter führte er aus: „Wenn man genauer hinsieht, wird allerdings auch spürbar, dass Carrisi den Zynismus Vogels und die Sensationsgier der Medien oft ein bisschen zu deutlich akzentuiert. Das ändert nichts daran, dass dieser ‚Nebelmann‘ ein smarter und kompakter Thriller ist, in dem der Spannungsbogen nie erschlafft und dessen Schlusspointe einen noch mal überrascht, nachdem so viele Fährten sich als falsch und so viele taktische Winkelzüge sich als zu kompliziert erwiesen haben.“

Soundtrack

  • Dança da Solidão, Vortrag: Beth Carvalho
  • My Love is Real, Vortrag: Franck Sarkissian
  • Doom: And then Death Scythed, Vortrag: Darkend
    Songs von Simone Giorgini (Antarktica), Text von Luca Gregori (Animae)

Veröffentlichung

In Italien wurde der Film am 25. Oktober 2017 erstmals auf dem Rome Film Festival vorgestellt, bevor er einen Tag später in die italienischen Kinos kam. In folgenden Ländern wurde der Film im Jahr 2018 erstveröffentlicht: Russland, Griechenland, Frankreich, Polen, Portugal, Kroatien, Spanien, Taiwan, Australien (dort auf dem Lavazza Italian Film Festival), Brasilien und Südkorea. In den Niederlanden erfolgte eine Veröffentlichung 2019, in Japan 2020 und in China 2021. Zu sehen war der Film zudem in Kanada, Serbien, in der Ukraine, im Vereinigten Königreich und in den Vereinigten Staaten, dort unter dem internationalen Titel The Girl in the Fog.

In Deutschland war der Film nicht im Kino zu sehen. Die Koch Media GmbH gab ihn am 27. September 2018 mit einer deutschen Tonspur auf DVD und Blu-ray heraus. Als Bonus ist ein Interview mit Donato Carrisi sowie der Kinotrailer enthalten. Im Programm des ZDF lief Der Nebelmann erstmals am 21. Juni 2021 in der Rubrik „Spielfilm-Highlights“ als erster Film einer in den Monaten Juni/Juli angesetzten europäischen Filmreihe.

Rezeption

Einschaltquote

Bei seiner Erstausstrahlung im ZDF am 21. Juni 2021 wurde der Film von 1,52 Millionen Zuschauern eingeschaltet, was einem Marktanteil von 9,2 Prozent entsprach.

Kritik

The Guardian lobte: „So gut wie Stieg Larsson und Jo Nesbø“, La Lettura war überzeugt: „Ein perfekter Thriller mit einem Ende, das sprachlos macht.“

Der Filmdienst vergab drei von fünf möglichen Sternen und erkannte an, dass der Film mit „verschiedenen Handlungssträngen, Perspektiven und immer neuen Verdachtsmomenten ein raffiniertes Spiel aus falschen Fährten“ entfalte, in dem neben der Aufklärung des Verbrechens auch das Verhältnis von Polizei und Medien thematisiert werde.

Der Kritiker der Märkischen Oderzeitung äußerte sich weniger zufrieden. Der Film sei eigentlich „ein gut gemachter und dichter Thriller“, wäre er „nur eine halbe Stunde kürzer gewesen.“ Zudem überdrehe der Regisseur „die Spannungsschraube zum Ende hin etwas“, denn der Täter „könnte zwar passen, wirkt aber dann doch etwas an den Haaren herbeigezogen.“

Matthias Hannemann setzte sich in der Frankfurter Allgemeinen mit dem Film auseinander und stellte fest, die Verfilmung sei „im Grunde ein Hörspiel“. Allerdings würde einem dann „die Kamera von Federico Masiero entgehen“. Den Film tragen würden „Toni Servillo, der einen zu allem fähigen Zyniker spielt, und Allesso Boni, der den Lehrer zurückhaltend nachdenklich“ mime. Von deutschen Produktionen unterscheide sich der Film „deutlich“. Die Filmmusik von Vito Lo Re hinterlasse jedoch einen „gemischten Eindruck“.

Frank Jürgens befasste sich in der Neuen Osnabrücker Zeitung mit dem Film und schrieb, Donato Carissi sei mit der Verfilmung seines eigenen Romans „ein düsteres, spannendes Regiedebüt“ gelungen.

Matthias Jordan war auf der Seite kulturnews der Meinung, das ZDF wolle zeigen, „dass auch Europa große Filme“ mache, und habe den italienischen Thriller ‚Der Nebelmann‘ als Premierefilm ausgewählt.

Oliver Armknecht vertrat auf der Seite film-rezensionen die Ansicht, der Film sei „überaus kompetent inszeniert, ein ebenso atmosphärischer wie spannender Genrebeitrag“, dabei sei „das Tempo recht gering“. Armknecht gab dem Film sieben von zehn möglichen Punkten und zog das Fazit: „Die Romanadaption ‚Der Nebelmann‘ bietet klassische Krimikost, die gleichermaßen von verborgenen Abgründen und einem fragwürdigen Ermittler erzählt. Das ist recht langsam erzählt, am Ende auch nicht so komplex wie gedacht, aber doch atmosphärisch und spannend.“

Die Redaktion von Cinema färbte alle fünf Kästchen rot, was der Höchstwertung entspricht, und stellte fest: „Komplexer, atmosphärischer Noir-Thrill: Der Apulier Donato Carrisi schrieb das Skript zu seinem eigenen Bestseller, übernahm auch die Regie und wurde als Nachwuchsfilmer mit Italiens wichtigstem Filmpreis, dem David di Donatello, ausgezeichnet. Die gemächliche Gangart tut der in Rückblenden erzählten doppelbödigen Geschichte gut. Die Auflösung ist ein Knaller.“ Fazit: „Falsche Fährten, unverhoffte Twists, starke Schlusspointe.“

Auszeichnungen

Donato Carrisi wurde 2018 mit dem David di Donatello Award als bester Nachwuchsregisseur (Migliore Regista Esordiente) ausgezeichnet. Bei den Globo d’Oro 2018 erhielt Toni Servillo den Preis als bester Schauspieler (Migliore Attore) und Donato Carrisi wurde in der Kategorie „Bestes Drehbuch“ (Migliore Sceneggiatura) ausgezeichnet.

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Der Nebelmann. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 179760/V).
  2. La ragazza nella nebbia. Abgerufen am 22. Februar 2020.
  3. Der Nebelmann – Einspielergebnis in Italien
  4. Der Nebelmann – Einspielergebnis weltweit
  5. Peter Körte: Carrisis Krimi „Der Nebelmann“. Die Nacht, die alles veränderte
    In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. August 2017. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  6. 1 2 Der Nebelmann Abb. DVD-Hülle
  7. Der Nebelmann zdf.de
  8. 1 2 Matthias Jordan: TV-Tipp: Jean Reno wieder auf Mörderjagd in „Der Nebelmann“
    kulturnews.de, 21. Juni 2021. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  9. Europäisches Kino im ZDF und in der ZDFmediathek. Start mit „Der Nebelmann“ presseportal.de
  10. Veit-Luca Roth: Primetime-Check, Montag, 21. Juni 2021 quotenmeter.de
  11. Der Nebelmann jpc.de
  12. Alexander Hertel: Der Nebelmann. Kritik. In: Filmdienst. Abgerufen am 21. Juni 2021.
  13. Stefan Klug: Wendungsreiche Krimikost
    In: Märkische Oderzeitung, 6. Okt. 2018. Abgerufen am 2. April 2020.
  14. Matthias Hannemann: „Der Nebelmann“ im ZDF. Er kann ihn berühmt machen
    In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Juni 2021. Abruf 22. Juni 2021.
  15. Frank Jürgens: „Der Nebelmann“ – Thriller eröffnet europäische Filmreihe im ZDF
    In: Neue Osnabrücker Zeitung, 20. Juni 2021. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  16. Oliver Armknecht: Der Nebelmann film-rezensionen, 25. November 2018. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  17. Der Nebelmann. In: cinema. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  18. La ragazza nella nebbia – IMDb. Abgerufen am 22. Februar 2020.
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