Das desmodromische Training (aus dem Griechischen von desmos (δεσμός, „Band, Fessel“) und dromos (δρόμος, „Weg“), sinngemäß also „kontrollierte Bewegung“) ist eine Trainingsvariante im Gesundheitstraining und auch im Kraftsport, die eine deutlich erhöhte exzentrische Last einsetzt und dadurch die verstärkte Ausbildung eines schnellen Muskelphänotyps fördert.

Trainingskonzept

Die maximale willkürliche Kraftentwicklung ist bei der exzentrischen Muskelaktion größer als während der konzentrischen Muskelaktion. Somit ist aber bei konventionellem Krafttraining, das mit gleicher absoluter Last für beide Aktionen arbeitet (wie z. B. durch Gewichte, Hanteln oder Eigengewicht), der relative Anteil der exzentrischen Last immer geringer als der der konzentrischen. Grundlage des desmodromischen Konzeptes ist daher ein stetiger Wechsel von konzentrischer und exzentrischer Kraftarbeit, bei der der exzentrische Anteil mit höherer absoluter Kraft arbeitet als der konzentrische. Dadurch ergeben sich außergewöhnlich hohe Trainingsreize. Da diese Asymmetrie zwischen der positiv und negativ dynamischen Kraft mittels Hanteln oder Eigengewicht ohne intensive Mitwirkung eines Helfers nicht zu erreichen ist, werden üblicherweise computergesteuerte Maschinen eingesetzt.

Die kurzen Trainingseinheiten (ca. 30 bis 60 Sekunden pro Übung) an den einzelnen Geräten werden idealerweise bis zum Zeitpunkt der lokalen Erschöpfung durchgeführt. Ziel ist die vollständige Ausschöpfung der muskulären ATP-Vorräte.

Entwicklung

Das Konzept wurde 1983 von J. Schnell und L. Spitz entwickelt. Seit breiter Verfügbarkeit entsprechender Trainingsgeräte in Studios seit ca. 2008 wird das Konzept auch verstärkt von Freizeitsportlern angewandt, typischerweise in Form eines Zirkeltrainings mit bis zu 15 Stationen.

Physiologische Wirkung

Das spezielle und besonders intensive Reizmuster des Trainings fördert eine rasche Hypertrophie sowie die Bildung eines schnelleren Muskelphänotyps. In Studien wurden auch Konzentrationsanstiege in der mRNA von MHC IIa und Laktatdehydrogenase (LDH) A beobachtet, sowie eine Zunahme der anaerob laktaziden Energiebereitstellung festgestellt.

Literatur

  • J. Schnell, L. Spitz: Desmodromisches Muskeltraining. In: M. Bührle (Hrsg.): Grundlagen des Maximal- und Schnellkrafttrainings. Hofmann Verlag, Schorndorf 1985, ISBN 3-7780-8561-1, S. 233–236.
  • Jürgen Weineck: Sportbiologie. 10. Auflage, Spitta-Verlag, Balingen 2010, ISBN 3-938509-25-2, S. 374 ff.
  • PV Komi, JT Vitasalo: Changes in motor unit activity and metabolism in human skeletal muscle during and after repeated eccentric and concentric contractions. In: Acta Physiol Scand 100, 1977, S. 246–254, PMID 888714
  • Birgit Friedmann: Neuere Entwicklungen im Krafttraining. Muskuläre Anpassungsreaktionen bei verschiedenen Krafttrainingsmethoden. In: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, Jahrgang 58, Nr. 1, 2007, (PDF; 159 kB)
  • B. Friedmann, R. Kinscherf, S. Vorwald, H. Müller, K. Kucera, S. Borisch, G. Richter, P. Bärtsch, Billeter: Muscular adaptations to computer-guided strength training with eccentric overload. In: Acta Physiol Scand., 2004 Sep, 182(1), S. 77–88, PMID 15329060.
  • Birgit Friedmann-Bette, Timm Bauer, Ralf Kinscherf, Silke Vorwald, Konstanze Klute, Dirk Bischoff, Helmut Müller, Marc-André Weber, Jürgen Metz, Hans-Ulrich Kauczor, Peter Bärtsch, Rudolf Billeter: Effects of strength training with eccentric overload on muscle adaptation in male athletes. In: European Journal of Applied Physiology, March 2010, Volume 108, Issue 4, S. 821–836, doi:10.1007/s00421-009-1292-2.

Einzelnachweise

  1. Die Welt, 20. Juni 2010: Milon lässt die Muskeln spielen
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