Detlef Günther (* 1. Juni 1958 in Wolfsburg) ist ein deutscher Künstler und Erfinder.

Leben

Detlef Günther studierte an der Ludwig-Maximilian-Universität in München und der Freien Universität Berlin zunächst Geistes- und Kommunikationswissenschaften und schloss das Studium 1982 mit einer wissenschaftlichen Arbeit über „Die Kunstauffassung der Kritischen Theorie“ ab. Von 1984 bis 1990 studierte er Freie Kunst an der HdK Berlin, nachmals UdK, mit dem Abschluss als Meisterschüler bei Professor Hans-Jürgen Diehl. Zur gleichen Zeit gründete er mit Martin Assig, Klaus Hoefs, Oliver Öfelein und Jochen Stenschke die Künstlergruppe BOR, mit deren Arbeiten u. a. eine Ausstellung im Gemeente Museum Helmond (Niederlande) stattfand, zu der der Kunsthistoriker Eugen Blume den Einleitungstext schrieb. Als freier Künstler war Günther in den 90er Jahren Mitarbeiter an dem Forschungsprojekt “Technisches Sehen” beim Medieninstitut Berlin (Leitung: Arthur Engelbert). 1990 nahm Günther auch an den größeren Gruppenausstellungen „Visum“ in Warschau und Berlin teil.1997 gründete er die “Twosuns Media Development GmbH” und entwickelte das interaktive Environment-System “Enclued” in Anbindung an ein neuartiges Kameraverfahren, das Personenbewegungen im Raum dreidimensional aufzeichnet. Beide Erfindungen wurden vom Deutschen und Europäischen Patentamt patentiert. Im Auftrag von Unternehmen und Institutionen wie Sony Deutschland, dem Festspielhaus Hellerau, dem Haus der Kulturen der Welt, dem Künstler Carsten Nicolai und dem Canon ArtLab in Tokyo realisierte Detlef Günther zwischen 1992 und 2002 verschiedene Medienprojekte. Günther ist Mitglied der 2016 gegründeten Bewegung Demokratie in Europa 2025 (DiEM25).

Künstlerisches Schaffen und Spektrum

„Ich beschäftige mich mit den Fragen, warum sich das Sehen immer mehr nach "Innen" richtet, warum die uns umgebenden Bildwelten "das freie Sehen" verhindern, sich anschicken "das Unsichtbare" zu töten.“

Detlef Günther

Günthers Themen zeigen die grundlegende Ambivalenz auf, die seit der Renaissance unser modernes Bild- und Sichtbarkeitsverständnis prägt. Bezogen auf die sich uns immer stärker aufdrängenden Zukunftsfragen stellt Günther dabei auch die Frage nach der Kraft des Glaubens neu. Das Geglaubte in diesem Glauben ist aber eher der Glaube selbst: als Utopie, als eine auf sich selbst verweisende Utopie, als Utopie, die sich in sich selbst stabilisiert.

Arbeiten Detlef Günthers sind u. a. vertreten in der Sammlung Karl Kremer, in der EON Kunstsammlung, in der Kunstsammlung der Deutschen Bank (Frankfurt) und im Kunstmuseum Gelsenkirchen.

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 2017 The Human Image, Andreas Reinsch Project, Berlin
  • 2016 Grund - Transnaissance no.2, Kunst in der Kirche, Berlin
  • 2015 Transnaissance no.1, Andreas Reinsch Project, Berlin
  • 2012 The Manifestation of Volumes, Kirche auf dem Tempelhofer Feld, Berlin
  • 2007 Heaven Opens, KunstBüroBerlin, Berlin
  • 2006 Dignity of Man - Civilized Meditation, Tieranatomisches Theater der Humboldt-Universität, Berlin
  • 1993 Zone Reality - Gewalt und Wirklichkeit, Volksbühne, Schauraum der NGBK, Flughafen Tempelhof, Berlin
  • 1992 Projekt Gelb 92. Redesign - Die Erde ist Gelb, Berlin
  • 1992 Kapazität, Galerie Treppenhaus, Berlin
  • 1991 Detlef Günther, Galerie Kremer, Gelsenkirchen
  • 1990 Der Tag heute davor und dahinter und mittendrin, Galerie Tengelmann, Köln
  • 1990 Das Spiel mit den Steinen auf dem Wasser, Eisenhalle, Berlin
  • 1989 Wände-Seelen-Schnee, Eisenhalle, Berlin
  • 1988 D. Günther, Galerie Kremer-Tengelmann

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

  • 2010 Imaginarium, Galerie Wedding, Berlin
  • 2006 Inspiration, KunstBüroBerlin, Berlin
  • 2004/05 Slow the Eye, Chelsea Hotel, New York; Arena Berlin
  • 1995 Gebet - silber, St. Petri Kapelle, Brandenburg
  • 1992 Galerie Vanguardia, Bilbao / Spanien
  • 1992 Galeria Indice, Torre la Vega / Spanien
  • 1992 Casa de Cultura, Eivar / Spanien
  • 1992 Gruppe BOR, Gemeente Museum, Helmond / Holland
  • 1992 Galerie Sephira, Madrid / Spanien
  • 1991 Casa de Cultura, Basauri / Spanien
  • 1990 Plener Warszawa, Biuro Wystaw Atystycznych, Berlin, Warschau
  • 1990 Projekt Visum, Guardini-Stiftung, Berlin und BWA - Staatliche Kunsthalle, Olsztyn, Polen
  • 1990 Gruppe BOR, Galerie Westernhagen, Köln
  • 1989 Gruppe BOR, Eisenhalle, Berlin
  • 1989 Große Münchner Kunstausstellung ’89, Haus der Kunst, München
  • 1988 Gruppe BOR, Galerie Westernhagen, Köln
  • 1988 Große Münchner Kunstausstellung, ’88, Haus der Kunst, München

Publikationen von Detlef Günther

  • Detlef Günther: Heaven Opens. Tübingen/Berlin 2009, ISBN 9783803033406

Literatur über Detlef Günther

  • Arthur Engelbert: Der Tag heute davor und dahinter und mittendrin. In: Politik und Bild, S. 177ff., Berlin 2017, ISBN 9783828837416
  • Arthur Engelbert: Kulturelle Räume. Im Katalog Detlef Günther, Heaven Opens, Tübingen, Berlin 2009; ISBN 978-3-8030-3340-6
  • Angelika Sommer: Bedeutung ist kontextgebunden - Zum Werk von Detlef Günther. Im Katalog Detlef Günther, Heaven Opens, Tübingen, Berlin 2009; ISBN 978-3-8030-3340-6
  • Thomas Wulffen: Der Blick. In: Vorwort zum Katalog „D. Günther“ der gleichnamigen Ausstellung der Galerie Kremer-Tengelmann, Köln 1988.

Einzelnachweise

  1. vgl. hierzu: Eugen Blume, Vorwort im Katalog zur Ausstellung der Gruppe BOR, Jan Bongaarts (Hrg.), Gemeente Museum Helmond, Niederlande, 1992
  2. vgl. hierzu Wolfgang Lahr, Heike Willingham, Hatto Fischer in: Projekt Visum, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, Künstlerwerkstatt Berlin (Hrg.): Berlin, 1990. ISBN 9783928221016
  3. vgl. hierzu: Claus Böhm und Claus Dick: Mäuse und Menschen, in: brand eins 03/1999
  4. vgl. hierzu: Multimedia ohne Monitor, Maus und Menüleisten. In: Handelsblatt vom 26. Mai 2000
  5. Patent DE19653682C2: Steuervorrichtung und -verfahren für mindestens eine Einrichtung eines Raumes, und Raum mit Steuervorrichtung. Angemeldet am 13. Dezember 1996, veröffentlicht am 6. September 2001, Anmelder: Twosuns Media Dev GmbH, Erfinder: Andreas Bohn, Detlev Günther.
  6. Patentanmeldung WO9826346A1: Computersteuerung. Angemeldet am 15. Dezember 1997, veröffentlicht am 18. Juni 1998, Anmelder: Martin Krahl, Detlef Günther, Andreas Bohn, Erfinder: Detlef Günther, Andreas Bohn.
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