Die deutsche Besiedlung Amerikas besteht aus Versuchen der Errichtung abhängiger Kolonien in Venezuela (Klein-Venedig) und auf Tobago, sowie etlichen Versuchen, dort geschlossene deutsche Siedlungen zu errichten.

Geschichte deutscher Siedlungen in einzelnen Staaten und Regionen Amerikas

Deutsche sind über Jahrhunderte hinweg in wohl alle heutigen Staaten Amerikas eingewandert. In etlichen Fällen handelte es sich um organisierte Versuche der Gründung geschlossener deutscher Siedlungen. Im Folgenden einige Beispiele.

Die Welserkolonie in Venezuela

siehe Hauptartikel Klein-Venedig

Der habsburgische König Karl V. verpfändete 1528 Venezuela an die Augsburger Bankiersfamilie von Anton und Bartholomäus Welser. Diese Rechte wurden von Heinrich Ehinger und Hieronymus Sailer, unabhängigen Agenten der Welser, ausgehandelt. 1531 erlangten die Welser das entsprechende Privileg. Ein Kolonisierungsplan wurde aufgestellt und Ambrosius Ehinger zum Gouverneur bestimmt.

Er verließ Sevilla am 7. Oktober 1528 zusammen mit dem Spanier García de Lerma und 281 Siedlern. In Santo Domingo verließ die Gruppe de Lerma mit 50 Begleitern für seine Mission in Santa Marta, wo er die spanische Herrschaft wiederherstellen sollte, nachdem dort der Gouverneur ermordet worden war. Ehinger und die anderen zogen weiter an die venezolanische Küste und landeten am 24. Februar 1529 in Santa Ana de Coro. Von dort erforschte Ehinger das Hinterland auf der Suche nach der sagenhaften goldenen Stadt Eldorado.

Andere deutsche Gouverneure folgten: Nikolaus Federmann, Georg von Speyer und Philipp von Hutten, die allerdings vor allem nach Gold suchten. Federmann überquerte die Anden nach Santa Fe de Bogotá, wo er und Sebastián de Belalcázar um die ursprünglichen Ansprüche von Gonzalo Jiménez de Quesada auf diese Provinz stritten. Deutsche Bergleute wurden angeworben. Dazu kamen rund 4.000 afrikanische Sklaven, die auf Zuckerrohrplantagen arbeiten mussten. 1541 kam es jedoch zum Streit mit Spanien und 1556 wurde den Bankiers die Kontrolle über die Kolonie entzogen. Viele der deutschen Siedler starben an Tropenkrankheiten oder durch Kämpfe gegen Einheimische bei den häufigen Reisen in das indianische Gebiet.

Die kurbrandenburgische Kolonie St. Thomas

Die Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie pachtete von 1685 bis 1693 einen Teil der karibischen Insel St. Thomas von Dänemark.

Kurland und Semgallen

siehe Hauptartikel Kurländische Kolonialgeschichte

Gleichzeitig unternahm das deutsch beherrschte Herzogtum Kurland und Semgallen zwei Versuche eine Kolonie auf Tobago zu gründen, beide Siedlungen bestanden jeweils nur kurzzeitig.

Brasilien

Siehe Hauptartikel Deutsche Einwanderung in Brasilien

Etwa 10 % der Brasilianer haben deutsche Vorfahren, etliche Orte in Brasilien entstanden als Gründungen deutscher Siedler. Noch heute ist z. B. in Südbrasilien Riograndenser Hunsrückisch eine verbreitete Minderheitensprache.

Guatemala

Präsident Justo Rufino Barrios Auyón (1873–1885) förderte die Ansiedelung deutscher Bauern und stattete sie mit etlichen Privilegien aus, wobei es auch zu Enteignungen einheimischer Bauern kam, die zwangsläufig in die Dienste ihrer deutschen Herren treten mussten. Bis 1890 befand sich fast die gesamte Kaffeeproduktion der Gegend in deutschen Händen.

Paraguay

Der kleine Ort Nueva Germania in Paraguay zeugt heute noch von einem Versuch aus rassistischen Beweggründen mit einer Handvoll deutscher Siedler Ende des 19. Jahrhunderts eine Art Zufluchtsort für die „arische Rasse“ in Südamerika aufzubauen.

Chile

siehe Hauptartikel Deutsche Minderheit in Chile

Etwa 700.000 (4 %), Chilenen stammen von Deutschen ab, für rund 150.000 bis 200.000 ist deutsch auch heute noch die Muttersprache. Deutsche Siedlungen wurden in der Zona Sur in Südchile errichtet.

Nicaragua

Um 1850 kam es zur Gründung deutscher Siedlungen in Nicaragua.

Venezuela

1843 wanderten 358 Bürger aus der Gegend des Kaiserstuhls über Le Havre nach Venezuela aus, vornehmlich aus Endingen am Kaiserstuhl, Forchheim (Kaiserstuhl), Wyhl und Oberbergen. Dort wurden sie nach einigen Wirren an ihrem heutigen Ort angesiedelt. Die Bauern pflanzten Gemüse und Obst an und brauten auch das erste Bier Venezuelas; sie bauten ihre Häuser im Fachwerkstil. Die Dorfgemeinschaft blieb bis 1942 mit eigenen Gesetzen unter sich und geriet nach und nach in Vergessenheit.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Encyclopædia Britannica Cobán(Guatemala) Abgerufen am 11. Juli 2014.
  2. Revista D Deutschland en la Verapaz (Memento vom 28. Oktober 2014 im Internet Archive) Abgerufen am 12. Juli 2014.
  3. Regina Wagner: Historia del café de Guatemala. Anacafe, Bogota, D,C, Colombia 2001, ISBN 958-96982-8-X, S. 203, 207 (com.gt [abgerufen am 27. Oktober 2014]).
  4. Oliver Zöllner: „Generating Samples of Diasporic Minority Populations: A Chilean Example.“ In: Targeting International Audiences: Current and Future Approaches to International Broadcasting Research (CIBAR Proceedings, Vol. 3) (englisch)
  5. Hablantes de alemán en Chile. (DOC-Datei; 28 kB)
  6. Vgl. Museum von Matagalpa und Los Alemanes en Nicaragua.
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