Die Deutsche Christlich-Soziale Volkspartei war eine bürgerlich-christliche Partei in der Tschechoslowakei in der Zeit zwischen dem Ersten Weltkrieg und der faktischen Selbstauflösung 1938. Die Wähler waren vor allem Katholiken der deutschsprachigen Bevölkerungsgruppe.

Entstehung

Die Partei hatte Wurzeln bereits in der Christlichsozialen Partei des Vielvölkerstaats der österreichisch-ungarischen Monarchie, die allerdings unter den Deutschböhmen und Deutschmährern politisch kaum eine Rolle spielte. Sie stellte vor dem Ersten Weltkrieg aus diesen Wahlbezirken nur zwei Abgeordnete im Reichsrat.

Die Deutsche Christlich-Soziale Volkspartei wurde 1919 gegründet, ihr christlich ausgerichtetes Parteiprogramm wurde von dem Moraltheologen und Sozialethiker Karl Hilgenreiner zusammen mit Robert Mayr-Harting entworfen.

Politische Entwicklung

In den ersten Jahren der Tschechoslowakischen Republik (ČSR) wandte sich die Partei zusammen mit den christlichen Parteien der Tschechen und Slowaken gegen die antikirchlichen Bestrebungen der Nachkriegsregierungen.

Seit Oktober 1922 stützte die Partei neben einigen anderen Parteien der deutschsprachigen Bevölkerungsgruppe die tschechoslowakische Regierung. Seit 1926 stellte sie mit Robert Mayr-Harting einen Minister. Auf Grund ihrer Mitarbeit im neuen Staat wurden diese Parteien Aktivisten genannt (vergl. Aktivismus und Negativismus).

Wahlergebnisse

Bei den Parlamentswahlen 1920 kam die Partei auf 2,5 % der Stimmen und erhielt 9 Mandate. Im Jahr 1925 waren es 4,4 % und 13 Mandate. Bei den Wahlen von 1929 kam die Partei auf 4,7 % und 14 Mandate. Starke Verluste musste sie 1935 hinnehmen. Sie kam nur noch auf 2 % mit sechs Mandaten.

Angesichts des Zulaufs für die Sudetendeutsche Partei von Konrad Henlein beendete die Volkspartei nach dem „AnschlussÖsterreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 ihre Tätigkeit.

Literatur

  • Hans Schütz: Die Deutsche Christlichsoziale Volkspartei in der Ersten Tschechoslowakischen Republik. In: Karl Bosl (Hrsg.): Die Erste Tschechoslowakische Republik als multinationaler Parteienstaat. Vorträge der Tagungen des Collegium Carolinum in Bad Wiessee vom 24.–27. November 1977 und vom 20.–23. April 1978 (Bad Wiesseer Tagungen des Collegium Carolinum.). Oldenbourg/München/Wien 1979, ISBN 3-486-49181-4, S. 271–290.
  • Jaroslav Šebek: Sudetendeutscher Katholizismus auf dem Kreuzweg – Politische Aktivitäten der sudetendeutschen Katholiken in der Ersten Tschechoslowakischen Republik in den 30er Jahren. LIT Verlag, Berlin/Münster 2010, ISBN 978-3-8258-9433-7.

Einzelnachweise

  1. Robert Kriechbaumer (Hrsg.): „Dieses Österreich retten“ – Protokolle der Christlichsozialen Parteitage der Ersten Republik (= Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek. Band 27). Böhlau, Wien / Köln / Weimar 2006, ISBN 3-205-77378-0, S. 221 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Hilgenreiner Karl. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 316.
  3. Katholische Kirche und Kultur in Böhmen: Ausgewählte Abhandlungen. Berlin-Hamburg-Münster, 2005, S. 322 Teildigitalisat
  4. Die Sudetendeutschen in der CSR bis zum Münchner Abkommen (1918–1938) (Memento vom 31. Dezember 2008 im Internet Archive)
  5. Karel Vodička: Das politische System Tschechiens. VS Verlag, 2005 S. 25 Teildigitalisat
  6. Deutsche Antifaschisten aus der Tschechoslowakei in Archivdokumenten (1933–1948) (Memento vom 4. Dezember 2014 im Internet Archive)
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