Die deutsche Konjugation (von lateinisch coniugatio Verbindung) beschäftigt sich mit der Flexion (Beugung) von Verben in der deutschen Grammatik.

Überblick

Wie in allen germanischen Sprachen ist der Unterschied zwischen starken Verben und schwachen Verben bedeutsam.

In der sekundären Konjugation der Verben unterscheidet das Deutsche drei Personen (1. Person, 2. Person und 3. Person) und zwei Numeri (Singular und Plural). Das Verb steht in PN-Kongruenz zum Subjekt des Satzes.

Die deutsche Sprache tendiert dazu, den Gebrauch von Hilfsverben gegenüber der synthetischen Flexion vorzuziehen. Während dies beim Passiv und dem Futur vollkommen normal ist, vermuten manche das langsame Aussterben der Konjunktive oder sogar des Präteritums.

Verbformen

Infinite Verbformen (unbestimmt) geben keine Person, Zeit, Zahl (Singular, Plural) an

  • Infinitiv (Nennform): laufen, tanzen, essen, gehen, nennen, gucken …
  • Partizip 1: laufend, tanzend, essend, gehend, nennend, guckend …
  • Partizip 2: gelaufen, getanzt, gegessen, gegangen, genannt, geguckt …

Finite Verbformen (bestimmt): Die Endung des Verbs ändert sich, wenn es in Personen gesetzt wird. Personalform gibt Person, Zeit, Zahl an.

  • gingst: 2. Person/Singular/Indikativ/Präteritum/aktiv
  • kämen: 1. oder 3. Person/Plural/Konjunktiv II (Gleichzeitigkeit)/aktiv

Tempusformen

Das Deutsche kennt nur zwei eigentliche Zeiten, nämlich Präsens und Präteritum, mit deren Hilfe sämtliche Tempusformen gebildet werden; allerdings weichen manche Konjunktiv-II-Formen von der eigentlichen Präteritum-Ableitung ab (siehe unten).

Zeitachse der Gegenwart

  • Präsens (zur Sprechzeit aktuell: Ich schreibe.)
  • Perfekt ([lat.:„Vollendet“] jetzt vollzogen: Ich habe geschrieben.)

Zeitachse der Vergangenheit

  • Präteritum (damals aktuell: Ich schrieb.) Für Jacob Grimm ist das Präteritum die einzige echte Zeitform, die das Deutsche hat. Es ist die klassische Erzählvergangenheitsform (episches Präteritum). In Norddeutschland ist der Gebrauch des Präteritums in der Umgangssprache nahezu unverzichtbar, allerdings nimmt das Perfekt im Gebrauch zu. Dahingegen wird in Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz mit der Ausnahme der Hilfs- und Modalverben statt des Präteritums auch dort das Perfekt verwendet, wo in Norddeutschland das Präteritum üblich wäre. Die alemannischen Dialekte, die in diesen Gebieten als Mundart gesprochen werden, kennen das Präteritum nicht. In Österreich nimmt bei Erzählungen in der Umgangssprache wiederum der Präteritumgebrauch zu. Möglicherweise wird der Zeitengebrauch im Norden wie im Süden durch länderübergreifendes Fernsehen beeinflusst.
  • Plusquamperfekt (damals bereits vollzogen: Ich hatte ihm geschrieben.)
  • Doppeltes Perfekt („Ich habe ihm geschrieben gehabt“); das Doppelte Perfekt ist im Süden des deutschen Sprachraums entstanden, um Vorzeitigkeit auszudrücken, wenn im Perfekt erzählt wird. Es wird nur umgangssprachlich verwendet, und sein Gebrauch gilt in der Schriftsprache als ungrammatisch.
  • Doppeltes Plusquamperfekt („Ich hatte ihm geschrieben gehabt“): Das Doppelte Plusquamperfekt wird ausschließlich umgangssprachlich verwendet – und ist auch in diesem Bereich selten zu beobachten – und wird standardsprachlich als inkorrekt angesehen.

Zeitachse der Zukunft

  • Futur I (demnächst erst aktuell: Ich werde schreiben.)
  • Futur II (erst zum genannten Zeitpunkt vollzogen: Ich werde morgen geschrieben haben.)
  • Futur III („Ich werde ihr geschrieben gehabt haben“): Das Doppelte Futur II findet selbst in der heutigen Umgangssprache kaum Verwendung und ist – ebenso wie das Doppelte Plusquamperfekt – standardsprachlich nicht akzeptiert.

Anwendungsbereiche der Tempusformen

Die wichtigste Form ist das Präsens. Es kann als historisches Präsens Präteritum bzw. Perfekt ersetzen und steht vielfach für das Futur I. In diesen Fällen steht oft ergänzend ein Adverbial der Zeit.

Sprichwörter stehen im gnomischen Präsens: „Hochmut kommt vor dem Fall.“

Bildung der Tempusformen

Die Formen der Vergangenheitstempora Plusquamperfekt und Perfekt werden mit den Hilfsverben haben oder sein und dem Partizip Perfekt (Partizip II) gebildet. Das Präteritum verwendet den Stamm des Infinitivs.

Die Futurformen werden mit dem Verb werden bzw. (Futur II) werden und haben bzw. sein gebildet.

Plusquamperfekt, Futur II und auch Futur I werden eher selten in der gesprochenen Sprache verwendet. Manche Dialekte kennen diese Tempora nicht. Einige Dialekte kennen dafür das „Plusplusquamperfekt“ oder „doppeltes Perfekt“ (z. B. Er hat ihn gesehen gehabt). Süddeutsche Dialekte haben kein Präteritum mit Ausnahme der Modal- und Hilfsverben. Im Schweizerdeutschen gibt es überhaupt kein Präteritum. Das Plattdeutsche kennt dagegen alle sechs Zeitformen, wobei die Futurformen mit sollen (auf Platt: sölen oder schölen [ik sall/schall]) gebildet werden.

Diathese / Genus verbi

Das Deutsche unterscheidet zwischen Aktiv und Passiv. Das Genus verbi des Mediums, das in einigen indogermanischen Sprachen zu finden war, entspricht formal dem Aktiv oder wird mittels Reflexivpronomen verdeutlicht, und findet sich vereinzelt auch im Deutschen („Das Buch liest sich gut.“).

Insbesondere im formalen Deutsch ist das Passiv wichtig. Es wird aus den Hilfsverben werden bzw. sein und dem Partizip Perfekt gebildet und verkehrt die Perspektive des Aktivsatzes. Der Patiens wird Ausgangspunkt, der Agens verliert die Subjektrolle und kann auch wegfallen, so dass der „Täter“ (ohne einen Zusatz wie „durch“ oder „von“) unbekannt bleibt.

Beispiel: Die Frau beobachtete den Unfall.Der Unfall wurde (von der Frau) beobachtet.

Das Deutsche unterscheidet zwischen dem Vorgangspassiv, das semantisch den Passiva der meisten anderen europäischen Sprachen entspricht und das meist mit dem Hilfsverb werden gebildet wird, und dem Zustandspassiv mit dem Hilfsverb sein. Diese Unterscheidung fehlt in vielen verwandten Sprachen. Während das Vorgangspassiv den Verlauf der Handlung ausdrückt, hebt das Zustandspassiv das Ergebnis der Handlung hervor (vgl. resultativ).

Passiv

Das Passiv ist die „Täter“-abgewandte Aussageform des Verbs, auch Leideform genannt. Die deutsche Sprache unterscheidet (mindestens) drei Passivformen:

  • Vorgangspassiv (VP)
  • Zustandspassiv (vgl. resultativ) (ZP)
  • Rezipientenpassiv (Dativpassiv)

Vorgangspassiv

  • Ich werde gesehen (VP-Präsens)
  • Ich wurde gesehen (VP-Präteritum)
  • Ich bin gesehen worden (VP-Perfekt)
  • Ich war gesehen worden (VP-Plusquamperfekt)
  • Ich werde gesehen werden (VP-Futur I)
  • Ich werde gesehen worden sein. (VP-Futur II)

Zustandspassiv (vgl. resultativ)

  • Die Tür ist geöffnet (ZP-Präsens)
  • Die Tür war geöffnet (ZP-Präteritum)
  • Die Tür ist geöffnet gewesen (ZP-Perfekt)
  • Die Tür war geöffnet gewesen (ZP-Plusquamperfekt)
  • Die Tür wird geöffnet sein (ZP-Futur I)
  • Die Tür wird geöffnet gewesen sein (ZP-Futur II)

Rezipientenpassiv

  • Er bekommt das Buch weggenommen (RP-Präsens)
  • Er bekam das Buch weggenommen (RP-Präteritum)
  • Er hat das Buch weggenommen bekommen. (RP-Perfekt)
  • Er hatte das Buch weggenommen bekommen. (RP-Plusquamperfekt)
  • Er wird das Buch weggenommen bekommen. (RP-Futur I)
  • Er wird das Buch weggenommen bekommen haben. (RP-Futur II)

Umgangssprachlich kommen auch Bildungen mit kriegen vor.

Modus

Im Deutschen gibt es die folgenden Modi:

  • den Indikativ (Wirklichkeitsform): „Paul kommt.“
  • den Imperativ (Befehlsform): „Paul, komm!“
  • und den Konjunktiv (Möglichkeitsform): „Paul komme. Paul käme. Paul würde kommen.“

Imperativ

Man unterscheidet zwischen Imperativ-Formen ohne Personalpronomen (zum Beispiel geh! oder geht!) und Ersatzformen mit Personalpronomen, die ersatzweise für nicht existierende Imperativ-Formen verwendet werden (gehen wir! oder gehen Sie!). Außer der 1. Person Plural, die linguistisch einen Adhortativ darstellt, sind alle anderen Formen als Befehl an eine anwesende Person oder Gruppe von Personen zu sehen, auch wenn sich der Imperativ mit der höflichen Anrede „Sie“ syntaktisch an die 3. Person richtet und somit auch als Jussiv interpretiert werden kann.

Im Singular entspricht der flektierte Imperativ im Deutschen der Verbform der 2. Person Singular ohne Personalpronomen und ohne die Endung „-st“. Im Plural wird nur das Pronomen weggelassen: „du arbeitest“ → „arbeite!“; „ihr lernt“ → „lernt!“ Bei starken Verben mit Umlaut in der 2. und 3. Person Singular entfällt der Vokalwechsel: „du läufst“ → „lauf!“

Abweichend von diesem Muster entsprechen die Imperativ-Formen für sein, werden und wissen dem Infinitiv ohne die Endung „-(e)n“: „sei!/seid!“, „werde!/werdet!“, und „wisse!/wiss(e)t!“

Bei Verben wie „rechnen“ oder „atmen“, bei denen aus dem Wortstamm ein e entfällt (siehe Rechen(-regel), Atem) ist die Imperativ-Form mit der Endung „-e“ – also „rechne!“ – die einzig mögliche Variante. Bei Verben auf „-eln“ und „-ern“ muss zum Wortstamm ohne die Endung „-st“ ebenfalls ein „-e“ angefügt werden: „wandere!“; bei den Verben auf „-eln“ kann außerdem das e im Wortstamm entfallen: „sammele!“ oder „sammle!“ Starke Verben mit Vokalwechsel im Imperativ können kein -e als Endung bekommen, es heißt nur: „wirf!“, „gib!“, „iss!“.

Konjunktiv

Im Allgemeinen bezeichnet der Konjunktiv Unwirkliches: Wünsche, Vermutungen, Möglichkeiten u. Ä. Man unterscheidet zwei Standardformen, in deren Verhältnis zueinander die Tempusdifferenzierung heute keine Rolle mehr spielt:

  • Konjunktiv I
  • Konjunktiv II

Anstelle des Konjunktivs I und II verwendet man – v. a. umgangssprachlich – oft die sogenannte „Konjunktiv-Ersatzform“ (auch „Würde-Form“, „Konditional“ oder Konjunktiv III u. Ä. genannt).

Man unterscheidet beim Konjunktiv I folgende Formen:

  • Konjunktiv I der Gleichzeitigkeit (auch: Konjunktiv Gegenwart/Präsens)
  • Konjunktiv I der Vorzeitigkeit (auch: Konjunktiv Vergangenheit/Perfekt)
  • Konjunktiv I der Nachzeitigkeit (auch: Konjunktiv Futur; zwei Varianten: Konjunktiv Futur I und Futur II)

Beim Konjunktiv II werden folgende Formen unterschieden:

  • Konjunktiv II der Gleichzeitigkeit (auch: Konjunktiv Präteritum)
  • Konjunktiv II der Vorzeitigkeit (auch: Konjunktiv Plusquamperfekt)
  • Konjunktiv II der Nachzeitigkeit (auch Konjunktiv Zukunft; zwei Varianten: Konjunktiv Futur I und Futur II)

Sowohl im Konjunktiv I als auch im Konjunktiv II finden die Futur-Formen kaum Verwendung; statt ihrer benutzt man – wie im Indikativ – die Präsensform und gegebenenfalls lexikalische Mittel (morgen, in 3 Jahren usw.).

Bildung des Konjunktivs

Der Konjunktiv I wird grundsätzlich vom Infinitivstamm des Verbs abgeleitet (in manchen Erklärungen bezieht man sich auf den Präsensstamm; dann müssen jedoch unter Umständen die Modalverben als Ausnahme gelten), gefolgt vom Suffix -e- und der jeweiligen Personalendung. Bei der 1. und 3. Person Plural vereinen sich Suffix und Endung, bei 1. und 3. Person Singular tritt keine Personalendung auf.

Präsenswortstamm + e + Personalendung

1.Pers.Sg.komm + eich komme
2.Pers.Sg.komm + e + stdu kommest
3.Pers.Sg.komm + eer komme
1.Pers.Pl.komm + e + enwir kommen
2.Pers.Pl.komm + e + tihr kommet
3.Pers.Pl.komm + e + ensie kommen

Der Konjunktiv II wird grundsätzlich vom Präteritum Indikativ des Verbs abgeleitet. Bei schwachen Verben stimmt der Konjunktiv II mit dem Präteritum Indikativ formal überein. Von starken Verben wird er durch die Verbindung des Präteritalstammes des Indikativs ggf. mit dem Suffix -e- und der jeweiligen Personalendung gebildet (mit denselben Ausnahmen und Verschmelzungen wie beim Präsens Konjunktiv), wobei eine Umlautung hinzukommt.

Präteritumwortstamm + e + Personalendung

1.Pers.Sg.kam + e (+ Umlaut)ich käme
2.Pers.Sg.kam + e + st (+ Umlaut)du kämest
3.Pers.Sg.kam + e (+ Umlaut)er käme
1.Pers.Pl.kam + e + en (+ Umlaut)wir kämen
2.Pers.Pl.kam + e + t (+ Umlaut)ihr kämet
3.Pers.Pl.kam + e + en (+ Umlaut)sie kämen

Die zusammengesetzten Zeitformen (formal dem Indikativ Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I und Futur II entsprechend) „versetzt“ man dadurch in den Konjunktiv I oder II, dass man das Hilfsverb (haben/sein/werden) gemäß der Grundregel (Ableitung vom Infinitiv bzw. Präsensstamm oder von der Präteritumform) umbildet.

3.P.Sg. KI Perf.er sei gekommen
3.P.Sg.KI Fut.Ier werde kommen
3.P.Sg.KI Fut.IIer werde gekommen sein
3.P.Sg.KII Plusqu.er wäre gekommen
3.P.Sg.KII Futur Ier würde kommen
3.P.Sg.KII FuturIIer würde gekommen sein

Bei Gleichklang des Konjunktiv II mit einer anderen Form desselben (oder auch eines anderen) Verbs kann der Stamm aufgrund der Verwechslungsgefahr verändert werden; diese besonderen Formen halten sich jedoch meist nicht an bestimmte Bildungsregeln. Beispiele:

  • „helfen“: Präteritum „(ich) half“ → eigentlicher Konjunktiv II: „(ich) hälfe“ → Gleichklang mit der 1. Pers. Sg. Präsens des Verbs (ich helfe) → Konjunktiv II „(ich) hülfe
  • „schelten“: Präteritum „(ich) schalt“ → eigentlicher Konjunktiv II: „(ich) schälte“ → Gleichklang mit Präteritum-Formen (1. und 3. Pers. Sg.) von „schälen“ → Konjunktiv II „(ich) schölte

Dabei sind in einigen Fällen jedoch beide Formen möglich (so z. B. bei „stehen“: „(ich) stände“ oder „(ich) stünde“).

Die zusammengesetzten Zeitformen (formal dem Indikativ Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I und Futur II entsprechend) „versetzt“ man dadurch in den Konjunktiv I oder II, dass man das Hilfsverb (haben/sein/werden) gemäß der Grundregel (Ableitung vom Infinitiv bzw. Präsensstamm oder von der Präteritumform) umbildet.

3.P.Sg. KI Perf.er sei gekommen
3.P.Sg.KI Fut.Ier werde kommen
3.P.Sg.KI Fut.IIer werde gekommen sein
3.P.Sg.KII Plusqu.er wäre gekommen
3.P.Sg.KII Fut.Ier würde kommen
3.P.Sg.KII Fut.IIer würde gekommen sein

Wie beim Indikativ neigen viele Deutsche dazu, für die Zukunft die jeweiligen Präsensformen zu benutzen, sodass der Konjunktiv II Futur I quasi „bedeutungsfrei“ wurde und zur sogenannten „Konjunktiv-Ersatzform“ (Würde-Form, Konjunktiv III, Konditional) „umfunktioniert“ werden konnte.

Verwendung des Konjunktivs

Der Konjunktiv I wird grundsätzlich gebraucht zum Ausdruck von:

  • erfüllbaren Wünschen in gehobener Rede
    • „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“
  • Aufforderungen an eine dritte Person
    • „Gott schütze den König!“
    • insbesondere die höfliche Anrede in der dritten Person Plural
      • Seien Sie so gut, gehen Sie schon einmal voraus!“
  • (selten) Anweisungen in Anleitungen u. Ä.
    • „Man nehme vier Eier …“

Der Konjunktiv I wird hauptsächlich bei der Wiedergabe indirekter Rede, insbesondere in Pressetexten zur Distanzierung vom Wahrheitsgehalt einer Aussage, benutzt.

    • „Die Bundeskanzlerin sagte, es gebe keine neuen Steuererhöhungen.“ (= Sie hat das zwar gesagt, aber ob es stimmt, wissen wir nicht.)

Der Konjunktiv II drückt grundsätzlich folgendes aus:

  • unwirkliche, bedingt mögliche oder spekulative Sachverhalte und irreale Wünsche
    • „Wenn ich mehr Geld hätte, könnte ich mir ein Haus kaufen.“
  • Wiedergabe indirekter Rede, wenn der Konjunktiv I nicht vom Indikativ zu unterscheiden ist
    • „Peter sagte, die Kinder kämen um 6 Uhr nach Hause.“

Ersatzformen unterschiedlichster Art ersetzen den Konjunktiv I und II zunehmend in der Umgangssprache, aber auch mehr oder weniger stark in der Schriftsprache (mitunter ist das eine individuelle Frage bzw. eine Frage der Stilebene):

  • Der Konjunktiv I wird ersetzt durch seine Entsprechungen im Indikativ (evtl. unter Hinzufügung lexikalischer Mittel wie: angeblich, vermutlich, eventuell …) oder durch die „Würde-Form“
    • „Er hat gehört, ich sei immer nett gewesen.“ → „Er hat gehört, ich bin angeblich immer nett gewesen.“ → „Er hat gehört, ich würde nett sein.“
  • Der Konjunktiv II wird ersetzt durch die „Würde-Form“
    • „Er sagte, sie schriebe das.“ → „Er sagte, sie würde das schreiben.“

Außerdem werden viele alte Konjunktivformen durch die „Würde-Form“ verdrängt, insbesondere bei:

  • formaler Gleichheit von Konjunktiv- und Indikativform (Konjunktiv II der schwachen Verben)
    • „ich sagte“ (Indikativ = Konjunktiv) → „ich würde sagen
  • Vorhandensein paralleler und/oder veralteter Formen des Konjunktivs II
    • „ich wärfe“ ↔ „ich würfe“ → „ich würde werfen

(Die veralteten Konjunktiv-II-Formen gehen auf veraltete Präteritumformen dieser Verben zurück.) Am stärksten halten sich synthetische Konjunktivformen noch bei solchen starken Verben, bei denen der Konjunktiv II durch Umlautung noch in allen Personen zweifelsfrei zu erkennen ist (z. B. ich käme, du kämest, er käme usw.).

Der Status der „Würde-Form“ ist in der Sprachwissenschaft umstritten. Während ihn manche als allzu „volkstümlich“ ablehnen und nur sehr begrenzt akzeptieren, betrachten andere ihn als „Nebenform“ (innerhalb des Konjunktivs II) und wiederum andere als eigenständige „moderne Form“, die Schritt für Schritt die alten Formen (bis auf feste Wendungen) ersetzen werde. Ähnliches vollzog und/oder vollzieht sich z. B. in den Schwestersprachen des Deutschen, dem Dänischen und Englischen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. M. G. Arssenjewa, I. A. Zyganowa: Grammatik der deutschen Sprache. Verlag «Sojuz», Sankt Petersburg 2002, S. 178ff.
  2. H. Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2005, S. 338.
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