Deutsche Post Adress GmbH & Co. KG
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1994
Sitz Bonn, Deutschland
Leitung Carsten Bohnen, Anselm Börs
Mitarbeiterzahl 101
Umsatz 57,1 Mio. Euro (2020)
Branche Direktmarketing
Website www.postadress.de
Stand: 2020

Die Deutsche Post Adress GmbH und Co. KG ist ein Joint Venture der Deutschen Post und Bertelsmann. Für Bertelsmann ist die Arvato-Tochtergesellschaft AZ Direct Gesellschafter. Firmensitz ist die ostwestfälische Kreisstadt Gütersloh in Nordrhein-Westfalen, darüber hinaus unterhält das Unternehmen zwei Vertriebsbüros in Frankfurt am Main und München sowie seine Kundenbetreuung in Mayen in Rheinland-Pfalz.

Adressaktualisierung

Das Unternehmen aktualisiert mit seiner Umzugsdatenbank „Postadress Move“ Kundenadressen von Unternehmen auf Basis aktueller Umzugsinformationen aus den Nachsendeaufträgen von Verbrauchern und Firmen. Unter dem Namen „Postadress Clean“ werden Unternehmen unzustellbare Anschriften und Verstorbeneninformationen für die Aktualisierung von Kundenadressen zur Verfügung gestellt. Ergänzend werden internationale Adressmanagement-Dienstleistungen („Postadress Global“) angeboten. Die Aktualisierung von Firmenstammdaten wie z. B. nach Sitzverlegungen, Fusionen, Rechtsformwechseln oder Umfirmierungen erfolgt unter der Bezeichnung „Postadress Business“.

Ca. 90 % der Versandhandelsunternehmen, 70 % der größten Versicherungen und ein Großteil der Banken kaufen bei der Deutschen Post Adress Umzugsinformationen ein. Pro Jahr melden ca. 4 Millionen Privatpersonen ihren Umzug über den Nachsendeauftrag. Das sind ca. 50 % aller Umziehenden pro Jahr. Aufgrund der hohen Qualität der Daten aus den Nachsendeaufträgen und der hohen Anzahl von Umzugsadressen kann die Deutsche Post Adress als Marktführer im Bereich der Vermarktung von Umzugsadressen bezeichnet werden. Jede Umzugsadresse aus einem Nachsendeauftrag, bei dem der Nutzer der Weitergabe seiner Adresse nicht widersprochen hat, wird schätzungsweise bis zu zehn Mal zu jeweils 1,20 Euro aktualisiert.

Adressermittlung

Unter der Marke „Adress Research“ bietet die Deutsche Post Adress Unternehmen die Ermittlung zustellfähiger Adressen unbekannt verzogener Privatpersonen und Unternehmen an. Aktuelle Adressen von Privatpersonen werden maßgeblich über eine Schnittstelle zu den mehr als 5.000 Meldeämtern abgefragt. Zusätzlich werden „weitere sichere“, nicht näher bezeichnete Quellen zur Adressermittlung herangezogen. Sofern diese Recherchen ergebnislos sind, werden zusätzliche Dienstleistungen angeboten. Bei der „Langzeitbeobachtung“ wird die Adresse regelmäßig gegen Referenzdatenbestände abgeglichen. Sofern die vermisste Privatperson sich also später ummeldet oder andere Aktivitäten unter Angabe seiner Adresse durchführt, wird ihre neue Adresse an den Auftraggeber gemeldet. Das Hinzufügen von Telefonnummern zu vorhandenen Kundenadressen sowie telefonische Recherchen komplettieren die Angebotspalette.

Kritik

Im Zusammenhang mit dem früheren Monopol auf Postdienstleistungen hat die Deutsche Post AG über die Nachsendeaufträge nach wie vor ein faktisches Monopol auf die Umzugsadressen. Unternehmen und Verbraucher sind somit quasi gezwungen, sich diesem Prozedere zu den von der Deutschen Post AG festgelegten Gebühren zu unterwerfen. Kritiker bemängeln, dass kein ausreichender Wettbewerb stattfinde. Bei einem Wettbewerb um die Umzugsadressen der Verbraucher ist zu erwarten, dass die Gebühren für den Nachsendeauftrag sinken und Verbraucher am Wert der Umzugadresse beteiligt würden.

Die bundespolitische Diskussion 2012/2013 um die Novellierung des Meldegesetzes zeigte die Brisanz von Abfragen der Meldeämter durch die Wirtschaft. Einmal abgefragte Einwohnermeldeamtdaten werden in sogenannten Datenpools zwischengespeichert und mehrfach verwendet, ohne dass der Abfrageprozess wiederholt werden muss. So entstehen auf Basis der Daten der Meldeämter „Schattendatenbanken“, die die informationelle Selbstbestimmung weiter einschränken und deren Verwendung nur schwer zu kontrollieren ist. Dieses Vorgehen wird von Datenschützern kritisiert. Das Unternehmen Deutsche Post Adress sieht in seinem Jahresabschluss für 2010 selbst die Gefahr, dass vor dem Hintergrund von Datenmissbrauchsfällen solche Datensammlungen generell verboten werden.

Nicht nur aufgrund dieses Kritikpunkts, sondern vor allem wegen ihrer Erfassung von Adressen und der Zusammenführung mit weiteren Daten wurde das Unternehmen 2013 mit einem Big Brother Award ausgezeichnet, dem Negativpreis des Vereins digitalcourage.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 2020 im Bundesanzeiger
  2. Jahresabschluss Deutsche Post Adress für 2010
  3. Internetseite www.postadress.de
  4. Internetseite von Postadress Global
  5. Jahresabschluss Deutsche Post Adress für 2010, Seite 3, Abschnitt D
  6. Internetseite www.postadress.de
  7. eigene Berechnung
  8. Produktbeschreibung Basisrecherche
  9. Produktbeschreibung Zusatzleistungen
  10. Jahresabschluss der Deutschen Post Adress 2010, Punkt B
  11. Heise.de: Datenschützer bemängeln Umgang mit Melderegisterdaten bei Adresshändlern. 29. August 2008
  12. Jahresabschluss 2010, Abschnitt B „Hinweise auf wesentliche Risiken ...“
  13. Laudatio zur Preisverleihung des Big Brother Awards an das Unternehmen am 12. April 2013

Koordinaten: 51° 54′ 4,3″ N,  24′ 9″ O

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