Die Deutsche Wochenzeitung für die Niederlande war eine Zeitung mit Erscheinungsort zunächst in Haarlem, später in Amsterdam, die sich für die Stärkung der deutsch-niederländischen Beziehungen einsetzte. Die erste Ausgabe erschien am 18. Januar 1893 unter der Chefredaktion von August Prell, einem gebürtigen Bayern, der in den Dienst der Kolonialarmee in Niederländisch-Indien getreten war und sich anschließend in Amsterdam niedergelassen hatte. Die Zeitung änderte während seiner Zeit als Chefredakteur mehrfach ihren Namen, zunächst hieß sie Deutsche Wochenzeitung in den Niederlanden, anschließend von 1906 an Deutsche Wochenzeitung für die Niederlande und Belgien, bis sie zuletzt 1919 in Deutsche Wochenzeitung für die Niederlande umbenannt wurde. Sie hatte 5–6.000 Abonnenten.
Dem Konzept getreu wurde 1919 der niederländische Anwalt, Journalist und Publizist Benno Jules Stokvis, dessen Mutter deutscher Herkunft war, als Autor ins Blatt geholt; er blieb der Zeitung bis 1925 verbunden. Prell wurde beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs beschuldigt, ein deutscher Spion zu sein, und wandte sich daraufhin an den Journalistenverband Nederlandsche Journalistenkring. Dieser entlastete ihn nach einer Untersuchung, worauf er rehabilitiert wurde. Prell führte die Zeitung bis zu seinem Tod im Jahr 1926 weiter, daraufhin wurde die Leitung von seinen Söhnen übernommen.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in Deutschland stellte sich das Blatt hinter die neue Ordnung und beschäftigte ab 1935 den prodeutschen Historiker und Philosophen Hendrik Krekel als Autor, von dessen Beiträgen der Jahre 1936 bis 1940 eine Auswahl als Buch unter dem Namen „Politik und Seele Hollands“ veröffentlicht wurde. Nach der Besetzung der Niederlande wurde die dortige Presselandschaft durch die deutschen Besatzer auf den Kopf gestellt, zudem erschien mit der täglichen Deutschen Zeitung in den Niederlanden bereits von Juni 1940 an eine Konkurrenz, die sich der Bevorteilung gegenüber der restlichen Inlandspresse sicher sein konnte. Die Deutsche Wochenzeitung für die Niederlande konnte sich nicht länger halten und stellte im Frühjahr 1942 ihr Erscheinen ein. August Prells Sohn H.F.M.W. Prell erhielt nach dem Krieg von der niederländischen Pressesäuberungskommission ein 15-jähriges Berufsverbot.
Literatur
- Nicole Eversdijk: Kultur als politisches Werbemittel. Waxmann Verlag, Münster 2010, ISBN 978-3-8309-2308-4, S. 216–218.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ René Vos: Niet voor publicatie. De legale Nederlandse pers tijdens de Duitse bezetting, Sijthoff, Amsterdam 1988, S. 62.
- 1 2 Deutsche Wochenzeitung in den Niederlanden im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Genootschap Amstelodamum (Hrsg.): Jaarboek Amstelodamum 1928. Genootschap Amstelodamum, Amsterdam 1928, S. 219–220 (enthalten auf Genootschap Amstelodamum 1900–2000. Alle Jaarboeken & Maandbladen. Stichting Historic Future, Amsterdam 2000, ISBN 90-76650-11-X).
- ↑ Vergleiche die Angaben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Wolfgang Stammler: Deutsche Philologie im Aufriss, Erich Schmidt Verlag, Berlin 1952, S. 523.
- ↑ Biografisch Woordenboek van Nederland: Stokvis, Benno Jules (1901–1977), letzter Abruf 5. September 2008.
- ↑ Genootschap Amstelodamum (Hrsg.): Jaarboek Amstelodamum 1928. Genootschap Amstelodamum, Amsterdam 1928, S. 220 (enthalten auf Genootschap Amstelodamum 1900–2000. Alle Jaarboeken & Maandbladen. Stichting Historic Future, Amsterdam 2000, ISBN 90-76650-11-X).
- ↑ Nachricht des Todes im Algemeen Handelsblad, Ausgabe vom 29. Juni 1926, S. 2. Das vom Jaarboek Amstelodamum 1928 angegebene Todesjahr 1927 scheint daher falsch zu sein.
- ↑ René Vos: Niet voor publicatie. De legale Nederlandse pers tijdens de Duitse bezetting, Sijthoff, Amsterdam 1988, S. 63.
- ↑ Rezension von Abgrenzung und Anpassung von Christiaan Janssen in H-Soz-u-Kult, letzter Abruf 5. September 2008.
- ↑ René Vos: Niet voor publicatie. De legale Nederlandse pers tijdens de Duitse bezetting, Sijthoff, Amsterdam 1988, S. 468.
- ↑ René Vos: Niet voor publicatie. De legale Nederlandse pers tijdens de Duitse bezetting, Sijthoff, Amsterdam 1988, S. 63, Fußnote 59a. In der Fußnote ist offensichtlich versehentlich als Einstellungsjahr 1941 angegeben, doch 1942 ist korrekt, das Jahr 1942 wird von Vos auf S. 468 angegeben, dies wird durch den Eintrag der Zeitung in der Deutschen Nationalbibliothek bestätigt.