Das Deutsche Theater Pest, auch Deutsches Theater in der Wollgasse genannt, war eine in deutscher Sprache spielende Bühne in Pest (heute Budapest, der Hauptstadt Ungarns).

Geschichte

Bereits im 18. und 19. Jahrhundert gab es in Buda und Pest stets Bühnen, die Schauspiele und Opern in deutscher Sprache aufführten. Die Häuser dieser Institutionen befanden sich Anfangs am ‚Theaterplatz’ in Pest und nach dem Brand wurde ein Haus in der damaligen Wollgasse errichtet.

Zwischen 1812 und 1847 war das deutsche Theater in einem dreistöckigen Gebäude untergebracht, das sich am heutigen Vörösmarty-Platz befand (der Platz hieß ursprünglich ‚Theaterplatz‘). Das Haus wurde von dem aus Wien stammenden Architekten Mihály Pollack im neoklassizistischen Stil errichtet und am 9. Februar 1812 feierlich eingeweiht. Im selben Häuserblock befand sich zur Donau hin die 1832 fertiggestellte Redoute. Das Gebäude bot angeblich bis zu 3500 Zuschauern Platz; die Bühne war 28 Meter tief.

Am 9. Februar 1812 wurde es mit zwei Stücken von August von Kotzebue eröffnet (Ungarns erste Wohlthäter und Die Ruinen von Athen), zu denen Ludwig van Beethoven die Musik schrieb. Die dort tätige Truppe spielte sowohl musikalische Werke (etwa von Rossini und Mozart) als auch Schauspiele (etwa von Shakespeare und Schiller). Am 2. Februar 1847 abgebrannt, eröffnete das Theater bereits am 10. Juli wieder. Im Zuge der Ungarischen Revolution 1848/1849 wurde das Theater 1849 endgültig geschlossen.

Von 1869 bis 1889 gab es in der Wollstraße eine letzte deutsche Theatergruppe. Die Eröffnung dieses Theaters fand im Dezember 1869 statt. Das Haus diente vornehmlich der Operette. Das Publikum des Theaters erlebte renommierte Gastkünstler aus den deutschsprachigen Ländern, darunter Adolf Sonnenthal, Marie Geistinger, Friedrich Haase, Franz Jauner, Marie Barkany, Charlotte Wolter und Alexander Girardi.

Das Theater Pest wurde geleitet von: Heinrich Hirsch (1869–1873), Franz Kull (1873), Friedrich Strampfer (1873–1874), Friedrich Feldmann (1874), Albin Swoboda (1874–1878), Moritz Morländer (1878), Josef Blau (1878–1879), Robert Müller (1879–1882), Stanislaus Lesser (1882–1889).

Das Theatergebäude brannte am 20. Dezember 1889 nieder.

Komponisten am Deutschen Theater Pest

Literatur

  • Wolfgang Binal: Deutschsprachiges Theater in Budapest. Böhlau, Wien 1972, ISBN 978-3-205-03206-9. Inhaltsverzeichnis online

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Binal (1972): Deutschsprachiges Theater in Budapest, Teil IV (S. 323–426)
  2. Im jahre 1874 wurde der Platz in ‚Gisellaplatz‘ - nach Gisella, der Tochter des Kaisers Franz Joseph und dessen Ehefrau Kaiserin Elisabeth - umbenannt. Im Jahre 1926 erhielt der Platz den Namen ‚Vörösmarty Platz‘ nach dem bedeutenden ungarischen Dichter Mihály Vörösmarty.
  3. Bericht der Vereinigten Ofner und Pester Zeitung vom 13. Februar 1812 (Die Zeitung erschien zwischen den Jahren 1800 und 1845)
  4. www.beethoven-haus-bonn.de: Details zur Komposition 'Ungarns erster Wohltäter' (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Ignaz Peisner: Das deutsche Theater in Budapest (bis 1812). In: Ungarische Rundschau für historische und soziale Wissenschaften, IV. Jahrgang 1915, Seite 215 (online (pdf, 970 Seiten))
  6. Details
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