Die Diagonale du vide (deutsch: Leere Diagonale) beschreibt eine geographische Gegebenheit in Frankreich. Zwischen dem Département Landes im Südwesten und Meuse im Nordosten ist die Bevölkerungsdichte im Gegensatz zum restlichen Frankreich sehr gering.

Beschreibung

Die geringe Bevölkerungsdichte (unter 30 Einwohner/km²) in dem Gebiet ist vor allem ein Ergebnis der Landflucht und Urbanisation des 19. und 20. Jahrhunderts. Einige Kommentatoren sprechen lieber von der Diagonale des faibles densités (Diagonale der niedrigen Dichte) und halten den Begriff Diagonale du vide für abwertend. Trotzdem verwendete die DATAR (Interministerielle Delegation für Regionalplanung und regionale Attraktivität), die bis 2014 bestand, den Begriff.

Das Phänomen ist auf der Ebene der Départements leichter zu erkennen als auf Ebene der Regionen. Die dünne Besiedelung setzt sich in Spanien und Portugal fort.

Geschichte und Entwicklung

Vor der Entstehung der Diagonale du vide trennte die Linie Saint-Malo-Genf den industriellen Nordosten von den Gebieten im Südwesten, welche mehr von der Landwirtschaft geprägt waren. Charles Dupin identifizierte dies 1837 in seiner Abhandlung Forces productives et commerciales de la France.

Seit 1846 nimmt die Landbevölkerung in Teilen Frankreichs ab. Während 1906 43,8 % von der Landwirtschaft lebten, waren es 1951 31 % und 2012 1,4 %. Dieser Prozess war besonders in den Bergregionen in Südfrankreich mit ihren schweren steinigen Böden zu beobachten. Im Département Ardèche ging die Bevölkerung von 388.500 Einwohnern (1861) auf 245.600 im Jahre 1962 zurück.

1947 schrieb der Geograph Jean-François Gravier über die Französische Wüste, die mehr oder weniger dem modernen Begriff der Diagonale du vide entsprach.

Hervé Le Bras und Emmanuel Todd argumentieren, dass durch das Wachstum der Département wie Indre und Gers das Konzept hinfällig wird. Ihrer Meinung nach erstreckt sich das Gebiet des negativen Bevölkerungswachstums nur noch vom Zentralmassiv nach Lothringen. Allerdings erkennt man bei einer Analyse auf Ebene der Kantone und der Gemeinden, dass das Gebiet größer ist und dass das von Le Bras und Todd beobachtete Wachstum vor allem auf dem Zuzug von Rentnern basiert und daher sehr fragil ist.

Literatur

La Diagonale du vide ist der Titel eines Romans von Pierre Péju aus dem Jahre 2009. Darin sucht ein Geschäftsmann aus der Stadt Ruhe in einem Cottage in Ardèche.

Zwischen 2015 und 2016 hat der Autor und Blogger Mathieu Mouillet 18 Monate lang die Diagonale du vide erkundet. Über seine Erlebnisse hat er in seinem Blog berichtet.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Jean-Claude Bontron (1976). La France des faibles densités, II : Documentation bibliographique, Analyses d'études. SEGESA-ACEAR.
  2. Gilles Fumey: La France en diagonales. (PDF) 26. Oktober 2009, abgerufen am 18. Juli 2016.
  3. Le Massif Central: au coeur de la diagonale du vide.
  4. La France : des territoires en mutation.
  5. Rozenblat, C.: Tissu d'un semi de villes européennes.
  6. Yoann Doignon, Sébastien Oliveau, Isabelle Blöss-Widmer: L’Europe méridionale depuis 20 ans : dépeuplement, dépopulation et renouveau démographique 
  7. Déprise — Géoconfluences. Abgerufen am 9. Juli 2020 (französisch).
  8. La France et ses territoires / Coordination : Luc Brière, Suvani Vugdalic. — Institut national de la statistique et des études économiques, 2015. P. 95 S. 172
  9. Armand Frémont. La terre // Les Lieux de mémoire / Dir. Pierre Nora. — Quarto Gallimard, 1997. S. 3050–3051.
  10. Hervé Le Bras, Emmanuel Todd, Le Mystère français, seuil, 2013
  11. Yoann Doignon, Sébastien Oliveau: Is the French diagonal emptying? An exploratory spatial analysis of demographic decrease in France for the past 50 years, 20. Januar 2016 
  12. Yoann Doignon, Sébastien Oliveau, Isabelle Blöss-Widmer: L’Europe méridionale depuis 20 ans : dépeuplement, dépopulation et renouveau démographique. In: Espace populations sociétés. Space populations societies. Nr. 2015/3-2016/1, 20. März 2016, ISSN 0755-7809, doi:10.4000/eps.6171 (openedition.org [abgerufen am 9. Juli 2020]).
  13. Péju, Pierre, 1946-: La diagonale du vide : roman. Gallimard, [Paris] 2009, ISBN 978-2-07-078103-4.
  14. La diagonale du vide.
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