Die Braut (russisch Невеста, Newesta) ist die letzte Erzählung des russischen Schriftstellers Anton Tschechow, deren Niederschrift – im Herbst 1902 begonnen – im Frühjahr 1903 beendet wurde und die im Dezemberheft 1903 in der Sankt Petersburger Zeitschrift Schurnal dlja wsech erschien. Die erste Übertragung ins Deutsche kam 1926 heraus.

Inhalt

Die 23-jährige Halbwaise Nadja lebt mit ihrer Mutter Nina Iwanowna bei der Großmutter Marfa Michailowna – genannt die Babulja – in einer russischen Stadt nicht allzu weit von Moskau entfernt. In vier Wochen schon, genauer am 7. Juli, soll ihre Hochzeit mit dem Müßiggänger Andrej, Sohn des Oberpriesters der Kathedrale in jener Provinzstadt, gefeiert werden. Bereits seit ihrem 16. Lebensjahr will Nadja heiraten.

Der Architekt Alexander Timofejitsch, ein entfernter Verwandter der Babulja, reist an. Sascha, wie er gerufen wird, ist lungenkrank, arbeitet in einer Moskauer lithographischen Werkstatt und erholt sich jeden Sommer bei der Babulja.

Während der Hochzeitstermin immer näher rückt, beschleicht Nadja ein ungutes Gefühl. Letzteres wird durch Saschas Gerede bestärkt: Allein gebildete Menschen würden gebraucht werden. Nadja müsste studieren. Der Vorschlag lässt Nadja nicht mehr ruhig schlafen. Lebt doch ihre Mutter seit dem Tod des Vaters in völliger materieller Abhängigkeit von der Babulja.

Weil der Sommer feucht und kühl ist, bricht Sascha seinen Urlaub bereits Ende Juni ab. Nadja begleitet ihn nach Moskau, reist weiter nach Petersburg und studiert dort. Im Mai des nachfolgenden Jahres reist Nadja nach den Prüfungen in ihre Heimatstadt. Dort ist inzwischen alles anders. Die Babulja kann, seit Nadja ihre Verlobung abgebrochen hat, keine Gäste mehr empfangen. Nadja erkennt, sie ist daheim eine Fremde geworden. Ihr Platz ist in Petersburg. Sascha hat ihr ihren Weg vorgezeichnet.

Sascha stirbt an der Schwindsucht.

Verfilmung

  • 1956 hat Grigori Nikulin zusammen mit Wladimir Schredel die Erzählung verfilmt.

Rezeption

  • Nadjas Aufbruch ist nicht nur die Trennung vom ungeliebten Verlobten, sondern eigentlich Ausbruch aus einem beengten Raum, der von der bigotten Großmutter dominiert wird.
  • In einem Totengedenken an Tschechow würdigt der Laudator vier Erzählmerkmale des bedeutenden russischen Autors – Nichts Überflüssiges, Leiden an der Epoche, Verzicht auf Pathos und Offenes Ende. Das offene Ende – so etwas wie kein Happy End – liegt auch in der Braut vor und sei „Tschechows letztes schriftstellerisches Wort“.

Deutschsprachige Ausgaben

  • Anton Tschechow: Die Braut und andere Liebesgeschichten. 157 Seiten. Artemis, Zürich 1986. Artemis-Bibliothek 26

Verwendete Ausgabe

Literatur

  • Wolf Schmid (Hrsg.): Ornamentales Erzählen in der russischen Moderne: Čechov – Babel'Zamjatin. 200 Seiten. In: Slavische Literaturen. Texte und Abhandlungen, Bd. 2. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main 1992. ISBN 3-631-44242-4

Anmerkungen

  1. Tschechow teilt Nadjas Studienfach nicht mit.

Einzelnachweise

  1. Düwel in der Nachbemerkung der verwendeten Ausgabe, S. 604
  2. russ. Никулин, Григорий Георгиевич
  3. russ. Шредель, Владимир Маркович
  4. Schmid, S. 97–99
  5. 10. Juli 2004 in der NZZ: Vor hundert Jahren starb der Schriftsteller Anton Tschechow (1860–1904). Die hohe Schule der Illusionslosigkeit
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