Die Scanner ist ein dystopischer Jugendroman von Martin Schäuble. Veröffentlicht wurde er 2013 unter dem Pseudonym Robert M. Sonntag in der Reihe Die Bücher mit dem blauen Band beim S. Fischer Verlag (Fischer KJB). 2019 erschien das Buch Die Gescannten (ebenso bei S. Fischer).

Handlung

Rob und sein Freund Jojo arbeiten als Buchagenten für die Scan AG, das heißt, sie suchen Menschen, die Bücher lesen, und scannen diese, um den Menschen das „allumfassende“ Wissen bereitzustellen. In einem Metrogleiter treffen sie auf einen geheimnisvollen Mann, dessen Name Arne ist, und da Arne gerade ein Buch liest, versuchen Rob und Jojo es ihm mit sehr viel Geld abzukaufen. Arne gibt es ihnen mit der Bedingung, es zu lesen. Er hinterlässt Rob eine Nachricht, in der eine Aufforderung zu einem Treffen steht. Kurze Zeit später erfährt Rob, dass Arne ein gesuchter Terrorist ist, auf den eine Belohnung von 500.000 ausgesetzt ist. Er beschließt, zu dem Treffen zu gehen mit der Absicht, die 500.000 für seine Ergreifung zu bekommen.

Bei dem Treffen stellt sich heraus, dass Arne der Chef der Geheimorganisation „Büchergilde“ ist, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die letzten Bücher zu bewahren und zu schützen. Da auch Robs alte Lieblingsprofessorin bei der Büchergilde ist und er neugierig ist, will er sie zunächst nicht verraten. Auf dem Weg im Metrogleiter zu einem Arbeitstreffen fällt der Strom aus, und er kommt mit einer Frau namens Fanni ins Gespräch und verliebt sich in sie. Angeblich, so heißt es in den Medien, handelt es sich bei dem Stromausfall um einen Anschlag der Büchergilde. Als Rob nach einer Feier auf der Toilette aufwacht, bekommt er eine Unterhaltung zwischen Nomos, seinem Chef, und einem Unbekannten mit, in der es um etwas geht, das am nächsten Tag um 12 Uhr geschehen soll. Nachdem er einen Brief erhalten hat, in dem Fanni schreibt, dass sie auch der Büchergilde angehört, trifft Rob sich ein zweites Mal mit Arne. Bei diesem Treffen erfährt er, dass die Büchergilde nicht schuldig an dem Anschlag ist. In der geheimen Bücherei zeigt Arne Rob drei Bücher: Fahrenheit 451, Schöne neue Welt und 1984, wobei er Rob erzählt, dass in diesen Büchern bereits prophezeit worden sei, was einmal mit der Welt geschehen werde, wenn die Bücher zerstört und wenige Medienkonzerne die Kontrolle über die Menschen übernehmen würden. Als Rob ihm von dem Gespräch mit dem Unbekannten und Nomos erzählt, fordert Arne ihn auf, er solle um 12 Uhr zu ihm kommen. Robs Freund und Kollege Jojo ist inzwischen Rob gegenüber sehr misstrauisch geworden und wundert sich, dass Rob Arne noch immer nicht angezeigt hat. Er hat jedoch zu wenig Zeit, sich darauf zu konzentrieren, weil er sehr mit seiner virtuellen Freundin Melli beschäftigt ist. Als er ein Video zugespielt bekommt, das sie mit einem anderen zeigt, nimmt er eine Überdosis der Droge Nador und stirbt. Auf Jojos „Beerdigung“ erfährt Rob allerdings, dass er und Jojo ebenfalls als Terroristen gesucht werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jojo wirklich Selbstmord begangen hat, wird immer kleiner. Rob entscheidet sich, zurück zu Arne zu gehen.

Durch die Hilfe einer Priesterin kann er vor der Polizei, genannt SAIV (Sabotagen-Abwehr und Informations-Verteidigung), fliehen. Als Rob im Versteck der Büchergilde ankommt, wird er von einem Mitglied der Büchergilde auf ein Pferd gesetzt und nach Camp Hope 48 geschickt. Von dort fährt er mit einem kleinen Boot weiter. Vor Erschöpfung schläft er ein. Das Boot bringt ihn zu einer Höhle, in der sich ein Versteck der Büchergilde befindet. Als er wieder aufwacht, erklärt ihm Arne, dass hier schon lange zerstörte Bücher reproduziert würden, und trägt ihm auf, seine Erlebnisse bei der Scan AG niederzuschreiben. So ist Rob zugleich Hauptperson und Autor des Buches.

Begriffe

  • Ultranetz: Ultranetz ist das Internet der Zukunft und hat in dem Roman die Informationshoheit. Außerdem ist Ultranetz der Hersteller der Mobril.
  • Mobril: Die Mobril ist eine interaktive Brille mit einem Touchpad an der Seite. Sie kann Bilder und Videos projizieren und Anrufe tätigen. Mobril ist mit dem Ultranetz verbunden und ihr Träger wird damit überwacht.
  • Scan-AG: Die Scan-AG ist ein Teilunternehmen von Ultranetz, dessen Mitarbeiter für das Scannen von sämtlichen Printmedien zuständig sind. Dazu setzt die Scan-AG Buchagenten ein.
  • Buchagenten: Buchagenten sind Angestellte der Scan-AG, die überall nach Printmedien suchen, die sie den Lesern abkaufen und scannen. Wenn die Leser ihre Bücher oder anderen Printmedien nicht an die Buchagenten verkaufen wollen, werden sie durch geschickte Strategien überzeugt oder – falls sie sich nachhaltig weigern – Nomos, dem Chef der Scan-AG, gemeldet und dann verfolgt.
  • Büchergilde: Die Büchergilde ist eine Untergrundorganisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Bücher zu schützen und die Firma Ultranetz zu stürzen. Sie besteht aus Autoren, Bibliothekaren, Buchagenten und Verlagsvertretern. Sie wird von Arne Bergmann geleitet, der die letzte existierende Bibliothek verwaltet. Der Hauptsitz der Büchergilde liegt in der Kanalisation außerhalb der Stadt, wo alte Druckerpressen zum Verbreiten von Büchern stehen.
  • Metro-Gleiter: Der Metro-Gleiter ist eine Art hochtechnisierte Magnetbahn, welche sehr schnell durch alle Zonen fährt und an vielen Haltestellen hält.
  • Nador: Nador ist eine Droge, die es in allen Formen gibt und die zunächst für alte Menschen bestimmt ist. Sie soll, laut Werbung, satt und glücklich machen. Eine Überdosis kann tödlich sein. Deshalb ist sie auch für alle, die nicht im Altersheim leben, verboten. In der C-Zone gibt es einen Schwarzmarkt, bei dem auch Jojo das Nador kaufte, das ihn angeblich tötete.

Orte

  • A-Zone: In der A-Zone leben die Menschen, die sich Luxus leisten können. In dieser Zone ist alles geordnet. Hier befindet sich auch die Hauptzentrale von Ultranetz.
  • B-Zone: In der B-Zone leben die Menschen, die zwar genug Geld haben, um nicht in die C-Zone abzurutschen, aber nicht genug Geld haben, um in der A-Zone leben zu können. Sie beherbergt die Mittelschicht der Bevölkerung.
  • C-Zone: Die C-Zone wird von Außenstehenden „Chaos-Zone“ genannt, denn die Regierung kümmert sich nicht darum, hier für Ordnung zu sorgen. So sammelt sich alle Kriminalität in dieser Zone. Es befinden sich hauptsächlich Altersheime in dieser Zone, in denen die alten Leute „betreut“ werden, indem man ihnen Nador gibt. Außerdem leben hier alle, die keinen Job, oder nicht genug Geld für eine Wohnung in der A- oder B-Zone haben. Am Rand der Zone gibt es eine Art Zeltstadt, in der Menschen, die sich nicht in die Gesellschaft eingliedern konnten bzw. nicht integriert wurden, leben, das Camp Hope 48.
  • Camp Hope 48: Camp Hope 48 ist ein Bereich in der C-Zone, in dem sehr arme Menschen in kaputten Zelten und zerlumpten Kleidern leben. Ein Taxifahrer nennt diesen Bereich Zonenverteilung.

Bezüge

Das Buch hat drei berühmte dystopische Romane als Vorbilder: Fahrenheit 451, Schöne neue Welt und 1984. Diese Bücher zeigen mehrere Parallelen zu den Scannern. In Fahrenheit 451 heißt die Hauptperson Guy Montag, in Die Scanner Robert M. Sonntag. Feuerwehrmänner durchsuchen dort Wohnungen nach Büchern und verbrennen sie dann, während die Buchagenten Bücher aufkaufen, sie einzuscannen und dann erst vernichten. In Schöne neue Welt gibt es eine verbreitete Droge, die die Menschen „glücklich“ und apathisch macht, ähnlich Nador in Die Scanner. Es gibt in beiden Büchern eine Widerstandsbewegung gegen ein autoritäres Herrschaftssystem. Außerdem gibt es in beiden Büchern Zonenbereiche. In 1984 gibt es im Vergleich zu Die Scanner ebenfalls eine intensive Überwachung mittels elektronischer Geräte.

Rezension

  • „Mit ‘Die Scanner’ ist Robert M. Sonntag ein kluger und fesselnder Jugendroman gelungen, der mit spannenden Ideen überzeugt.“ (Buchbegegnungen, 9. Juni 2013)
  • „Ein packender Zukunftsthriller, der durch seine viele klugen Ideen besticht. Visionär sehr zu empfehlen!“ (Ravensburg-Newsletter, Mai 2013)

Auszeichnungen

  • Für Die Scanner erhielt Martin Schäuble den mit 5000 Euro dotierten „Preis des Wirtschaftsclubs im Literaturhaus Stuttgart“ 2013.
  • Im April 2013 wurde der Roman in die Deutschlandfunk-Bestenliste „Die besten 7 Bücher für junge Leser“ aufgenommen.

Ausgaben

  • Robert M. Sonntag: Die Scanner. Fischer KJB, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-596-85537-7.
  • Robert M. Sonntag: Die Scanner. Fischer E-Books, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-10-402428-8.
  • Robert M. Sonntag: Die Scanner. Fischer KJB Taschenbuch, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-596-81154-0.

Sekundärliteratur

Einzelnachweise

  1. Sonja Stöhr: Ultranetz, Mobril und Denker. 25. März 2019, abgerufen am 9. Mai 2019.
  2. Erläuterungen zu Begriffen, die für die Gesellschaft des Romans typisch sind, finden sich im Abschnitt Begriffe.
  3. Preis des Wirtschaftsclubs literaturhaus-stuttgart.de. Abgerufen am 24. Juni 2014.
  4. Die besten 7 Bücher für junge Leser. Die Deutschlandfunk-Bestenliste im April deutschlandfunk.de. Abgerufen am 24. Juni 2014.
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