Die Tempelritter zu Aachen ist eine der Aachener Sagen und Legenden. Die Sage versucht ätiologisch, die Namen Templergraben und Templerbend zu erklären.
Sage
Der Sage nach stand auf dem Templerbend ursprünglich ein Kloster des Templerordens. An dem Tag im März 1314, an dem Jacques de Molay, der letzte Großmeister des Ordens, in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, versank um Mitternacht das gesamte Kloster mit der dazugehörigen Klosterkirche im Erdboden. An der Stelle des Klosters blieb nur eine Quelle (nach anderen Fassungen der Sage ein Teich) zurück, aus der man zu bestimmten Zeiten fernes Glockenläuten und Orgelspiel vernehmen konnte. An dem Jahrestag der Hinrichtung wandeln seither um Mitternacht drei Ritter in Ordenstracht und mit einer blutenden Wunde in der Brust als Geister den Templergraben entlang.
Überlieferung
Die Sage ist unter anderem in folgenden Sammlungen überliefert:
- Alfred von Reumont: Aachens Liederkranz und Sagenwelt, 1829
- Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch, 1853
- Joseph Müller: Aachens Sagen und Legenden, 1858
- Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates, Band 2, Glogau 1871
Historischer Hintergrund
Templerbend (= Templerwiese) ist ein historischer Flurname für eine ehemals vorwiegend unbebaute Gegend zwischen der inneren und der äußeren Stadtmauer Aachens südwestlich des Ponttors und nordöstlich des Königstors, die vorwiegend aus Wiesen und Äckern bestand. 1435 ist dort ein Gutshof mit dem Namen Templerhof urkundlich belegt. Templergraben heißt die den Templerbend begrenzende, ursprünglich entlang dem Graben der inneren Stadtmauer führende Straße. Auf dem Templerbend entstand in den 1850er Jahren der Bahnhof Templerbend und zwischen 1865 und 1870 auf der Nordseite des Templergrabens das Hauptgebäude der Technischen Hochschule. Mittlerweile gehört der gesamte Bereich zum Campus Mitte der RWTH Aachen.
Die Bezeichnungen Templerbend und Templergraben wurden früher als Beweis dafür angesehen, dass es in Aachen eine Niederlassung des Templerordens gegeben habe. Das war aber nicht der Fall. Die Namen des Geländes und der Straße gehen nicht, wie von der Sage nahegelegt wird, auf die Tempelritter zurück.
Christian Quix erklärt 1838 die Verwechslung dadurch, dass nach im Stadtarchiv Aachen aufbewahrten Dokumenten im 14. und 15. Jahrhundert auch Angehörige anderer Ritterorden wie die Johanniter oder die Deutschordensritter als „templarii“ (Templer) bezeichnet wurden. Am Pontmitteltor am Ende des heutigen Templergrabens entstand 1322 die Deutschordenskommende St. Gilles innerhalb der ersten Stadtmauer. Die Kommende erwarb 1326, also 12 Jahre nach der Verbrennung von Jacques de Molay, eine Wiese „auf dem Graben zwischen Pont- und Königs-(Mittel)-Toren und zwischen den beiden Stadtmauern“. Wäre die Wiese damals schon Templerbend oder die Straße Templergraben genannt worden, wäre eine so komplizierte Umschreibung nicht erforderlich gewesen. Erst später erhielten die Wiese, die nun im Besitz der auch Templer genannten Deutschordensritter war, die Bezeichnung Templerbend, der Gutshof den Namen Templerhof und die angrenzende Straße den Namen Templergraben (ursprünglich Tempelter Hoffs Graff = Templerhofgraben).
Einzelnachweise
- 1 2 Joseph Müller: Die Tempelherren. In: Aachens Sagen und Legenden. Verlag J. A. Mayer, Aachen 1858, S. 101–103 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- ↑ Alfred von Reumont: Die Templer. In: Aachens Liederkranz und Sagenwelt. Verlag J. A. Mayer, Aachen und Leipzig 1829, S. 317–320 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- ↑ Ludwig Bechstein: Templerkirche zu Aachen. In: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 103 (online bei Zeno.org.).
- ↑ Johann Georg Theodor Grässe: Die Tempelritter zu Aachen. In: Sagenbuch des Preußischen Staates. Band 2. Verlag Carl Flemming, Glogau 1871, S. 86 (online bei Zeno.org.).
- ↑ H. Savelsberg: Die Hauptversammlung. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins. Band 40, 1918, S. 348 (archive.org [abgerufen am 30. November 2020]).
- ↑ Christian Quix: Haben die Tempelherren eine Commende oder doch eine Besitzung in der Stadt Aachen gehabt? In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Aachen und ihrer Umgebungen. Zweites Bändchen. J. A. Mayer, Aachen 1838, S. 121–129, hier S. 128f (Digitalisat in der Google-Buchsuche).