Dinçer Güçyeter (Aussprache [dint͡ʃɐ gʏt͡ʃeːtɐ], geb. 1979 in Nettetal) ist ein deutscher Gabelstaplerfahrer, Autor und Gründer des Kleinverlags ELIF, in welchem er unter anderem seine eigene Lyrik herausbringt. Darüber hinaus wirkt er auch in Theaterstücken mit.
Leben
Dinçer Güçyeter wuchs als Kind der ersten türkischen Gastarbeitergeneration als Sohn eines Kneipienwirtes und einer Angestellten auf. Seinen mittleren Schulabschluss holter er an einer Abendschule nach. Von 1996 bis 2000 absolvierte er eine Ausbildung als Werkzeugmechaniker. Zwischenzeitlich war er ebenso als Gastronom tätig.
Im Jahre 2011 gründete Güçyeter den ELIF Verlag, einen Kleinverlag, der schwerpunktmäßig Lyrik veröffentlicht. Seinen Verlag finanziert er bis heute als Gabelstaplerfahrer in Teilzeit. Er ist Mitgründer des PEN Berlin.
Güçyeter ist Vater von zwei Kindern und lebt in Nettetal.
Wirken
Als Autor veröffentlicht Güçyeter im ELIF Verlag Einzelbände und gibt Anthologien heraus. Im Jahr 2012 erschienen seine beiden Lyrikbände Anatolien Blues und Ein Glas Leben. Im Jahr 2017 erschien Aus Glut geschnitzt.
Im Jahr 2021 folgte Mein Prinz, ich bin das Ghetto. Die Kritik würdigte das Werk für eine „expressionistische Sprachwucht und feinsinnige Ambivalenz“, welche „eine sehr eigene und doch vertraute Welt zwischen dem niederrheinischen Nettetal und Anatolien, zwischen Kind-Sein und Vater-Werden, zwischen Heinrich Heine und Dinçer Güçyeter“ öffne und dabei „oft humorvoll – herrschende postmigrantische Stereotype“ unterlaufe. Im Jahr 2022 wurde er für dieses Werk mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet.
Im Herbst 2022 erschien unter dem Titel Unser Deutschlandmärchen im Verlag mikrotext Güçyeters erster Roman, der mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik ausgezeichnet wurde. Sein Verlag ELIF wurde im April 2023 mit dem Kurt-Wolff-Förderpreis ausgezeichnet.
Seine ersten Bühnenerfahrungen konnte Güçyeter im Jahr 1998 in Tschechows Die Möwe sammeln. Seither wirkte er in unterschiedlichen Theaterproduktionen mit, etwa 2013 am Schauspiel Essen in der Inszenierung einer Adaption des Romans Rote Erde von Peter Stripp. 2014 übernahm er die Leitung eines Laienensembles (Anka Ensemble) des Katakomben-Theaters in Essen.
Werke
- Ein Glas Leben. Gedichte. Elif-Verlag, Nettetal 2012, ISBN 978-3-00-037891-1.
- Anatolien Blues. Gedichte. Elif-Verlag, Nettetal 2012, ISBN 978-3-00-037890-4.
- Aus Glut geschnitzt. Gedichte. Elif-Verlag, Nettetal 2017, ISBN 978-3-946989-09-7.
- Mein Prinz, ich bin das Ghetto. Gedichte. Elif-Verlag, Nettetal 2021, ISBN 978-3-946989-42-4.
- Unser Deutschlandmärchen. Roman. mikrotext, Berlin 2022, ISBN 978-3-948631-16-1.
- Türschwellenkinder - Über die Arbeit der Eltern, Anthologie. Hrsg., zus. mit Wolfgang Schiffer, Elif Verlag, Nettetal 2023, ISBN 978-3-946989-68-4
Weblinks
- Literatur von Dinçer Güçyeter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Dinçer Güçyeter bei Perlentaucher
- Porträts:
- Profil auf der Website des Heimatvereins Lobberland e. V.
- Eintrag auf der Website des Peter-Huchel-Preises
- Eintrag auf der Website des Buchpreises der Leipziger Buchmesse
- Andreas Fasel: Leipziger Buchpreis-Gewinner: Zu Besuch bei Dincer Gücyeter. In: Die Welt. 25. April 2023, abgerufen am 6. Mai 2023.
- Interviews:
- Safiye Can und Hakan Akçit: Solange der Schreiber ehrlich ist, darf die Literatur alles! Interview mit Dinçer Güçyeter. In: Heinrich-Böll-Stiftung, Portal Heimatkunde. 12. Juli 2018 .
- Dinçer Güçyeters erster Roman „Unser Deutschlandmärchen“ – Gespräch am Samstag, WDR3, 5. November 2022
- Dinçer Güçyeter zu Gast – Das Gespräch, NDR Kultur, 30. April 2023
Einzelnachweise
- ↑ Heribert Brinkmann: Kultur in Nettetal: „Der Neymar der Lyrikszene“. In: rp-online.de. 31. Januar 2022, abgerufen am 31. Januar 2022.
- 1 2 3 4 5 6 Alexandru Bulucz: Porträt: Aus Glut geschnitzt. In: freitag.de. 10. März 2021, abgerufen am 31. Januar 2022.
- ↑ ELIF Verlag Impressum: Dincer Gücyeter. Abgerufen am 13. September 2023.
- ↑ Jandl, Paul Niemand in der Familie spricht gut Deutsch, ausser das Kind: «Ich werde zu Terminen mitgeschleppt, wie eine Aldi-Tüte». Neue Zürcher Zeitung vom 27. April 2023. Abgerufen am 13. September 2023.
- 1 2 3 4 5 Dincer Gücyeter. In: perlentaucher.de. Abgerufen am 31. Januar 2022.
- ↑ Selbstbeschreibung des Verlags. Abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ 978-3 - Neues aus unabhängigen Verlagen. Abgerufen am 26. August 2022.
- 1 2 3 4 Dincer Gücyeter. In: elifverlag.de. Abgerufen am 31. Januar 2022.
- ↑ Mitgründer:innen. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom am 18. Juli 2022; abgerufen am 30. Juni 2022.
- 1 2 3 miha./dpa: Preise für Antje Kunstmann und Dinçer Güçyeter. In: FAZ.net. 29. Januar 2022, abgerufen am 31. Januar 2022.
- ↑ Eintrag beim migrationspolitischen Portal der Heinrich-Böll-Stiftung. Abgerufen am 27. März 2022.
- ↑ Dinçer Güçyeter: Unser Deutschlandmärchen auf swr.de, veröffentlicht und abgerufen am 29. Dezember 2022.
- ↑ Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Bd. 190 (2023), Heft 11, 16. März 2023, S. 21.
- ↑ Unsere Preisträger:innen 2023. In: preis-der-leipziger-buchmesse.de, abgerufen am 27. April 2023.
- ↑ Gerrit Wustmann: Dinçer Güçyeter: Aus Glut geschnitzt. Dincer Gücyeter schnitzt seinen dritten Lyrikband aus Glut. In: Signaturen. Abgerufen am 6. Mai 2023.