Diomede
Die französischen Fregatten Cybèle und Prudente im Seegefecht mit der HMS Centurion und HMS Diomede
Schiffsdaten
Flagge Großbritannien Großbritannien
Schiffstyp Linienschiff (Zweidecker)
Klasse Roebuck-Klasse
Bauwerft James Martin Hilhouse, Bristol
Bestellung 14. August 1779
Kiellegung März 1780
Stapellauf 18. Oktober 1781
Indienststellung 14. März 1782
Verbleib 1795 auf einen Felsen aufgelaufen und gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge Geschützdeck: 47,0 m (Lüa)
Breite 9,5 m
Tiefgang max. 5,4 m
Verdrängung 879 ts
 
Besatzung 280–300 Mann
Takelung und Rigg
Takelung Fregatt-Takelung
Anzahl Masten 3
Geschwindigkeit
unter Segeln
max. 13 kn (24 km/h)
Bewaffnung

44 Kanonen

  • 20× 18-Pfünder-Kanonen
  • 20× 9-Pfünder-Kanonen
  • 4× 6-Pfünder-Kanonen

Die Diomede war ein 44-Kanonen-Zweidecker-Linienschiff der Roebuck-Klasse. Erbaut wurde sie auf der Werft von James Martin Hillhouse in Bristol, die Fertigstellung erfolgte am 4. März 1782 ebenda. Es war eines der kleineren Linienschiffe mit geringerem Tiefgang, die speziell für die Operationen gegen die aufständischen Kolonien in nordamerikanischen Gewässern gebaut worden waren. Als sogenannter Zweidecker verfügte sie über zwei Geschützanordnungen im Schiffsrumpf, jeweils ein oberes und ein unteres Batteriedeck. Es war als “Fifth rate” eingestuft.

Die „HMS Diomede“ war an zwei größeren Aktionen beteiligt, in der ersteren kaperte sie 1782 die Fregatte „South Carolina“ der South Carolina Navy (ex „Indien“ der französischen Marine). Die zweite größere Aktion fand 1794 im Indischen Ozean statt. Hier war die „HMS Diomede“ an der Blockade von Île de France beteiligt. Obwohl sich die Franzosen nach einem Seegefecht auf Grund ihrer schwereren Verluste zurückgezogen hatten, gelang es ihnen dennoch immer wieder die Blockade zu durchbrechen und so ihre Stützpunkte vor dem Aushungern zu bewahren.

Kaperung der South Carolina

Am 20. Dezember 1782 kaperte die „HMS Diomede“ unter Captain Thomas L. Frederick zusammen mit den Fregatten HMS Quebec unter Captain Christopher Mason und HMS Astraea unter Captain Matthew Squires vor der Mündung des Delaware River die Fregatte South Carolina unter Captain John Joyner. Diese hatte versucht Philadelphia zu verlassen und die britische Blockade zu durchbrechen. Unter ihrem Schutz fuhren die Brigg Constance, der Schooner Seagrove und das Schiff Hope.

Nach 18-stündiger Jagd auf die „South Carolina“ und zweistündiger Beschießung ergab sich diese und strich ihre Flagge. Von ihrer 466 Mann starken Besatzung waren sechs getötet oder verwundet worden, die Briten hatten keine Ausfälle zu beklagen.

Der „Astraea“ und der „Quebec“ gelang es dann noch, die mit Tabak beladene „Constance“ aufzubringen. Beide Schiffe wurden mit Prisenbesatzungen bemannt und nach New York City gesandt. Das Prisengeld für die „South Carolina“ wurde im Jahr 1784 gezahlt.

Gefecht am 22. Oktober 1794

Am 25. Oktober 1793 erhielt Captain Matthew Smith den Befehl mit der „Diomede“ nach Madras zu segeln. Ein Jahr später blockierte sie, zusammen mit dem britischen 50-Kanonen-Linienschiff „HMS Centurion“ unter Captain Samuel Osborne die französische Insel Île de France.

Hier hatte sich der französische Marinebefehlshaber, Commodore Jean-Marie Renaud inzwischen entschieden die Blockade zu durchbrechen.

Am 22. Oktober 1794 standen die „HMS Centurion“ und die „HMS Diomede“ vor der Île Ronde als sie im Westen die Segel von vier Schiffen sichteten und die Verfolgung aufnahmen. Bei diesen Schiffen handelte es sich um die 40-Kanonen Fregatte Cybèle, die 36-Kanonen-Fregatte Prudente, die 22-Kanonen Korvette „Jean-Bart“ (ein beschlagnahmtes Privatschiff) und die 16-Kanonen Brigg „Coureur“, unter dem Kommando von Renaud, der sich auf der „Prudente“ eingeschifft hatte.

Die „Centurion“ legte sich Seite an Seite mit den beiden Fregatten, wobei sie ihre Feuerkraft auf die „Prudente“ konzentrierte. Die „Diomede“ nahm eine ähnliche Position zur „Cybèle“ and „Jean-Bart“ ein, wobei sie vorrangig auf die „Cybèle“ feuerte. Schließlich brach der französische Verband das Gefecht ab, ohne von den Briten verfolgt zu werden. Captain Smith ging nur halbherzig vor, ansonsten wäre die Wegnahme der „Cybèle“ möglich gewesen.

Die „HMS Centurion“ verlor drei Seeleute und 24 wurden verwundet, auf der „HMS Diomede“ gab es keine Verluste. Die „Prudente“ verlor 15 Mann an Gefallenen, einschließlich des 1. und 2. Offiziers, und hatte 20 Verwundete einschließlich des Commodore Renaud. Die „Cybèle“ hatte 21 Tote einschließlich des 1. Offiziers und 63 Verwundete (davon 37 ernstlich) zu beklagen. Auf der „Jean-Bart“ gab es einen Toten und fünf Verwundete, die „Coureur“ hatte keine Verluste zu verzeichnen.

Verlust des Schiffes

Am 25. Februar 1795 beorderte Commodore Rainier die „HMS Diomede“ und die HMS Heroine auf eine Position zwischen Malacca und Banda-Inseln. Dort sollten sie bleiben, bis alle Handelsschiffe aus dem Osten passiert hatten. Danach wurde sie durch die Sundastraße und die „HMS Heroine“ durch die Straße von Malakka nach Madras beordert. Am 23. Juli 1795 traf sie mit dem Geschwader von Commodore Rainier zusammen, das aus der HMS Suffolk, der HMS Hobart, der „HMS Centurion“, sowie Truppentransportern bestand. Zusammen mit diesem Verband segelte die „HMS Diomede“ nach Ceylon, um dort Trincomalee und andere holländische Siedlungen einzunehmen.

Am 2. August 1795 stieß das Linienschiff mit einer Transportbrigg im Schlepp in der Black Bay auf einen Unterwasserfelsen, schlug leck und begann unverzüglich zu sinken. Sie kreuzte hier gegen starke ablandige Winde an und man vermutete an Bord, durch den hohen Wellengang irregeführt, diese Felsen eine halbe Meile nordwärts. Das Schiff sank so schnell, dass sich die Besatzungsmitglieder mit Müh und Not gerade noch selbst retten konnten. Alles an Bord befindliche Material ging verloren.

Obwohl durch den Verlust der „HMS Diomede“ die Landung auf Ceylon um einen Tag verzögert wurde, gelang es den britischen Streitkräften am 31. August 1795 das Fort Ostenburg und auch Trincomalee einzunehmen. Weitere Ansiedlungen in Ceylon und Indien wurden den Holländern abgenommen, das wichtigste war jedoch ohne Frage, dass man den Franzosen in Trincomalee zuvorgekommen war.

Nachspiel

In seinem Bericht an die Admiralität über das Gefecht vom 22. Oktober 1794 beschwerte sich der ranghöhere Osborne über das Verhalten von Smith. Daraufhin forderte Smith von Osborne eine Erklärung. Osborne wiederholte seine Anschuldigung und verlangte die Anberaumung einer Seekriegsgerichtsverhandlung um Smith’s Führungsstil während des Gefechtes zu untersuchen. Als Resultat wurde Smith aus der Navy ausgeschlossen. Das Gericht war zu der Überzeugung gelangt, dass nicht fehlender Mut, sondern Abneigung und Neid Osborn gegenüber zu seinem Verhalten geführt hätten. Nach seiner Rückkehr nach Großbritannien im Jahre 1798 erreichte Smith eine Wiederaufnahme des Verfahrens. Wegen Formfehlern im ersten Verfahren wurde dessen Urteil aufgehoben und Smith mit seinem alten Rang wieder in die Navy aufgenommen, erhielt jedoch nie wieder ein Kommando.

Literatur

  • David J. Hepper: British Warship Losses in the Age of Sail. 1650–1859. Jean Boudriot, Rotherfield 1994, ISBN 0-948864-30-3.
  • William James: The Naval History of Great Britain, from the Declaration of War by France in 1793, to the Accession of George IV. Band 1. A new Edition, with Additions and Notes, and an Account of the Burmese War and the Battle of Navarino by Captain Chamier. Richard Bentley, London 1837.
  • James A. Lewis: Neptune’s militia. The frigate South Carolina during the American Revolution. Kent State University Press, Kent OH 1999, ISBN 0-87338-632-9.
  • John Marshall: Royal naval biography; or, Memoirs of the services of all the flag-officers, superannuated rear-admirals, retired-captains, post-captains, and commanders, Whose names appeared on the Admiralty List of Sea Officers at the commencement of the present year, or who have since been promoted; illustrated by a series of historical and explanatory notes, Which will befound to contain an account of all the naval actions, and other important events, from the commencement of the late reign, in 1760, to the present period. Longman, Hurst, Rees, Orme, and Brown, London 1823–1835.
  • C. Northcote Parkinson: War in the Eastern Seas, 1793–1815. George Allen & Unwin, London 1954.
  • Rif Winfield: British Warships in the Age of Sail, 1714–1792. Design, Construction, Careers and Fates. Seaforth Publishing, Barnsley 2007, ISBN 978-1-84415-700-6.

Einzelnachweise

  1. Die sogenannten Rates von 1 bis 6 waren eine Klassifizierung nach Größe, Kampfstärke und Feuerkraft.
  2. C. Northcote Parkinson: War in the Eastern Seas, 1793–1815. 1954, S. 76.
  3. 1 2 James A. Lewis: Neptune’s militia. 1999, S. 92–94.
  4. James A. Lewis: Neptune’s militia. 1999, S. 96–98.
  5. London Gazette. Nr. 12556, HMSO, London, 29 Jun 1784, S. 5 (Digitalisat, englisch).
  6. Französische und amerikanische Fregatten waren größer als britische, da die britische Admiralität 1750 verbindliche Vorschriften erlassen hatte, dass Fregatten nur ein Batteriedeck haben und in diesem mit einer Anzahl 14, 26 oder 28 Geschützen ausgestattet sein durften.
  7. C. Northcote Parkinson: War in the Eastern Seas, 1793–1815. 1954, S. 75.
  8. William James: The Naval History of Great Britain, from the Declaration of War by France in 1793, to the Accession of George IV. Band 1. A new Edition. 1837, S. 213.
  9. C. Northcote Parkinson: War in the Eastern Seas, 1793–1815. 1954, S. 76.
  10. 1 2 3 London Gazette. Nr. 13852, HMSO, London, 8 January 1796, S. 33–34 (Digitalisat, englisch).
  11. David J. Hepper: British Warship Losses in the Age of Sail. 1650–1859. 1994, S. 78.
  12. C. Northcote Parkinson: War in the Eastern Seas, 1793–1815. 1954, S. 80.
  13. John Marshall: Royal naval biography. Band 2. 1824, S. 73–75; Textarchiv – Internet Archive.
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