Dobrzyca (deutsch Borkendorf, früher Borkendorff) ist ein Dorf in der Landgemeinde (Gmina) Szydłowo (Groß Wittenberg) im Powiat Pilski (Schneidemühler Kreis) der polnischen Woiwodschaft Großpolen.

Geographische Lage

Das Dorf liegt am Zusammenfluss von Küddow (poln. Gwda) und Glumia (poln. Głomia), etwa 25 Kilometer ostsüdöstlich von Deutsch Krone (Wałcz), neun Kilometer nordnordöstlich von Schneidemühl und sechs Kilometer östlich von Lebehnke (Stara Łubianka).

Geschichte

Die Grenzregion des Netzedistrikts, in der das Dorf liegt, hatte ursprünglich zum Herzogtum Pommern gehört, war vorübergehend unter polnische Herrschaft gelangt und dann an die Markgrafen von Brandenburg gekommen. Im Rahmen der Ersten Teilung Polen-Litauens kam das Dorf 1772 zusammen mit dem Landkreis Deutsch Krone an Preußen.

Die Ortschaft Borkendorf wurde 1661 als villa Borki alias Dobrzyca erwähnt und später auch Skorka und Glómia genannt. Die Ortsbezeichnung rührt von Caspar Friedrich Bork her, der 1661 Besitzer des Dorfs war. Kammerherr Otto Ernst von Keyserling kaufte dieses seinerzeit in Polnisch-Preußen gelegene Gut (nebst Lunau und Paparczyn im Culmer Land und weiteren Gütern) nach seiner Eheschließung im Dezember 1758. Keyserling, der nach der 1772 erfolgten Wiedervereinigung Westpreußens mit Preußen von König Friedrich II. 1777 mit seinem Landbesitz in den Grafenstand erhoben worden war, verkaufte 1784 das Gut an einen von Voss für 10.500 Taler. 1804 besaß es Frau von Kozlowska. Es wurde auf 7000 Taler abgeschätzt.

Die Gemeinde Borkendorf hatte um 1930 eine 7,6 km² große Gemarkungsfläche, und auf dem Gemeindegebiet befanden sich zwei Wohnplätze, auf denen insgesamt 42 bewohnte Wohnhäuser standen:

  • Borkendorf
  • Gut Borkendorf

Im Jahr 1945 gehörte Borkendorf zum Landkreis Deutsch Krone im Regierungsbezirk Grenzmark Posen-Westpreußen der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Borkendorf war dem Amtsbezirk Kramske zugeordnet.

Im Februar 1945 wurde Borkendorf von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region seitens der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit ganz Hinterpommern und der südlichen Hälfte Ostpreußens – militärische Sperrgebiete ausgenommen – der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es wanderten nun Polen zu. Borkendorf wurde unter der polnischen Ortsbezeichnung „Dobrzyca“ verwaltet. Die einheimische Bevölkerung wurde von der polnischen Administration aus Borkendorf vertrieben.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783Gratialgut mit einem Vorwerk, 17 Feuerstellen (Haushaltungen), im Netzedistrikt, Kreis Krone
1818105Dorf, adlige Besitzung
1864375im Dorf und Rittergut (darunter 255 Evangelische und 112 Katholiken)
1910325am 1. Dezember, davon 145 in der Landgemeinde (darunter 74 Evangelische und 70 Katholiken; elf Personen mit polnischer Muttersprache) und 180 im Gutsbezirk (134 Evangelische, 46 Katholiken; eine Person mit polnischer Muttersprache)
1925267darunter 158 Evangelische und 109 Katholiken
1933318
1939334

Kirche

Die Protestanten der bis 1945 anwesenden Dorfbevölkerung gehörten zum evangelischen Kirchspiel Lebehnke.

Literatur

  • Borkendorf, Dorf und Rittergut, Kreis Deutsch Krone, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Borkendorf (meyersgaz.org).
  • Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Deutsch Croner Kreises. Lambeck, Thorn 1867, S. 229 (Google Books).
  • Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Neidenburg 1890, S. 468 (Google Books).
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Einzelnachweise

  1. 1 2 Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Anhang (mit neu beginnender Seitenzählung): Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1789, S. 25 (Google Books).
  2. 1 2 3 Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Deutsch Croner Kreises. Lambeck, Thorn 1867, S. 229 (Google Books).
  3. 1 2 Heinrich Adalbert Johann von Keÿserlingk: Stammtafeln, Nachrichten und Urkunden von dem Geschlechte derer von Keÿserlingk, Druck von Julius Sittenfeld, Berlin 1853, S. 62, Ziffer 43 (Google Books).
  4. 1 2 Die Gemeinde Borkendorf im ehemaligen Kreis Deutsch Krone in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  5. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 1: A–F, Halle 1821, S. 151, Ziffer 3881 (Google Books).
  6. E. Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868. Ortschaft-Verzeichnis des Regierungsbezirks Marienwerder, S. 54–55, Ziffer 15–16 (Google Books).
  7. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, 3. Kreis Deutsch Krone, S. 12–13, Ziffer 12 (Google Books), und S. 16–17, Ziffer 101 (Google Books).
  8. 1 2 Michael Rademacher: Deutschkrone. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Neidenburg 1890, S. 468 (Google Books).

Koordinaten: 53° 13′ N, 16° 47′ O

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