Domenico Natale Sarro (auch Sarri bzw. Sarra, * 24. Dezember 1679 in Trani; † 26. April 1744 in Neapel) war ein italienischer Komponist der neapolitanischen Schule.
Leben
In seinem Ehevertrag vom 6. Februar 1705 ist vermerkt, dass er als Sechs- bis Siebenjähriger nach Neapel kam und am Conservatorio Sant’Onofrio aufgenommen wurde und die Stadt seither nicht mehr verlassen hatte. Sein erstes bekanntes Werk ist ein Oratorium bzw. geistliches Drama L’Opera d’Amore, das 1702 aufgeführt wurde. 1703 nahm er an einer öffentlichen Ausschreibung für die Stelle als Maestro di cappella am Hof teil; seine Mitbewerber waren Gaetano Veneziano, Cristoforo Caresana und Francesco Mancini. Veneziano erhielt die Stelle, doch im Dezember 1704 wurde Sarro zum Vizekapellmeister ernannt. Nach der österreichischen Eroberung von Neapel im Spanischen Erbfolgekrieg im Sommer 1707, verloren er und Veneziano ihre Stellen.
Zwischen 1718 und 1741 komponierte Sarro zahlreiche Opern. Didone abbandonata (1724) ist besonders erwähnenswert, da es sich um die erste Vertonung des ersten bedeutenden Librettos von Metastasio handelt. 1720 versprach man ihm zwei wichtige musikalische Stellen, sobald sie frei würden. Die erste war diejenige des Kapellmeisters der Stadt Neapel, die er 1728 nach dem Tode des Amtsinhabers Gaetano Greco erhielt. Die zweite war diejenige des Vizekapellmeisters am Hofe von Neapel, die er im Oktober 1725 erhielt. 1737, nach dem Tode seines Vorgängers Mancini, wurde er zum Hofkapellmeister ernannt. Eine seiner ersten Aufgaben war die Komposition der Oper zur offiziellen Eröffnung des Teatro San Carlo, Achille in Sciro. Nach seiner letzten Oper Ezio (1741) schrieb er nichts mehr von Bedeutung.
Der Höhepunkt von Sarros Laufbahn liegt in den Jahren 1718–1725. Zu dieser Zeit beherrschte er die neapolitanische Opernbühne wie vor ihm Alessandro Scarlatti. Charles de Brosses besuchte 1739 eine Wiederaufführung der 1722 entstandenen Oper Partenope und berichtete darüber (Original französisch): „Der König kam; er unterhielt sich während der einen Hälfte der Oper und schlief während der anderen. Dieser Mensch ist wahrlich kein Musikliebhaber […] Die Komposition Sarris, eines gelehrten Musikers, jedoch trocken und traurig, war nicht besonders gut, ihre Ausführung hingegen ausgezeichnet.“
Domenico Sarro hat zahlreiche italienische Kammerkantaten (Cantate a voce sola) sowie Intermezzi geschrieben. Sein Intermezzo Dorina e Nibbio wurde im Staatstheater Stuttgart, von den Bochumer Symphonikern und in der Semperoper Dresden gespielt.
Literatur
- Daniel Brandenburg: Sarri, Domenico Natale. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 14 (Riccati – Schönstein). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2005, ISBN 3-7618-1134-9 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- Raffaele Mellace: SARRO, Domenico Natale. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 90: Salvestrini–Saviozzo da Siena. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2017.
Weblinks
- Werke von und über Domenico Sarro in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Noten und Audiodateien von Domenico Sarro im International Music Score Library Project
- Liste der Bühnenwerke von Domenico Sarro auf Basis der MGG bei Operone
- Michael F. Robinson, Dale E. Monson: Sarro, Domenico Natale. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
- Suche nach Opern von Domenico Sarro (Suchbegriff im Feld Autore: „Sarro Domenico Natale“) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna
- Lebenslauf mit unvollständiger Werkeliste auf handelforever.com
Einzelnachweise
- ↑ Gottfried Daniel Brandenburg: Zur Geschichte der weltlichen Solokantate in Neapel im frühen Settecento. Die Solokantaten von Domenico Sarro (1679–1744) (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 36: Musikwissenschaft. 60). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1991, ISBN 3-631-43157-0 (Zugleich: Bonn, Universität, Dissertation, 1990).
- ↑ »Dorina e Nibbio«: Intermezzo von Domenico Sarro/ »Contrascena«: Für Bariton und Vokalensemble von Lucia Ronchetti. | Semperoper, Spielzeit 2012/13 (Memento vom 22. Juli 2013 im Webarchiv archive.today)