Doris Aebi (* 24. Januar 1965 in Luzern) ist eine Schweizer Unternehmerin und Politikerin. Sie ist Mitinhaberin eines Unternehmens für die Suche von Führungskräften und war Vizepräsidentin des Migros-Konzerns.

Biografie

Doris Aebi wuchs auf als Tochter des Stationsvorstands des Bahnhofs Walchwil im Kanton Zug, ihre Mutter war eine Bauerntochter aus Kölliken im Kanton Aargau. 1983 schrieb Aebi ihre Maturaarbeit zum Thema Frauen in der Schweizer Politik. Gleichzeitig stellte die Sozialdemokratische Partei der Schweiz Lilian Uchtenhagen als erste weibliche Kandidatin für den Bundesrat auf. Uchtenhagens Nichtwahl löste Schockwellen im ganzen Land aus. Auch bei Doris Aebi, die sagt, die Nichtwahl habe sie politisiert. Aebi studierte Wirtschaft, Soziologie und schloss 1990 ihr Studium als lic.phil.I ab. Ihre Lizenziatsarbeit Wirksamkeit der kantonalen Wirtschaftsförderung verfasste sie für den Kanton Solothurn und befragte dafür rund 300 Unternehmen. Der Regierungsrat stellte die Studie an einer Medienkonferenz vor und stützte sich auf die Arbeit bei der Neukonzipierung der Wirtschaftsförderungspolitik. Doris Aebi lehrte und forschte als Wirtschaftssoziologin an den Unis Zürich und Bern. 1994 wurde sie in Zürich mit dem Thema Weiterbildung zwischen Markt und Staat zur Dr. phil. I. promoviert. Darin plädierte sie für eine klare Aufgabenteilung: Die öffentliche Hand subventioniert Weiterbildung mittels Gutscheinen und überlässt das Weiterbildungsangebot dem Markt.

Doris Aebi wohnt in Schöftland im Kanton Aargau. Sie ist verheiratet mit René Kuehni, dessen vier Kinder aus erster Verbindung sie mit aufzog.

Beruf

Doris Aebi wechselte nach dem Doktorat in die Finanzbranche. Zuerst leitete sie bei der UBS den Aufbau des Intranets. Danach wechselte sie zur Credit Suisse, bei der sie als Direktionsmitglied im Bereich Allfinanz die Zusammenarbeit mit den Winterthur Versicherungen verantwortete, wobei sie insbesondere Produktentwicklung sowie Marketing und Vertrieb koordinierte.

Danach war sie Direktorin bei der Managervermittlung Dr. Bjørn Johansson Associates. Seit 2004 leitet sie die von ihr und René Kuehni gegründete aebi+kuehni AG, die international Manager sowie Verwaltungsräte sucht und evaluiert. Daneben ist Doris Aebi im geschäftsleitenden Ausschuss des Instituts für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen sowie Mitglied des Hochschulrates der Technischen Hochschule Köln.

2003 wurde Doris Aebi Verwaltungsrätin des Migros-Konzerns, ein Jahr später Vizepräsidentin. Sie galt als Kronfavoritin für die Position der Präsidentin. 2019 gab sie ihren Rücktritt von der Migrosspitze bekannt.

Politik

1993 wurde Doris Aebi für die SP in den Kantonsrat Solothurn gewählt. Dort war sie während zwei Legislaturperioden in der Finanzkommission. Aufsehen erregte sie mit ihrer Motion für eine Standesinitiative zur Einführung der nachfrageorientierten Weiterbildungsfinanzierung («Individuen statt Institutionen subventionieren»), die der Rat parteiübergreifend überwies und die verlangte, dass die Regierung die Idee der Bildungsgutscheine vorschlage, die sie in ihrer Doktorarbeit entfaltet hatte. Sowohl Ständerat als auch Nationalrat überwiesen in der Folge ein Postulat, das eine Systemänderung bei der Finanzierung von Weiterbildungskursen im Sinne der Solothurner Standesinitiative fordert. Von 1992 bis 2004 war Aebi Mitglied des Wirtschaftsrates der Solothurner Regierung. 1997 kandidierte sie für den Regierungsrat und wurde Mitglied des Hochschulrats der neu gegründeten Solothurner Fachhochschule. Als die Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn ihre Fachhochschulen zur Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) zusammenschlossen, wählten die vier Regierungen Aebi in den FHNW-Hochschulrat, dem sie bis 2017 angehörte.

2000 trat Doris Aebi als Solothurner Kantonsrätin zurück und zog zu ihrem Mann in den Aargau. Seither ist sie parteilos, sympathisierte aber mit den Grünliberalen. Angefragt von der glp stellte sie sich als Kandidatin für den Regierungsrat des Kantons Aargau zur Verfügung.

Medien

2016 und 2017 schrieb Doris Aebi für die Neue Zürcher Zeitung die Kolumne teppichetage über Führungskräfte. 2005 gehörte sie zur Besetzung der SRF-Serie Traumjob nur einer schafft es, in der sie neben Jürg Marquard, dem Co-Produzenten und Patron der Sendung, mit dem Ex-Chefredaktor der Aargauer Zeitung, Markus Gisler, als Beirätin auftrat. Ausserdem ist Doris Aebi häufig als Expertin in TV- und Radio-Sendungen geladen. Dabei engagiert sie sich insbesondere für mehr Frauen in Führungspositionen und plädiert dafür der technologischen Revolution mit flachen Hierarchien zu begegnen.

Veröffentlichungen

  • Teppichetage. Der Blick hinter die Kulisse Doris Aebi, Xanthippe Verlag, Zürich 2018, ISBN 978-3-905795-63-9.
  • Was Headhunter von Charles Darwin lernen sollten. In: Hofmann D., Steppan R. (eds) Headhunter. 2011, Gabler Verlag. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-6448-9.
  • Auswahl von Führungskräften in Zeiten von Transformation Doris Aebi, in schulthess manager handbuch 2018/2019 Schulthess Verlag, Zürich 2018, ISBN 978-3-7255-7618-0.
  • Weiterbildung zwischen Markt und Staat: Zur Wirksamkeit von Steuerungsprinzipien in der schweizerischen Bildungsspirale Doris Aebi mit Illustrationen von Schang Hutter, Verlag Rüegger, Glarus 1995, ISBN 978-3-7253-0517-9.
  • Wirksamkeit der kantonalen Wirtschaftsförderung, Lizenziatsarbeit im Auftrag der Kanton Solothurns. 1990.
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Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Webseite von Doris Aebi, abgerufen am 3. September 2019.
  2. Nachruf: Lilian Uchtenhagens Nichtwahl war ein Fanal, Daniel Gerny und Erich Aschwanden in der NZZ vom 8. September 2016, abgerufen am 3. September 2019.
  3. Doris Aebi – Freude als Antriebsmotor, Porträt von Corinne Schlatter in der NZZ vom 31. Oktober 2006, abgerufen am 3. September 2019.
  4. Kantonale Wirtschaftsförderung. Die bisherigen Ergebnisse Oltner Tagblatt vom 22. Februar 1990
  5. Konzept soll besser greifen. Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung Solothurner Zeitung vom 22. Februar 1990
  6. 1 2 3 CV, abgerufen auf der homepage aebi+kühni am 3. September 2019.
  7. Weiterbildung in der Schweiz. Klare Aufgabenteilung zwischen Staat und Markt, Doris Aebi in: Grundlagen der Weiterbildung Nr. 8 von 1997
  8. Gutscheine für die Weiterbildung. Vorschlag: Menschen, nicht Institutionen unterstützen, Interview mit Doris Aebi von Marlis Strech im TagesAnzeiger vom 21. Mai 1995. Solothurner Zeitung vom 22. Februar 1990
  9. Ex-Migros-Managerin soll SVP-Sitz holen, Basler Zeitung vom 7. August Januar 2019, abgerufen am 2. September 2019.
  10. Die neuen Frauen. Frauen ans Ruder., Franca Siegfried in Sie + Er vom 5. März 2006, zitiert nach www.aebi-kuehni.ch, abgerufen 3. September 2019.
  11. Jahresbericht 2018. Institut für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen, abgerufen am 29. August 2019.
  12. Der Hochschulrat der TH Köln, abgerufen von der Homepage der TH Köln am 6. September 2019.
  13. Erhält Migros erstmals eine Präsidentin?, Benjamim von Weinmann in der Luzerner Zeitung vom 5. Januar 2019, abgerufen am 2. September 2019.
  14. Migros: Jetzt ist Zeit für Doris Aebi, Kommentar von Marcel Speiser in der Handelszeitung vom 11. Oktober 2010.
  15. Doris Aebi: «Es war ein Akt der Vernunft», Philipp Albrecht in der Bilanz vom 27. März 2019, abgerufen am 5. September 2019.
  16. Auszug aus dem Protokoll des Regierungsrat vom 10. November 1998.
  17. Neue Finanzierung für die Weiterbildung. Motion Aebi verlangt Standesinitiative, Neue Mittellandzeitung vom 17. März 1999.
  18. «Ein prüfenswerter Vorschlag». Ständerat wandelt Solothurner Initiative zur Weiterbildungsfinanzierung in Postulat um, Neue Mittellandzeitung vom 7. Juni 2000.
  19. Positives Echo auf Solothurner Initiative. Nationalrat behandelt Standesinitiative zur Weiterbildungs-Finanzierung, Neue Mittellandzeitung vom 23. März 2001.
  20. 1 2 «Ausgeprägte Brückenbauerin»: Grünliberale schlagen Doris Aebi für den Regierungsrat vor, Aargauer Zeitung vom 7. August 2019, abgerufen am 3. September 2019.
  21. Interview mit GLP-Regierungsratskandidatin Doris Aebi im Regionaljournal Aargau Solothurn vom 11. August 2019 (ab 2 Min 10), abgerufen am 3. September 2019.
  22. Die Aargauer GLP ist stolz auf ihre Regierungsratskandidatin, Regionaljournal Aargau Solothurn von SRF1 vom 10. August 2019, abgerufen am 3. September 2019.
  23. Jetzt ist Doris Aebi offiziell im Rennen – darum will die Grünliberale in die Regierung, Mathias Küng in: Schweiz am Wochenende vom 9. August 2019, abgerufen am 3. September 2019.
  24. Doris Aebi steigt für die Grünliberalen ins Rennen: «Ein Patentrezept für die grossen Fragen im DGS gibt es nicht», Interview von Mathias Küng in: Schweiz am Wochenende vom 10. August 2019, abgerufen am 3. September 2019.
  25. Mischt die GLP mit Doris Aebi den Wahlkampf auf?, Mathias Küng in: AargauerZeitung vom 5. August 2019, abgerufen am 3. September 2019.
  26. «Traumjob»-Führungsteam komplett, Raphael Waldvogel im: Klein Report vom 17. Januar 2005.
  27. Doris Aebi auf Radio und Fernsehen SRF, abgerufen am 3. September 2019.
  28. Braucht es heute noch engagierte Feministinnen? Doris Aebi und Michèle Binswanger diskutieren in Treffpunkt von Radio SRF1 vom 8. März 2017, abgerufen am 6. September 2019.
  29. Headhunting: «Ou, die greift durch!» Interview von Sarah Jäggi mit Doris Aebi, die Zeit Schweiz vom 1. Oktober 2018, abgerufen am 20. August 2019.
  30. Kann die noch mehr als Lippenstift tragen?! Gastbeitrag von Doris Aebi im Mamablog des TagesAnzeigers, vom 17. Oktober 2014, abgerufen am 20. August 2019.
  31. Zukunft der Arbeit NZZ-Podium vom 23. Februar 2017, abgerufen am 20. August 2019.
  32. Verlagsinformation Xanthippe, abgerufen am 20. August 2019.
  33. Auswahl von Führungskräften in Zeiten von Transformation, pdf, abgerufen am 29. August 2019.
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