Der Drei-Kaiser-Bau (auch teilweise als Drei Kaiser Haus bezeichnet) in der Kaiserstraße 3–5a in Frankfurt am Main wurde 1894 nach Entwürfen von Eugen Greiß (1856–1925) als repräsentatives Geschäftsgebäude erbaut. Es besteht heute in veränderter Form und steht unter Denkmalschutz.

Beschreibung

1870 bis 1873 wurde die heutige Kaiserstraße neu geplant und gebaut. Die Stadt erwarb die betreffenden Grundstücke und ließ die bestehenden Häuser abreißen, um Platz für den 80 Fuß (22,80 Meter) breiten Prachtboulevard zu bauen. Lediglich zwei Grundstückseigentümer weigerten sich, die notwendigen Grundstücke zu verkaufen. Einer davon war das Cronstett'sche Stift, eine Wohnstiftung für adelige Damen. Die Stadt enteignete das Grundstück. Mit Urteil vom 31. Januar 1873 bestätigte das königlich preußische Stadtgericht Frankfurt am Main die Enteignung und den Kaufpreis von 104,90 Goldmark je Quadratmeter.

Das ehemalige Gartengelände hinter der enteigneten Straßenfläche blieb im Besitz der Stiftung und zunächst unbebaut, während die Nachbargrundstücke mit repräsentativen Gründerzeithäusern bebaut wurde.

1893 verkaufte die Stiftung dieses Grundstück, um mit dem Kaufpreis das Stiftungsgebäude in der Lindenstraße 27 zu finanzieren. Das Bauunternehmen Jacob Carl Junior erhielt den Auftrag, auf dem Grundstück den Drei-Kaiser-Bau zu errichten, nachdem das eigentliche Stiftsgebäude, das sich auf der Ecke der Kaiserstraße zum Rossmarkt befunden hatte, zu einem Geschäftsgebäude umgebaut worden war. Der Garten hatte eine 37 m lange Frontlinie zur Kaiserstraße. Der Standort hatte sich zum Bauzeitpunkt zur ersten Geschäftslage Frankfurts entwickelt, die Überbauung des Geländes sollte daher den wertvollen Platz möglichst vollständig ausnutzen. Aus diesem Grund wurde die Gebäudetiefe auf genau 35 m festgesetzt, da erst bei einer über diese Länge hinausgehenden Gebäudetiefe die Baubehörde die Anlage einer Einfahrt forderte. Der Gebäudekomplex bestand aus drei Gebäuden, die durch Brandmauern voneinander getrennt waren, sich jedoch zur Straße hin eine gemeinsame Fassade teilten. Zwei der Gebäude hatten den gleichen Grundriss mit jeweils einer Fassadenbreite von circa 13,50 m und einer Platztiefe von 47 bis 50 m. Das mittlere Gebäude trug ursprünglich eine heute nicht mehr vorhandene Kuppel mit Laterne. Alle drei Dachgeschosse waren als Ateliers geplant, wobei das linke für einen Photographen gedacht war, während sich in der Kuppel ein Maleratelier mit 8,5 bis 10 Metern Länge und 6,50 Metern Höhe befand. Das dritte Haus besaß eine Fassadenbreite von 10,00 m bei einer mittleren Breite von 28,5 m und einer Platztiefe von 46 m.

Die ursprüngliche Fassade aus hellgelbem bayrischem Sandstein erhielt eine repräsentative und reich verzierte Gestaltung im Stil des Neobarock, auf der auch der Gebäudename Drei-Kaiser-Bau zu lesen war. Sie entstand in der Zusammenarbeit von Greiß mit dem Frankfurter Architekten Gustav Klemm. Die Balkone waren auf Grund der Nutzung als Geschäftsgebäude für Geschäftstafeln vorgesehen, ebenso wie die großen Tafeln auf den Dächern. Vier 6,50 m hohe Dreiviertelsäulen aus schwedischem Syenit gliedern die Front entsprechend den drei Häusern in drei Teile. Die vier Säulen wurden von Pfeilern aus schwarzem Syenit mittels Bronzekaryatiden getragen und trugen ihrerseits wiederum über dem Hauptgesims 2,40 m hohe Bronzestatuen. Die überlebensgroßen, bronzenen Figuren stellten Handel, Schifffahrt, Kunst und Gewerbe dar. Der Kuppelaufbau bestand aus einem Eisengerippe, das mit Kupfer eingedeckt war. Die Steildächer waren mit Schiefer aus Kaub gedeckt. Die Bildhauerarbeiten, figürlich wie ornamental, wurden vom Frankfurter Bildhauer Franz Jakob Born (1845–1902) gestaltet. Die Türumrahmungen waren ebenfalls aus galvanisierter Bronze, während die Schaufenster des Erdgeschosses und des ersten Obergeschosses Rahmen aus gehobeltem Stahl hatten.

Im Zweiten Weltkrieg brannte das Dach 1944 nach Bombenangriffen aus. 1952 wurde das Gebäude wieder hergerichtet. Hierbei wurde ein weiteres Stockwerk eingezogen und das Dach sowie die Fassade vereinfacht.

Die Fassade besteht heute mit vereinfachten Schmuckelementen und weiterhin mit vier skulpturenbesetzten Frontsäulen vor dem dritten und vierten Obergeschoss. Die Pfeiler und metallenen Fassadenteile der Schaufensterfront wurden durch Steinverblendungen im Material der restlichen Fassade ersetzt. Ebenso fehlt heute die Kuppel mit der Laterne. Stattdessen erhielt das fünfte Obergeschoss eine durchgehende Fensterfront zur Kaiserstraße und ein Flachdach. Das Gebäude wird nach wie vor gewerblich genutzt, es finden sich Arztpraxen und verschiedene Unternehmen.

Literatur

  • Heinz Schomann: Das Frankfurter Bahnhofsviertel und die Kaiserstraße : ein Beitrag zu Städtebau und Baukunst des Historismus. 1988, ISBN 3-421-02876-1, S. 35 (zur Kaiserstraße), S. 40 (Zum Verkauf des Cronstättschen Grundstücks), S. 48–49 (Umfangreiche Darstellung des Dreikaiserhauses)
  • Wilhelm Kick (Hrsg.): Moderne Neubauten. 2. Jahrgang, Stuttgarter Architektur-Verlag Kick, Stuttgart 1898.
  • Carl Zaar, August L. Zaar: Geschäfts- und Kaufhäuser, Warenhäuser und Meßpaläste, Passagen und Galerien. In: Eduard Schmitt (Hrsg.): Handbuch der Architektur. Vierter Teil: Entwerfen, Anlage und Einrichten der Gebäude. 2. Halbband, Heft 2, Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung A. Kröner, Stuttgart 1902, S. 87–88 (Text) und S. 93–94 (Abb. 150–152).
  • Der Dreikaiserbau zu Frankfurt a. M. In: Baugewerks-Zeitung. Organ der Baugewerksmeister, Bauunternehmer, Architekten und Bauingenieure. Zeitschrift für praktisches Bauwesen. Verlag der Expedition der Baugewerkszeitung, Berlin. 26. Jahrgang, 1894, S. 1157–1159.
Commons: Drei-Kaiser-Bau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heinz Schomann, Volker Rödel, Heike Kaiser: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main. Überarbeitete 2. Auflage, limitierte Sonderauflage aus Anlass der 1200-Jahr-Feier der Stadt Frankfurt am Main. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-7973-0576-1, S. 47, Stichwort "Kaiserstraße 3/5/5a, Flur 22, Flurstück 24,25,26, "Dreikaiserhaus"
  2. Heinz Schomann: Bahnhofsviertel, S. 40.
  3. Baugewerks-Zeitung. 26. Jahrgang, 1894, S. 1157.
  4. Baugewerks-Zeitung. 26. Jahrgang, 1894, S. 1157.
  5. Zaar (1902), S. 88.
  6. Heinz Schomann: Bahnhofsviertel, S. 49.

Koordinaten: 50° 6′ 40,7″ N,  40′ 36″ O

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