Die Dumba-Villa war ein im Stil des Historismus errichtetes, 1960 abgebrochenes Jagdschloss in Liezen in der Steiermark in Österreich.
Beschreibung
Erbaut wurde die Liezener Dumba-Villa 1874/1875 als Jagdhaus durch den Friedrich-von-Schmidt-Schüler August Krumholz für den Wiener Industriellen und Politiker Nikolaus Dumba. Dieser verbrachte seit etwa 1865 regelmäßig die Sommer- und Herbstmonate in Liezen und erhielt 1870 für sein soziales und wirtschaftliches Engagement die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde verliehen. Die in zwei aufeinanderfolgenden Bauetappen an der Ausseer Straße errichtete Villa befand sich westlich des damaligen Ortes in exponierter Lage über dem steirischen Ennstal und stellte eine asymmetrische Bautengruppe mit seitlichem Turm mit Fachwerkaufsatz dar. Für das äußere Erscheinungsbild charakteristisch war die Verwendung hölzerner Laubengänge, die dem Bauwerk einen landhausartigen Charakter geben sollten. Auf die Bestimmung des Hauses verwies ein umlaufender Sgraffito-Fries mit Jagdszenen. In der reich ausgestatteten Villa war ein Teil der umfangreichen Kunstsammlung der Familie Dumba untergebracht.
Die Dumba-Villa wurde im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts zu einem wichtigen kulturellen Zentrum. Nachgewiesen sind regelmäßige Besuche des Musikkritikers Eduard Hanslick und der Komponisten Richard Heuberger und Robert Fuchs. Zu den Künstlern, die als Gäste der Familie Dumba in Liezen weilten, gehörten u. a. Rudolf von Alt, Gottfried Seelos und Karl Pischinger, der hier 1886 verstarb. 1879 wurde in der Dumba-Villa eine Zusammenkunft der von Dumba geleiteten Fraktion der Liberalen im österreichischen Reichsrat abgehalten. Der Bruder von Nikolaus Dumba, Michael Dumba, besaß eine eigene, noch erhaltene Villa in Bad Ischl. Zum umfangreichen Areal des Liezener Dumba-Parks gehörte auch das westlich gelegene, 1982 abgebrochene Schloss Grafenegg.
Während der Zwischenkriegszeit waren die Bauten von Behörden genutzt. 1940 wurde im Park der Liezener Dumba-Villa eine Südtiroler-Siedlung angelegt. 1960 wurde das zuletzt als Musikschule genutzte Villengebäude selbst zugunsten von weiteren Siedlungsbauten abgebrochen. Erhalten hat sich hingegen das teilweise in Fachwerk errichtete Herrenhaus der zugehörigen Gutsanlage, aber ohne deren, 2016 zugunsten des „Dumbaparks“ abgebrochenen und bereits stark überformten, Wirtschaftstrakte. Diese sogenannte Kleine Dumba-Villa wurde seit 2014 einschließlich seiner auf der 1865 erschienenen Farbphysiologie von Ernst Brücke basierenden ornamentalen Innenausmalung umfassend restauriert.
Literatur
- August Krumholz: Jagdhaus des Herrn Nicolaus Dumba zu Liezen in Obersteiermark. In Allgemeine Bauzeitung, 1876, Bl. 76–78.
- Johann Josef Böker: Die beiden Villen des Nicolaus Dumba in Liezen (Obersteiermark). In: Insitu – Zeitschrift für Architekturgeschichte, 7, 2015, S. 235–246.
- Jörg Schwaiger: Die Geheimnisse der Liezener „Dumba-Villa“. In: Kronen-Zeitung, 17. November 2019.
Weblinks
- Dumba - Villa, Webseite der Stadt Liezen
- Jagdschloss Dumba: Wehmütiges Kapitel für Liezen, tvthek.orf.at
- Initiative Denkmalschutz zum Abriss der Dumba-Villa
Einzelnachweise
- ↑ Rudolf Polzer, Wolfgang Flecker: Nikolaus Dumba, Jagdherr und Mäzen. In: Liezen im Zeitenwandel, Folge 7, September 2002.
- ↑ Adolf Schachner: Alt, aber gut. In: Liezen im Zeitwandel, Folge 44, Dezember 2011.
- ↑ Gerwald Mitteregger: Carl Pischinger, Tier- und Landschaftsmaler. In: Liezen im Zeitenwandel, Folge 43, September 2011.
- ↑ Elisabeth Springer: Geschichte und Kulturleben der Wiener Ringstraße (Die Wiener Ringstraße – Bild einer Epoche, VIII, 3). Steiner, Wiesbaden 1979, S. 538.
- ↑ Gerwald Mitteregger: Glück und Ende von Grafenegg im Ennstal. In: Liezen im Zeitenwandel. Folge 39, September 2010.
- ↑ Johann Josef Böker: Die Kleine Dumba-Villa in Liezen. In: Liezen im Zeitspiegel, Folge 6, März 2015.
Koordinaten: 47° 34′ 7,9″ N, 14° 14′ 14,7″ O