Als Durchhaus bezeichnet man einen meist für den Fußgängerverkehr vorgesehenen, überbauten Durchlass durch ein Gebäude oder ein solches Gebäude selbst. Eine alte Bezeichnung für den Durchgang lautete auch Durchweg.

Städtebaulich zeichnen sich Durchhäuser dadurch aus, dass sie direkte Wegeführung erlauben, ohne bebauten Raum zu verschenken. Damit dient ein und dieselbe Parzelle dem Verkehr und dem Wohnen oder auch dem Gewerbe gleichzeitig, denn in Innenstädten sind Durchhäuser vielfach als Ladenpassagen ausgestaltet.

Verkehrsfunktion

Häufig verbindet der Durchgang zwei Parallelstraßen, sodass Durchhäuser für den Fußgängerverkehr attraktiv sind, weil sie einen Umweg um einen Häuserblock sparen.

Oft bietet ein Durchhaus auch nur den Weg von der Straße zu einem gemeinsamen Innenhof eines ganzen Häuserblocks. Solche passierbaren Vorbauten gelten allenfalls auch als Torhäuser oder Vorhäuser. Es gibt oder gab auch Durchhäuser mit einem Schmalspurgleis, um handgeschobene Wagen mit Waren von der Straße in die Höfe zu bringen.

Durchhäuser in verschiedenen Städten

Beispiele für Durchhäuser sind der barocke Barthels Hof in Leipzig oder die zahlreichen Durchhäuser in Salzburg beidseits der Getreidegasse. Auch in Wien oder Budapest zählen sie zu den baulichen Merkmalen der Innenstadt, die als charakteristisch wahrgenommen werden und zum Flair dieser Städte beitragen. Durchhäuser gibt es auch in Venedig, wo sie Sotoportego genannt werden.

Durchhäuser in Wien

In Wien gibt es um die 700 Durchhäuser, die meisten davon innerhalb des Gürtels. Auch größere Baukomplexe, die ihre Häuserblöcke zum Großteil oder zur Gänze einnehmen (etwa die Hofburg, das Schottenstift oder das Alte AKH), bestehen oft aus mehreren Höfen mit (häufig freiwillig und bis auf Widerruf gestatteten) Durchgängen zu angrenzenden Straßen. Darüber hinaus haben auch viele in Blockrandbebauung angelegte Wohnhausanlagen (etwa Gemeindebauten, aber auch z. B. das Amerlinghaus) mehrere Eingänge zu ihren Höfen.

Die Stadt Wien hat im Februar 2018 erstmals drei Durchhäuser als Fußgängerrouten beschildert:

  • Praterstraße 42 – Czerningasse 7/7A
  • Gentzgasse 21 – Währinger Straße 100
  • Sünnhof: Landstraßer Hauptstraße 28 – Ungargasse 13

Gehzeiten für den Durchgang und Öffnungszeiten sind auf einem blauen Schild mit gelbem Pfeil am Hofeingang ausgewiesen.

Beispiele

Nachfolgend werden einige Beispiele bekannter Durchhäuser in Wien präsentiert. Eine ausführlichere Liste von vor dem Ersten Weltkrieg entstandenen Gebäuden, die Passagen aufweisen, ist unter Liste von Durchhäusern in Wien zu finden.

BezirkName (falls vorhanden)VerbindungAnmerkungBild
1., Innere StadtPalais-Ferstel-PassageHerrengasse 14 – Freyung 2unter Denkmalschutz
1., Innere StadtMichaeler-DurchgangMichaelerplatz 6 – Habsburgergasse 14unter Denkmalschutz
1., Innere StadtSchmeckender-Wurm-HofWollzeile 5 – Lugeck 5unter Denkmalschutz
2., LeopoldstadtJägerzeilePraterstraße 42 – Czerningasse 7/7a
3., LandstraßeSünnhofLandstraßer Hauptstraße 28 – Ungargasse 13unter Denkmalschutz
6., MariahilfRaimundhofMariahilfer Straße 45 – Windmühlgasse 20unter Denkmalschutz
7., NeubauAdlerhofSiebensterngasse 46 – Burggasse 51
7., NeubauSchottendurchhausNeustiftgasse 16 – Lerchenfelder Straße 13unter Denkmalschutz

Durchhäuser in Salzburg

In Salzburg existieren in der linken Altstadt 13 Durchhäuser, die von der Getreidegasse entweder nach Süden zum Universitätsplatz oder nach Norden zur Griesgasse bzw. zum Ferdinand-Hanusch-Platz abgehen. Ihre Bezeichnungen entsprechen meist den jeweiligen alten Häusernamen.

NameVerbindungAnmerkungBild
Schatz-Durchhaus
Getreidegasse 3 – Universitätsplatz 16Im Hof gibt es eine Abzweigung mit Durchhaus zur Sigmund-Haffner-Gasse 6.
Roittner-DurchhausGetreidegasse 7 – Universitätsplatz 15
Feiertags-DurchhausGetreidegasse 13 – Universitätsplatz 12
Kron-DurchhausGetreidegasse 14 – Griesgasse 15
Azwanger-DurchhausGetreidegasse 15 – Universitätsplatz 11Ohne Innenhof.
Niederleg-DurchhausGetreidegasse 22 – Griesgasse 17Der freie Innenbereich trägt den Namen Niederleghof. Das ehemalige Niederleghaus war ein städtisches Lagerhaus für Waren.
Die Häuser Getreidegasse 18, 18A und 20 sind nur vom Hofbereich zugänglich.
Der Hof wird gastronomisch genutzt: Im Haus Getreidegasse 18 befindet sich ein indisches Restaurant und das Haus Getreidegasse 20 ist das traditionelle Gasthaus Wilder Mann.
Stadtkoch-DurchhausGetreidegasse 23 – Universitätsplatz 7Ohne Innenhof; auch Schmuckpassage genannt.
Lamberg-DurchhausGetreidegasse 24 – Griesgasse 19Das Haus Griesgasse 19A ist nur vom Hofbereich zugänglich.
Aula-DurchhausGetreidegasse 25 – Universitätsplatz 6
Sternbäck-DurchhausGetreidegasse 29 – Universitätsplatz 4
Ennsmann-DurchhausGetreidegasse 31 – Universitätsplatz 3Ohne Innenhof.
Stockhamer-DurchhausGetreidegasse 33 – Universitätsplatz 2In dem kleinen Innenhof befindet sich der 1950 gegründete Balkan-Grill, wo vermutlich die Salzburger Wurstspezialität Bosna erfunden wurde.
Sternbräu-DurchhausGetreidegasse 34 und 38 – Durchfahrt zwischen Griesgasse 21 und 23Großer Hofbereich mit Zugängen von zwei Häusern in der Getreidegasse. Das Haus Getreidegasse 36 ist nur von hier zugänglich.
Der Hof dient auch als Gastgarten des Sternbräus.

Die Häuser mit den Adressen Griesgasse bis Nr. 19 liegen offen zur Salzach hin und werden als Begrenzung des Ferdinand-Hanusch-Platzes wahrgenommen.

Durchgangsmöglichkeiten zwischen den Häusern in der Getreidegasse und am Universitätsplatz gibt es noch weitere, die allerdings nicht als öffentliche Passagen gelten, so etwa im Hotel Blaue Gans (Getreidegasse 43 zu Universitätsplatz 3). Des Weiteren existieren im Inneren der Getreidegassenhäuser oftmals private Zugänge zu den Hinterhäusern.

Einzelnachweise

  1. Johann August Eberhard: Synonymisches Wörterbuch des Deutschen. 1910, abgerufen am 20. August 2019.
  2. Wien schildert Abkürzungen für Fußgänger aus orf.at, 11. Februar 2018, abgerufen 11. Februar 2018.
  3. Stadt Salzburg: Getreidegasse – Durchhäuser und Passagen. Abgerufen am 20. August 2019.
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