Das Europäische Zentrum für Minderheitenfragen (European Centre for Minority Issues, ECMI) in Flensburg ist ein Forschungs- und Informationszentrum über Minderheiten. Das Zentrum ist eine rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts, Stifter sind das Land Schleswig-Holstein, die Bundesrepublik Deutschland und das Königreich Dänemark. Derzeitiger Direktor ist der estnisch-amerikanische Politologe Vello Pettai.

Organisation

Das ECMI gründeten 1996 die Regierungen von Dänemark, Deutschland und Schleswig-Holstein. Die Stiftung ist eine unparteiische und interdisziplinäre Einrichtung. Während die laufenden Kosten des Zentrums von den drei Regierungen finanziert werden, bemüht es sich zusätzlich um projektbezogene Mittel, um seine schnell wachsenden Aufgaben finanzieren zu können. Das ECMI beschäftigt ein kleines wissenschaftliches Expertenteam, das von einer Anzahl von Gastwissenschaftlern unterstützt wird und auf ein weitläufiges Netzwerk externer Experten zurückgreifen kann. Das Zentrum unterhält auch aktive Beziehungen zu anderen Institutionen mit ähnlichen Tätigkeitsfeldern und entwickelt mit ihnen gemeinsam Projekte. Das ECMI hat einen neunköpfigen Vorstand, der sich aus drei Mitgliedern aus Dänemark, drei aus Deutschland und jeweils einem Repräsentanten der OSZE, des Europarates und der Europäischen Union zusammensetzt. Die Arbeitssprache des ECMI ist Englisch.

Das ECMI hat seinen Geschäftssitz im historischen Kompagnietor in der Altstadt Flensburgs. Hier werden auch Treffen und Konferenzen organisiert. In dem Gebäude werden ECMI-Projekte durchgeführt und deren Veröffentlichung vorbereitet.

Zweck

Die Organisation führt praxisbezogene und interdisziplinäre Forschung durch, stellt Informationen und Dokumentationen zur Verfügung und berät zum Thema Minderheitenfragen im europäischen Raum. Es arbeitet mit verschiedenen Regierungen und internationalen Organisationen zusammen, ebenso wie mit nicht-dominanten Gruppen in Europa. Das Zentrum unterstützt ebenfalls die akademische Forschung anderer, die Medien und die allgemeine Öffentlichkeit durch die Bereitstellung von Informationen und Analysen. Das rechtzeitige Beobachten und Untersuchen potenzieller Konflikte in allen Regionen Europas – Ost und West – stellt einen Schwerpunkt der Tätigkeiten des Zentrums dar, dessen Ziel es ist, zur Lösung ethnischer Spannungen beizutragen. Insgesamt hat es drei zentrale Aufgaben:

  1. Bewertung und Weiterentwicklung universaler, regionaler, bilateraler und nationaler Standards: Sie können helfen, demokratische Regierungsformen auf der Basis von ethnischer Vielfalt und der Menschenrechte zu festigen. In diesem Zusammenhang interessiert sich das ECMI besonders für die sich entwickelnden Annäherungen der Standards zwischen den EU-Mitgliederstaaten und den Bewerberstaaten.
  2. Umsetzung derartiger Standards und die Untersuchung der Effektivität der entsprechenden Umsetzungsmechanismen: Das ECMI berät auch Regierungen und Minderheitengruppen und erarbeitet mit ihnen Umsetzungsmöglichkeiten von Minderheitenregelungen.
  3. Konstruktives Konflikt-Management: Zurzeit baut das ECMI seine Kapazität aus, internationale Friedensbemühungen und friedenserhaltende Maßnahmen zu unterstützen, indem es sich zunehmend mit Konflikten ethnopolitischer Dimension im Großraum Europa beschäftigt. Das ECMI hat auch Kontakte mit verschiedenen Spannungsregionen in Europa und veranlasst die lokalen Protagonisten zum Dialog, entweder in der jeweiligen Region oder an einem neutralen Ort. Dabei profitiert das Zentrum von der beispielhaften Entwicklung der Minderheitenfragen im deutsch-dänischen Grenzgebiet.

Das ECMI ist in sechs Cluster gegliedert (Culture and Diversity, Conflict and Security, Justice and Governance, Politics and Civil Society, Equality and Inclusion sowie Danish-German Minority Issues), die als Forschungseinheiten unter dem Dach des ECMI fungieren.

Siehe auch

Commons: European Centre for Minority Issues – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Homepage. ECMI, abgerufen am 29. April 2012.

Einzelnachweise

  1. Flensburger Tageblatt: 1284 bis 2009: Die Stadtchronik, 1. Januar 2009; abgerufen am: 28. Juni 2014
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