Dieser Artikel gibt die Einwohnerentwicklung von Kiel tabellarisch und graphisch wieder.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung von Kiel. Oben ab 1300 bis 2018. Unten ein Ausschnitt ab 1871

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit lebten in Kiel nur wenige tausend Menschen. Die Bevölkerungszahl wuchs sehr langsam und ging wegen der zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1803 erst 7.075 Menschen in der Stadt, so waren es 1885 bereits 52.000.

Im Jahre 1900 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Bis 1910 verdoppelte sich diese Zahl auf 212.000. Der Zuwachs ist zum Teil auf Eingemeindungen zurückzuführen, überwiegend aber auf die Ansiedlung der Marine und den Aufschwung in der Werftindustrie. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden weniger Arbeiter auf den Werften benötigt und die Anzahl der Marineangehörigen ging zurück. Durch weitere Eingemeindungen 1922 bis 1924 stieg die Bevölkerungszahl leicht.

Bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurden die Kapazitäten in der Werftindustrie stark erweitert und viele militärische, industrielle und zivile Neubauten errichtet. Im Zweiten Weltkrieg war die Wirtschaft der Stadt komplett auf die Rüstung ausgerichtet und die Bevölkerungszahl erreichte im Dezember 1942 mit 306.000 Menschen ihren historischen Höchststand, mitverursacht durch die vielen in der Industrie und den Werften eingesetzten Zwangs- und „Ostarbeiter“. Während des Krieges wurden über 150.000 Kieler evakuiert und Kinder im Rahmen der Kinderlandverschickung in weniger gefährdete Gebiete gebracht. Die Stadt war wegen ihrer großen militärischen Bedeutung als Stützpunkt der Kriegsmarine, Endpunkt des Nord-Ostsee-Kanals und Standort dreier Großwerften Ziel von 90 Luftangriffen, bei denen fast 3.000 Menschen ums Leben kamen.

Ab Ende Juli 1944 brachte die Evakuierung von etwa 2,5 Millionen Menschen aus Baltikum und Memelland, Ost-/Westpreußen sowie Pommern und Mecklenburg zusätzlich Flüchtlinge und Vertriebene nach Kiel. Die Bevölkerungszahl, am 1. Januar 1945 waren es 143.000, stieg bis Dezember 1945 wieder auf 199.579 Personen. Die Integration dieser Menschen stellte die Stadt vor zusätzliche Herausforderungen. In den Nachkriegsjahren wurde Kiel neu aufgebaut. Die Stadt entwickelte sich bald wieder zum wirtschaftlichen, politischen und geistigen Zentrum Schleswig-Holsteins. Die Bevölkerungszahl stieg bis 1961 auf 273.000. Am 31. Dezember 2007 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Kiel nach Fortschreibung des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein 236.902 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1830 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes. Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Von 1300 bis 1900

(jeweiliger Gebietsstand)

Jahr/DatumEinwohner
13001.000
14502.000
16823.310
17504.500
17685.268
17735.430
17815.739
18037.075
DatumEinwohner
182510.035
183010.833
1. Februar 1835 ¹11.622
1. Februar 1840 ¹12.344
1. Februar 1845 ¹13.572
1. Februar 1855 ¹16.274
1. Februar 1860 ¹17.541
3. Dezember 1864 ¹18.770
DatumEinwohner
3. Dezember 1867 ¹24.216
1. Dezember 1871 ¹31.764
1. Dezember 1875 ¹37.246
1. Dezember 1880 ¹43.594
1. Dezember 1885 ¹51.707
1. Dezember 1890 ¹69.172
2. Dezember 1895 ¹85.666
1. Dezember 1900 ¹107.977

¹ Volkszählungsergebnis

Von 1900 bis 1944

(jeweiliger Gebietsstand)

DatumEinwohner
1. Dezember 1905 ¹163.772
1. Dezember 1910 ¹211.627
1. Dezember 1916 ¹226.645
5. Dezember 1917 ¹224.869
8. Oktober 1919 ¹205.330
31. Dezember 1919207.031
31. Dezember 1920206.714
31. Dezember 1921205.548
31. Dezember 1922212.931
31. Dezember 1923215.401
DatumEinwohner
31. Dezember 1924222.340
16. Juni 1925 ¹213.587
31. Dezember 1925215.692
31. Dezember 1926215.791
31. Dezember 1927216.001
31. Dezember 1928217.857
31. Dezember 1929217.437
31. Dezember 1930219.256
31. Dezember 1931220.308
31. Dezember 1932219.944
DatumEinwohner
16. Juni 1933 ¹218.335
31. Dezember 1934221.953
31. Dezember 1935233.497
31. Dezember 1936241.211
31. Dezember 1937250.033
31. Dezember 1938250.800
17. Mai 1939 ¹273.735
31. Dezember 1939272.198
31. Dezember 1940299.300
31. Dezember 1942 ²306.452

¹ Volkszählungsergebnis

² Historischer Höchststand; einschließlich kriegsbedingt eingesetzter Fremdarbeiter

Von 1945 bis 1970

(jeweiliger Gebietsstand)

DatumEinwohner
31. Dezember 1945203.006
29. Oktober 1946 ¹214.335
31. Dezember 1947234.807
31. Dezember 1948242.863
13. September 1950 ¹254.449
31. Dezember 1950256.112
31. Dezember 1951259.629
31. Dezember 1952261.294
31. Dezember 1953259.920
31. Dezember 1954258.642
DatumEinwohner
31. Dezember 1955258.635
25. September 1956 ¹256.727
31. Dezember 1956259.518
31. Dezember 1957262.428
31. Dezember 1958266.089
31. Dezember 1959269.209
31. Dezember 1960271.610
6. Juni 1961 ¹273.284
31. Dezember 1961271.959
31. Dezember 1962271.234
DatumEinwohner
31. Dezember 1963270.646
31. Dezember 1964270.867
31. Dezember 1965270.415
31. Dezember 1966270.309
31. Dezember 1967270.098
31. Dezember 1968269.414
31. Dezember 1969267.890
27. Mai 1970 ¹271.719
31. Dezember 1970270.125

¹ Volkszählungsergebnis

Quelle: Stadtverwaltung Kiel

Ab 1971

(jeweiliger Gebietsstand)

DatumEinwohner
31. Dezember 1971269.437
31. Dezember 1972268.840
31. Dezember 1973265.587
31. Dezember 1974264.290
31. Dezember 1975262.164
31. Dezember 1976259.403
31. Dezember 1977256.512
31. Dezember 1978253.967
31. Dezember 1979250.750
31. Dezember 1980250.062
31. Dezember 1981249.786
31. Dezember 1982248.733
31. Dezember 1983248.288
31. Dezember 1984245.751
31. Dezember 1985245.682
31. Dezember 1986243.626
25. Mai 1987 ¹237.767
DatumEinwohner
31. Dezember 1987238.306
31. Dezember 1988240.675
31. Dezember 1989243.579
31. Dezember 1990245.567
31. Dezember 1991247.107
31. Dezember 1992249.199
31. Dezember 1993248.931
31. Dezember 1994246.586
31. Dezember 1995246.033
31. Dezember 1996243.728
31. Dezember 1997240.516
31. Dezember 1998237.337
31. Dezember 1999233.795
31. Dezember 2000232.612
31. Dezember 2001232.242
31. Dezember 2002233.270
31. Dezember 2003233.039
DatumEinwohner
31. Dezember 2004233.329
31. Dezember 2005234.433
31. Dezember 2006235.366
31. Dezember 2007236.903
31. Dezember 2008237.579
31. Dezember 2009238.281
31. Dezember 2010239.526
31. Dezember 2011242.041
31. Dezember 2012239.866
31. Dezember 2013241.533
31. Dezember 2014243.148
31. Dezember 2015246.306
31. Dezember 2016247.441
31. Dezember 2017247.943
31. Dezember 2018247.548
31. Dezember 2019247.777

¹ Volkszählungsergebnis

Quellen: 1971 bis 2011 und 2015 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein; 2012 bis 2014 Regionaldatenbank Deutschland der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder

Bevölkerungsprognose

In ihrem 2006 publizierten „Wegweiser Demographischer Wandel 2020“, in dem die Bertelsmann-Stiftung Daten zur Entwicklung der Einwohnerzahl von 2.959 Kommunen in Deutschland liefert, wurde für Kiel ein Rückgang der Bevölkerung zwischen 2003 und 2020 um 1,9 Prozent (4.390 Personen) vorausgesagt. Demnach hätte Kiel am 31. Dezember 2020 eine absolute Bevölkerung von 228.649 Einwohnern nach Hauptwohnsitzen.

Mittlerweile prognostiziert die Bertelsmann-Stiftung in ihrem Portal "Wegweiser Kommune", einer Weiterentwicklung des "Wegweisers Demographischer Wandel", entgegen den noch 2006 veröffentlichten Zahlen für Kiel eine Bevölkerungszunahme von 2006 bis 2025 und anschließend eine leichte Abnahme der Bevölkerung bis 2030:

Prognose der absoluten Bevölkerungsentwicklung 2006–2030

Jahr Einwohner
(Stand 2010)
Einwohner
(Stand 2012)
2006235.366k. A.
2009k. A.238.070
2010237.515k. A.
2015239.592244.320
2020240.732247.110
2025240.668247.710
2030k. A.246.360

Die aktuelle Bevölkerungszahl (31. Dezember 2010: 239.526) zeigt, dass die 2010 erstellte Prognose von der Realität um 2011 Personen übertroffen wird.

Im März 2016 veröffentlichte die Deutsche Postbank AG eine unter Leitung von Michael Bräuninger, Professor an der Helmut-Schmidt-Universität, durchgeführte Studie unter dem Titel Wohnatlas 2016 – Leben in der Stadt, in der für 36 deutsche Großstädte auch eine Bevölkerungsprognose für das Jahr 2030 durchgeführt wird. Sie berücksichtigt auch explizit den Zuzug im Rahmen der Flüchtlingskrise in Deutschland ab 2015. Für Kiel wird darin von 2015 bis 2030 trotz Flüchtlingszuzug ein Bevölkerungsrückgang von 3,14 % vorhergesagt.

Bevölkerungsstruktur

Die größten Gruppen der melderechtlich in Kiel registrierten Ausländer kamen am 31. Dezember 2006 aus der Türkei (6.425), Polen (1.720), Russland (951), Irak (973), Ukraine (698), Serbien (605), Kroatien (454), China (390), Iran (330), Italien (284), Thailand (262), Großbritannien (259), Österreich (242), Bosnien und Herzegowina (219), Frankreich (213), Griechenland (206), USA (205), Spanien (202) und Bulgarien (201).

Bevölkerung Stand 31. Dezember 2006
Einwohner mit Hauptwohnsitz235.366
davon männlich114.797
weiblich120.569
Deutsche213.653
Ausländer21.713
Ausländeranteil in Prozent9,2

Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein

Altersstruktur

Die folgende Übersicht zeigt die Altersstruktur vom 31. Dezember 2006 (Hauptwohnsitze).

Alter von – bis Einwohnerzahl Anteil in Prozent
0 – 511.5304,9
6 – 97.4723,2
10 – 1716.2676,9
18 – 2944.44318,9
30 – 4455.88023,7
45 – 6457.17324,3
über 6542.60118,1
Gesamt235.366100,0

Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein

Stadtteile

Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 31. Dezember 2017 (Hauptwohnsitze).

Nr.
Name
Fläche
in km²
Einwohner-
zahl
Einwohner
pro km²
Ausländer-
zahl
Ausländer
in %
1Altstadt0,338352.53019623,5
2Vorstadt0,461.3182.86534526,2
3Exerzierplatz0,426.51115.5021.16417,6
4Damperhof0,463.3257.22856517,0
5Brunswik0,546.34511.7501.01215,9
6Düsternbrook1,833.2391.76971021,9
7Blücherplatz0,8211.22113.6841.25811,2
8Wik7,7319.6562.5423.91819,9
9Ravensberg3,0112.4234.1272.07716,4
10Schreventeich2,4711.8884.8121.64213,8
11Südfriedhof3,1915.3364.8072.92619,1
12Gaarden-Ost2,6018.8787.26010.62156,3
13Gaarden-Süd und Kronsburg6,2910.7641.7112.45822,8
14Hassee5,8012.3472.1282.48420,1
15Hasseldieksdamm3,392.85284137513,1
16Ellerbek2,376.3212.6672.15934,2
17Wellingdorf3,778.0322.1302.16026,9
18Holtenau5,915.7029641.02418,0
19Pries4,937.4211.5051.24716,8
20Friedrichsort2,712.09277145621,8
21Neumühlen-Dietrichsdorf4,3412.7312.9333.60228,3
22Elmschenhagen6,6617.2202.5853.23018,8
23Suchsdorf8,049.3961.1681.00210,7
24Schilksee5,935.02784770314,0
25Mettenhof2,8320.0317.08310.16850,8
26Russee3,987.0761.77797513,8
27Meimersdorf7,71335943571621,3
28Moorsee5,572.09437549623,7
29Wellsee5,145.3251.0351.32324,8
30Rönne4,7842589214,9
Kiel114,01249.1902.18561.03624,5

Quelle: Stadt Kiel

Literatur

  • Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1880–1918
  • Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1919–1941/42
  • Deutscher Städtetag (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch Deutscher Gemeinden, 1890 ff.
  • Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, 1952 ff.
  • Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wegweiser Demographischer Wandel 2020. Analysen und Handlungskonzepte für Städte und Gemeinden. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2006, ISBN 3-89204-875-4

Einzelnachweise

  1. Kieler Erinnerungstag: 4. Mai 1945 (Memento des Originals vom 6. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Vor 60 Jahren – im Mai 1945 Kriegsende und Besetzung Kiels durch die Briten
  2. Wegweiser Kommune der Bertelsmann-Stiftung mit einer Prognose der absoluten Bevölkerungsentwicklung für Kiel (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Presseinformation Deutsche Post AG: Postbank Studie "Wohnatlas 2016 – Leben in der Stadt": Wo Bevölkerungswachstum die Preise steigen lässt, veröffentlicht am 3. März 2016, abgerufen am 3. März 2016.
  4. Stadt Kiel: Ausländische Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht
  5. Die Kieler Stadtteile 2017. (PDF) Statistischer Bericht Nr. 259. Stadt Kiel, S. 4, abgerufen am 18. Oktober 2018.
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