Elaine May (* 21. April 1932 in Philadelphia; gebürtig Elaine Berlin) ist eine US-amerikanische Schauspielerin, Autorin und Theater- und Filmregisseurin. Sie war eine der ersten Filmemacherinnen, die sich zumindest vorübergehend im amerikanischen Kommerzfilm etablieren konnte. 2022 erhielt sie den Ehrenoscar für ihr Lebenswerk.
Leben
Die Tochter des Theaterdirektors und Schauspielers Jack Berlin und seiner Frau, der Schauspielerin Ida Berlin, trat bereits als Kind an der Seite ihres Vaters auf. 1947 nahm sie Schauspielunterricht bei Maria Ouspenskaya.
Sie heiratete Marvin May in den späten 1940er Jahren, als sie sechzehn war. Sie gebar eine Tochter, die spätere Schauspielerin, Direktorin, Drehbuchautorin Jeannie Berlin (welche den Geburtsnamen ihrer Mutter behielt). Mit Jeanne wirkte sie in späteren Jahren oft an Theaterinszenierungen zusammen. 1949 ließ sie sich im Alter von 17 Jahren scheiden. Im Jahr 1962 heiratete sie den Textdichter Sheldon Harnick, der für seine Arbeit an Fiddler On The Roof am bekanntesten war, jedoch ließen sie sich nach einem Jahr wieder scheiden. Später dann ging May mit ihrem Psychoanalytiker, Dr. David L. Rubinfine eine Verbindung mit späterer Heirat ein. May und Rubinfine blieben bis zu seinem Tod im Jahr 1982 verheiratet, obwohl sie in späteren Jahren getrennt lebten. Von 1999 bis zu seinem Tod im Februar 2019 war der amerikanische Filmregisseur und Choreograph Stanley Donen ihr Lebensgefährte.
Karriere
Beruflich begann sie ihre Laufbahn 1949 als technische Assistentin an New Yorker Bühnen. Ab 1950 besuchte sie die Universität Chicago. Auch studierte sie das Method Acting. 1953 wurde sie Mitglied der Theatergruppe Playwrights Theater Club und lernte den Schauspieler Mike Nichols kennen.
Mit Nichols zusammen bildete sie ein erfolgreiches Comedy-Duo. 1960 hatten die beiden ein sensationelles Debüt am Broadway mit An Evening with Mike Nichols and Elaine May. Im Jahr darauf begann May nach der Trennung von Nichols ihre Karriere als Bühnenautorin und -regisseurin. Sie arbeitete auch für den Rundfunk und nahm Schallplatten auf. In New York formte und leitete sie die Theatergruppe The Third Ear. 1980 trat sie in einer Bühnenversion von Wer hat Angst vor Virginia Woolf? noch einmal zusammen mit Nichols auf.
Ab 1966 kam May gelegentlich zu Filmrollen, außerdem lieferte sie Beiträge als Drehbuchautorin und Regisseurin. Mit Keiner killt so schlecht wie ich, So gute Freunde und Pferdewechsel in der Hochzeitsnacht spezialisierte sie sich auf satirische Komödien, in denen das feindschaftliche Verhältnis zwischen Mann und Frau die zentrale Rolle einnahm und die privilegierte Position des Mannes beim Betrug der Frau enthüllte. Von der finalen Fassung ihres Films Keiner killt so schlecht wie ich distanzierte sie sich später, da dieser gegen ihren Willen umgeschnitten wurde.
Bei vielen Hollywood-Produzenten galt May als schwierig, unter anderem weil sie die Schnittfassungen ihres Films Mikey und Nicky immer wieder verzögerte, so dass der Film erst drei Jahre nach Ende der Dreharbeiten erscheinen konnte. 1985 gab Warren Beatty ihr als Produzent und Hauptdarsteller die Gelegenheit, mit der in Marokko gedrehten Komödie Ishtar eine aufwändige Produktion nach ihren Vorstellungen zu realisieren, doch der Film floppte und zog heftige Kritiken nach sich. Als Drehbuchautorin und Schauspielerin konnte sie in den 1990er Jahren ihr Renommee zurückgewinnen.
Filmografie
- 1958: The Suburban Review (Serie Omnibus; Schauspielerin)
- 1958: The Red Mill (Serie The DuPont Show of the Month; Schauspielerin)
- 1967: Versuch’s doch mal mit meiner Frau (Luv; Schauspielerin)
- 1967: Sein großer Auftritt (Enter Laughing; Schauspielerin)
- 1967: Bach to Bach (Drehbuch, Schauspielerin)
- 1971: Keiner killt so schlecht wie ich (A New Leaf; Schauspielerin, Drehbuch, Regie)
- 1971: So gute Freunde (Such Good Friends; Drehbuch)
- 1972: Pferdewechsel in der Hochzeitsnacht (The Heartbreak Kid; Regie)
- 1976: Mikey und Nicky (Mikey and Nicky; Drehbuch, Regie)
- 1978: Der Himmel soll warten (Heaven Can Wait; Drehbuch)
- 1978: Das verrückte California-Hotel (California Suite; Schauspielerin)
- 1981: Reds (Drehbuch)
- 1982: Tootsie (Drehbuch)
- 1986: Die Reise ins Labyrinth (Labyrinth; Drehbuch)
- 1987: Ishtar (Regie, Drehbuch)
- 1990: Ein Köder für den Killer (In the Spirit; Schauspielerin)
- 1996: The Birdcage – Ein Paradies für schrille Vögel (The Birdcage; Drehbuch)
- 1998: Mit aller Macht (Primary Colors; Drehbuch)
- 2000: Schmalspurganoven (Small Time Crooks; Schauspielerin)
- 2016: Crisis in Six Scenes (Schauspielerin)
- 2021: The Good Fight (Staffel 5 als Ruth Bader Ginsburg)
Auszeichnungen
- 1962: Grammy Award im Bereich Beste Comedy-Darbietung zusammen mit Mike Nichols für An Evening With Mike Nichols and Elaine May
- 1969: Drama Desk Award als vielversprechende Dramatikerin für Adaptation
- 1972: Nominierung für den Golden Globe Award in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical für ihre Rolle in Keiner killt so schlecht wie ich
- 1978: Saturn Award für das beste Drehbuch für Der Himmel soll warten zusammen mit Warren Beatty
- 1979: Bei der Oscarverleihung 1979 wurde sie im Bereich Adaptiertes Drehbuch für Der Himmel soll warten für einen Oscar nominiert.
- 1988: Goldene Himbeere im Bereich Schlechteste Regie für Ishtar
- 1998: Nominierung für einen Online Film Critics Society Awards im Bereich Bestes adaptierte Drehbuch für Mit aller Macht
- 1999: British Academy Film Award im Bereich Bestes adaptiertes Drehbuch für Mit aller Macht
- 1999: Bei der Oscarverleihung 1999 wurde sie im Bereich Adaptiertes Drehbuch für Mit aller Macht für einen Oscar nominiert
- 2000: Nominierung für einen Online Film Critics Society Awards im Bereich Beste Nebendarstellerin für ihre Rolle in Schmalspurganoven
- 2001: National Society of Film Critics Award im Bereich Beste Nebendarstellerin für ihre Rolle in Schmalspurganoven
- 2022: Ehrenoscar für ihr Lebenswerk
Literatur
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 5: L–N. Rudolf Lettinger – Lloyd Nolan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 348 f.
Weblinks
- Biografie im Jewish Women’s Archive
- Elaine May in der Internet Movie Database (englisch)
- Elaine May in der Internet Broadway Database (englisch)
- Elaine May mit Mike Nichols bei flickr
- Elaine May 2008
- Elaine May in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
- 1 2 vgl. Liz-Anne Bawden (Hrsg.): Buchers Enzyklopädie des Films. Bucher, Luzern (u. a.) 1977, ISBN 3-7658-0231-X, S. 500.
- ↑ vgl. Biografie von Elaine May im Jewish Women’s Archive (aufgerufen am 30. Dezember 2009)
- ↑ Eintrag bei filmreference.com
- 1 2 vgl. Elaine May. In: Ephraim Katz: The Macmillan international film encyclopedia. Macmillan, New York 1994, ISBN 0-333-61601-4, S. 918–919.
- ↑ THE ACADEMY TO HONOR DANNY GLOVER, SAMUEL L. JACKSON, ELAINE MAY AND LIV ULLMANN WITH OSCARS® AT 2022 GOVERNORS AWARDS. 24. Juni 2021, abgerufen am 25. Juni 2021 (englisch).