Ein Elfchen ist ein kurzes Gedicht mit einer vorgegebenen Form. Es besteht aus elf Wörtern, die in festgelegter Folge auf fünf Verszeilen verteilt werden. Für jeden Vers wird eine Anforderung formuliert, die (je nach gegebenenfalls vorhandener didaktischer Vorgabe) variiert werden kann.

Das Elfchen wurde in den 1980er Jahren im Amsterdamer Taaldrukwerkplaats erstmals in den Niederlanden eingeführt. 1988 wurde es auf einem Workshop zu kreativem Schreiben in Aachen von dem niederländischen Theaterwissenschaftler und Schriftsteller Jos von Hest vorgestellt und deutschsprachigen Pädagogen bekannt gemacht.

Aufbau und Verwendung

Typischerweise sieht der Aufbau eines Elfchens so aus:

Zeile Wörter Inhalt
1 1 Ein Gedanke,
ein Gegenstand, eine Farbe, ein Geruch o. ä.
2 2 Was macht das Wort aus Zeile 1?
3 3 Wo oder wie ist das Wort aus Zeile 1?
4 4 Was meinst du?
5 1 Fazit: Was kommt dabei heraus?

Das Elfchen findet vor allem im Grundschulunterricht, aber auch an weiterführenden Schulen sowie im Fremdsprachenunterricht Verwendung. Pädagogisches Ziel ist, die Schüler über das eigene Dichten sowohl zu Kreativität als auch zu Mitteilsamkeit anzuregen. Nebenbei wird in spielerischer Weise auch das Einhalten von Regeln vermittelt.

Die Methode wird auch in der Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen, ebenso wie in der religiösen Bildungsarbeit, eingesetzt. Sie kann dabei als Einstieg in ein Thema dienen oder im Rahmen einer Schreibwerkstatt eingesetzt werden. Das Elfchen eignet sich neben dem Brainstorming auch als Kreativitätsmethode, um den Horizont zu weiten, wenn eine Sitzung oder Planung nicht mehr weiter kommt.

Beispiele

Spätsommer
Goldenes Licht
Sonne verströmt Wärme
Fülle der Früchte lockt
Dankbarkeit

Reife
Sommerliches Nachklingen
Herbst naht unaufhaltsam
Mein Leben schwingt mit
Öffnung

Stille
Intensives Da-Sein
Erde duftet herb
Höhepunkt des Jahres schwindet
Sehnsucht

Diese drei Elfchen sind zudem in ihrer Gesamtheit ein Gedicht, dabei ist jedes Einzelne eine Strophe. Sie entstammen einer Schreibwerkstatt.

Siehe auch

Literatur

  • P. Hiebel, C. Stopfel: Elf Wörter brauchst Du nur. In: Grundschulmagazin. (3) 1998
  • I. Weigel: Motivierende Schreibanlässe im zweiten und dritten Schuljahr. In: L. Blumenstock, E. Renner (Hrsg.): Freies und angeleitetes Schreiben. 4. Auflage, Basel 1996
  • U. Marbot, Pfr. S. Stucki: Mit Freude schreiben – Tag für Tag. 2012. (Inhalt: Elfchenbeispiele und Anleitung zum Selberschreiben)
Wiktionary: Elfchen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Kaspar H. Spinner Zehn Jahre Elfchen in Deutschland. In: Praxis Deutsch 152 (1998), S. 33. (Infokasten in dem Artikel: Steitz-Kallenbach, Jörg-Dietrich. Sich selbst in Sprache erfahren und finden. (Auto-)Biographisches und projektives Schreiben in der Sekundarstufe I. S. 31–37)
  2. Werkvorm korte gedichten – Elfen wat zijn dat? taalvormingentaaldrukken.nl, abgerufen am 23. März 2016.; Entgegen der deutschsprachigen Quelle, die explizit von entwickeln spricht, ist hier nur von einführen in das niederländische Sprachgebiet die Rede. Es wird verwiesen auf: Peter Dellensen und Leo René Lentz. Taaldrukken. Verder dan zeggen en schrijven. Een handboek. 1987, Baarn:Betadidact, ISBN 90-321-0633-3.
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