Elisabeth Freundlich (geboren am 21. Juli 1906 in Wien, Österreich-Ungarn; gestorben am 25. Jänner 2001 in Wien) war eine österreichische Schriftstellerin.

Leben

Die Tochter des jüdischen sozialdemokratischen Rechtsanwalts und zeitweiligen Präsidenten der Arbeiterbank Jacques Freundlich studierte Germanistik, Romanistik und Theaterwissenschaften. Nach dem Studium arbeitete sie als Dramaturgin am Neuen Wiener Schauspielhaus. Nachdem ihr Vater 1934 verhaftet wurde, Berufsverbot erhielt und unter Hausarrest gestellt wurde, floh die Familie 1938 ins Exil; zunächst nach Zürich, später nach Paris, wo sie im Mai 1938 die Fédération des Emigrés provenant d’Autriche (Föderation der österreichischen Emigranten) gründete und im September gemeinsam mit Kurt Lichtenstern (Conrad H. Lester), Emil Alphons Rheinhardt und Arpad Haas die Ligue de l’Autriche Vivante (Liga für das geistige Österreich), an der sich unter anderem auch Joseph Roth, Franz Werfel, Alfred Polgar, Kurt Blaukopf, Gina Kaus und Ludwig Ullmann beteiligten. 1940 emigrierte sie nach New York, wo sie zunächst als Lehrbeauftragte an Colleges und Universitäten arbeitete und an der Columbia University ein Studium als Bibliothekarin absolvierte. Ab 1943 hatte sie eine feste Stellung am Metropolitan Museum of Art, die sie dazu nützte, nebenher das Feuilleton der Austro-American Tribune aufzubauen und zu betreuen.

Seit 1945 war sie mit dem aus Breslau stammenden, ebenfalls ins Exil gegangenen Philosophen Günther Anders verheiratet. Mit ihm kehrte sie 1950 nach Wien zurück, wo sie feststellen musste, dass ihre Manuskripte nicht gefragt waren. Daher übersetzte sie, zusammen mit ihrem Mann, vorwiegend amerikanische Literatur und schrieb für Zeitungen in der Bundesrepublik Deutschland – besonders für den Mannheimer Morgen, für den sie u. a. vom Frankfurter Auschwitz-Prozess und den Folgeprozessen berichtet hat. Erst Mitte der 1970er Jahre kam sie auch in Österreich zu Wort und veröffentlichte nach 1980 ein umfangreiches dichterisches und publizistisches Werk.

Im Jahr 2009 wurde in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) der Elisabeth-Freundlich-Weg nach ihr benannt.

Werke

Romane und Erzählbände
  • Invasion Day. Wulff, Überlingen 1948 (unter dem Ps. Elisabeth Lanzer). Neuausgabe unter dem Titel Wir waren ja wahnsinnig, damals, Persona, Mannheim 2022, ISBN 978-3-924652-45-6.
  • Der eherne Reiter. Insel, Frankfurt 1982, ISBN 3-458-14029-8.
  • Der Seelenvogel. Zsolnay, Wien 1986, ISBN 3-552-03804-3.
  • Finstere Zeiten. Persona, Mannheim 1986, ISBN 3-924652-05-8.
  • Die fahrenden Jahre. Erinnerungen. Hrsg. und Nachwort von Susanne Alge. Otto Müller, Salzburg 1992, ISBN 3-7013-0824-1.
  • Der Onkel aus Triest. Erzählungen und Betrachtungen. Edition Art Science, Wien - St.Wolfgang 2009, ISBN 978-3-902157-57-7.
Sachbücher
  • Sie wussten, was sie wollten: Lebensbilder bedeutender Frauen aus 3 Jahrhunderten. Herder, Freiburg 1981, ISBN 3-451-07893-7.
  • Die Ermordung einer Stadt namens Stanislau. NS-Vernichtungspolitik in Polen 1939–1945. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1986, ISBN 3-215-06077-9. Mit Nachworten von Susanne Alge und Yaroslav Hrytsak wieder herausgegeben von Paul Rosdy, Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft, Wien 2016, ISBN 978-3-901602-66-5.
Artikel
  • Die Welt Robert Neumanns. In: Robert Neumann. Stimmen der Freunde. Der Romancier und sein Werk. Zum 60. Geburtstag am 22. Mai 1957. Wien-München-Basel (Desch) 1957, S. 63–131.
  • Warnen und Warten. In: Franz Richard Reiter (Hrsg.): Unser Kampf. In Frankreich für Österreich. Interviews mit Widerstandskämpfern, Dokumente 7, Wien (Ephelant, früher: Böhlau) 1984, S. 19–40, ISBN 978-3-9007-6602-3.
  • Deutsches Bundesverdienstkreuz für Kinderraub. In: FORVM, Heft 406–408, Wien, 20. Oktober 1987, S. 29–31.
  • Die Vernunft der Täter. In: FORVM, Heft 411/412, Wien, 11. März 1988, S. 11.
  • Anna Mahler. In: FORVM, Heft 417–419, Wien, 11. Oktober 1988, S. 59.

Literatur

  • Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur, 1980, S. 194.
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW, Hrsg.): Österreicher im Exil. Frankreich 1938–1945. Eine Dokumentation. Österreichischer Bundesverlag, Wien; Jugend und Volk, Wien/ München 1984, ISBN 3-215-05717-4, S. 21 f. (Mitbegründerin der „Liga für das geistige Österreich“)
  • Elisabeth Reichart (Hrsg.): Österreichische Dichterinnen. Otto Müller, Salzburg 1993, ISBN 3-7013-0863-2.
  • Freundlich, Elisabeth. In: Renate Heuer: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, Band 7, München : Saur, 1999, S. 457–463.
  • Evelyn Adunka: Die vierte Gemeinde. Die Wiener Juden in der Zeit von 1945 bis heute. (= Geschichte der Juden in Wien. 6). Philo, Berlin 2000, ISBN 3-86572-163-X.
  • Erich Hackl: Die Namen der Dinge. Salut für Elisabeth Freundlich. In: Literatur und Kritik, H. 301/302, 2001, S. 52–63.
  • Susanne Blumesberger, Michael Doppelhofer, Gabriele Mauthe: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Band 1: A–I. Hrsg. von der Österreichischen Nationalbibliothek. Saur, München 2002, ISBN 3-598-11545-8, S. 369.
  • Raimund Bahr (Hrsg.): Elisabeth Freundlich. Werkbibliographie. Edition Art Science, Wien - St. Wolfgang 2009, ISBN 978-3-902157-56-0.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Jacques Freundlich. In: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur, 1980, S. 194 f.
  2. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): Österreicher im Exil. Frankreich 1938–1945. Eine Dokumentation. 1984, S. 42 ff.
  3. Paul Pasteur, Félix Kreisler (Hrsg.): Les Autrichiens dans la Résistance. Actes du Colloque. (= Etudes Autrichiennes. nº4) Université de Rouen, Centre d’Études et de Recherches Autrichiennes, Rouen 1996, ISBN 2-87775-213-5, S. 30. (online auf books.google.de, abgerufen am 17. März 2015)
  4. Marianne Kröger: Leben für einen Sinn und Zweck (Rezension). In: Virginia. Zeitschrift für Frauenbuchkritik. Nr. 71, 2022, S. 18.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.