Elisabeth Walther-Bense (* 10. August 1922 in Oberweißbach; † 10. Januar 2018 in Stuttgart) war eine deutsche Semiotikerin. Sie wirkte auch als Publizistin und Herausgeberin, Redakteurin, Übersetzerin (aus dem Englischen, Französischen, Portugiesischen). Sie war Mitarbeiterin am Werk ihres Doktorvaters, Chefs, Freundes, Kollegen und seit 1988 Gatten Max Bense († 1990) und führte seit dessen Tod das zu bedeutenden Teilen auch gemeinsame Werk fort.

Leben

In Thüringen geboren, studierte sie nach dem Krieg Philosophie, Germanistik, Romanistik, Physik und Mathematik an den Universitäten Jena, Mainz und schließlich an der Technischen Hochschule Stuttgart. Sie wurde dort von Professor Max Bense sogleich gefördert und eingespannt. Sie veröffentlichte Übersetzungen und Lehrwerke für Studierende, aber auch Literarisches im Kreis um Bense. Trotz mancher Gastdozenturen im Ausland blieb Stuttgart ihr hauptsächlicher Bezugsort. 1950 promovierte sie bei Bense mit der Dissertation „Die Rolle der Logik von Port-Royal in der Frühgeschichte der exakten Wissenschaften“, 1956 erhielt sie eine Assistentenstelle, 1962 habilitierte sie sich für Systematische Philosophie (Habilitationsvortrag: Die Begründung der Zeichentheorie bei Charles Sanders Peirce). Sieben Jahre später, 1969, wurde sie zunächst außerplanmäßige Professorin (für systematische Philosophie), bevor sie 1978 zur ersten ordentlichen Professorin der Universität berufen wurde. Sie ging gesundheitshalber 1983 in den Ruhestand. 1990 wurde sie Leiterin der „Forschungsgruppe für Semiotik“ an der Universität Stuttgart. Sie leitete bis 1999 die Zeitschrift „Semiosis“ des Bensekreises, hielt weiterhin Kontakt zu den mittlerweile verjüngten Szenen der Netzliteratur und meldete sich ab und an auf YouTube.

Veröffentlichungen

Übersetzungen aus dem Französischen

  • (zusammen mit Max Bense) Jules Monnerot: Zur Genealogie der Kommunistischen Partei. Aus: Sociologie du Communisme, Gallimard, Paris 1949. In: Merkur 45, Jg. 5, H. 11, 1951, S. 1077–1090.
  • Julien Benda: Definitionen. In: Max Bense, Die Philosophie, Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1951, S. 287–292
  • E. M. Cioran: Syllogismen der Bitterkeit. Aus: Syllogismes de l'amertume. In: Die Literatur, Jg. 1, Nr. 6, 1. Juni 1952, S. 4.
  • Francis Ponge: Einführung in den Kieselstein. Aus: Proêmes (Gallimard, Paris 1948). In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 7, Samstag, 9. Jan. 1954, S. 11.
  • Henri Michaux: Zeichen. In: Die Tat, Zürich, Jg. 20, Nr. 35, Samstag, 5. Febr. 1955, S. 9.
  • Jean Genet: Mord. In: Augenblick, Jg. 1, H. 2, März 1955, S. 44–47.
  • Raymond Queneau. In: Max Bense, Rationalismus und Sensibilität, Agis, Krefeld/Baden-Baden 1956, S. 49–55.

Auseinandersetzung mit Beiträgen von Frauen

  • Clarice Lispector: Brasília ist künstlich.Übersetzung aus dem Portugiesischen. In: Max Bense, Brasilianische Intelligenz, Limes, Wiesbaden 1965, S. 30–32.
  • Nathalie Sarraute: „Les fruits d'or“. In: Kritisches Jahrbuch 1, Wendelin Niedlich, Stuttgart 1966, S. 64–67.
  • Nathalie Sarraute, Paris – Elisabeth Walther, Stuttgart.Begegnung in Saarbrücken. Französische und deutsche Literatur. öffentliche Veranstaltung, gesendet vom Saarländischen Rundfunk am 31. Jan. 1968, 20.00 Uhr.
  • Notizen über Gertrude Stein. In: Augenblick 3, Aspekte der Avantgarde Bd. 3, 2006, S. 59–65
  • Rezension Betty Friedan: Der Weiblichkeitswahn oder die Mystifizierung der Frau. In: Kritisches Jahrbuch 2, Wendelin Niedlich, Stuttgart 1973, S. 33–34.

Herausgeberschaften

Hier geschah die Organisation des Bensekreises

  • edition rot. Herausgeberin zusammen mit Max Bense. text 1 und 2: Verlag Der Augenblick, Siegen 1960. text 3 bis 52: edition rot, Stuttgart 1960–1976. Der Augenblick, Inhaltsverzeichnis zeitweilig online
  • Semiosis. Zeitschrift für Semiotik und Ästhetik. Hg. Zusammen mit Max Bense, Gérard Deledalle, Klaus Oehler, Agis, Baden-Baden 1976–1999 (der Link auf das Inhaltsverzeichnis bei der Uni Stuttgart funktioniert derzeit nicht, vgl. aber Google)

Bücher (Auswahl)

  • Jean Genet: Fragmente.(edition rot, text 3, Stuttgart 1960). Merve, Berlin 1982.
  • Charles Sanders Peirce, Die Festigung der Überzeugung und andere Schriften (Hg., Einleitung, Anmerkungen und Teilübersetzung) Agis, Baden-Baden 1967 2. erw. u. verb. Auflage: Ullstein, Berlin 1985
  • Charles Sanders Peirce, Lectures on Pragmatism – Vorlesungen über Pragmatismus, Felix Meiner, Hamburg, herausgegeben, übersetzt eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Elisabeth Walther. PhB Nr. 283. 1973. 2. Aufl. (nur deutsch, mit neuer Einleitung) Felix Meiner, Hamburg, PhB Nr. 435 1991
  • (Hg. mit Max Bense) Wörterbuch der Semiotik, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1973
  • Bernard Bolzano: Semiotik. Auswahl mit Einleitung aus: Bernard Bolzano, Wissenschaftslehre, 1837. edition rot, text 43, Stuttgart 1971
  • Allgemeine Zeichenlehre. Einführung in die Grundlagen der Semiotik. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, 2. neu bearbeitete 1979
  • Charles Sanders Peirce – Leben und Werk. Agis, Baden-Baden 1989.
  • Charles Sanders Peirce: Vorlesungen über Pragmatismus. Mit Einleitung und Anmerkungen übersetzt und neu herausgegeben. Philosophische Bibliothek, Bd. 435 Felix Meiner, Hamburg 1991
  • Zeichen. Aufsätze zur Semiotik. Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Weimar 2002

Auszeichnungen

  • 11. Januar 2013: Verleihung der Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg

Einzelnachweise

  1. Catrin Misselhorn: Wir trauern um Frau Prof. Dr. Elisabeth Walther-Bense. In: Homepage des Instituts für Philosophie der Universität Stuttgart. Abgerufen am 27. Januar 2018.
  2. Frieder Nake: Im Reich der Zeichen (Nachruf). In: Kontext - Wochenzeitung. 14. März 2018, abgerufen am 2. August 2020 (deutsch).
  3. Staufermedaille für Prof. Dr. Elisabeth Walther-Bense, Meldung vom 11. Januar 2013
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