Emile-Béthouart-Steg | ||
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Emile-Béthouart-Steg Richtung Nord (2021) | ||
Nutzung | Fußgänger, Radfahrer | |
Querung von | Inn | |
Ort | Innsbruck | |
Konstruktion | Fachwerkbrücke ohne oberen Querverband | |
Gesamtlänge | 71,4 m | |
Anzahl der Öffnungen | 3 | |
Baubeginn | 1873 | |
Fertigstellung | 1875 | |
Eröffnung | 1. November 1875 | |
Lage | ||
Koordinaten | 47° 16′ 24″ N, 11° 23′ 42″ O | |
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Der Emile-Béthouart-Steg (bis 2003: Innsteg) ist eine Fußgängerbrücke über den Inn in Innsbruck. Die 1875 errichtete, seit 1923 denkmalgeschützte Eisenfachwerkbrücke verbindet St. Nikolaus am linken mit dem Saggen am rechten Innufer. Der Steg ist mit Stand 2009 die älteste bestehende Brücke über den Inn in Innsbruck.
Geografie
Der Emile-Béthouart-Steg quert den Inn in einem Abschnitt in dem dieser Richtung Nordosten fließt.
Die Brückenumgebung in Fließabfolge:
- Universitätsbrücke
- Innbrücke – 600 m oberhalb
- Emile-Béthouart-Steg
- Hans-Psenner-Steg – 700 unterhalb
- Mühlauerbrücke
Nutzung
Der Steg dient Fußgängern. Radfahren wurde 2015 erlaubt. Unterwasserseitig verlaufen seitlich des Tragwerks zwei Gasrohre übereinander zur Leitung von Erdgas auf 2 verschiedenen Druckstufen.
Oberwasserseitig verlief eine Trinkwasserleitung, ebenfalls knapp außerhalb des Brückengeländers. Als diese entfernt wurde, wurden die etwa 30 × 30 cm großen rautenförmigen Offnungen im Verstrebungsgitter der Träger stärker sichtbar. Im Zuge der Generalsanierung 2009 wurden daher wegseitig die Träger mit nichtrostendem, feinem Stahlnetz bis in eine Höhe von 70 cm über der Fahrbahn vernetzt.
Geschichte
Überfuhr
1836 ließ Johann Nepomuk Mahl-Schedl von Alpenburg, Besitzer von Schloss Büchsenhausen, eine Fähre zwischen St. Nikolaus am linken Ufer und dem Saggen am Südufer errichten. Diese ersparte in vielen Fällen einen Umweg über die Innbrücke. Die Überfahrt kostete einen Kreuzer. Der Fährbetrieb war allerdings häufig unterbrochen – im Sommer durch Hochwasser, im Winter durch Niederwasser oder Eis.
Holzsteg
Daher wurde 1868 der Wunsch der Bewohner von St. Nikolaus nach einem Steg laut, was vom Stadtmagistrat aus finanziellen Gründen abgelehnt wurde. Daraufhin gründete sich 1871 unter Josef Mayr und Johann Handl eine Gesellschaft, die die Kosten für den Bau eines Holzstegs aufbringen wollte. Auch das wurde vom Magistrat abgelehnt, weil man die „Störung der idyllischen Spaziergänge in den englischen Anlagen“ befürchtete. Der große Bürgerausschuss (Gemeinderat) befürwortete jedoch am 10. Februar 1871 mit 16 gegen 11 Stimmen den Bau unter bestimmten Bedingungen, so durfte unter anderem der Steg nur von Fußgängern, nicht aber für Viehtrieb und von Fahrzeugen genutzt werden und die Gesellschaft sollte für Beleuchtung und Reinhaltung, sowie 30 Jahre lang für die Instandhaltung verantwortlich sein. Nach der Bewilligung des Obersthofmeisteramtes in Wien konnte im März 1871 mit dem Bau eines Holzstegs über drei Pfeilern begonnen werden.
Eiserner Steg
Bereits ein Jahr später, im Februar 1872, schloss Johann Angerer aus St. Nikolaus mit der Stadt einen Vertrag zur Errichtung eines eisernen Stegs auf eigene Kosten, der nach 50 Jahren in den Besitz der Stadt übergehen sollte. Die Eisenfachwerkbrücke auf zwei Pfeilern wurde unter Baumeister Wolf aus Rattenberg von französischen Monteuren errichtet und am 1. November 1875 eröffnet. Die Natursteinpfeiler wurden aus weißem Kramsacher Marmor errichtet. Als Angerer 1876 starb, übernahm die Stadt den Steg um 30.000 Gulden und verpachtete den Brückenzoll für 200 Gulden im Jahr. Auf Betreiben der Bevölkerung von St. Nikolaus verzichtete die Stadt mit 31. Dezember 1899 auf den Brückenkreuzer.
1914 wurde unterhalb des Stahl-Fachwerkträgerverbandes eine Wasserleitung verlegt. Größere Instandsetzungsarbeiten waren 1916, 1922 und 1950 nötig.
2007 wurde überlegt den Steg durch Anheben um 0,50–0,75 m hochwassersicherer zu machen. Mit dem Aufstocken der Pfeiler um eine Steinreihe war der Denkmalschutz nicht einverstanden, sondern hätte das Anheben der Pfeiler verlangt, was ein teures, steinweises Ab- und wieder Aufbauen bedeutet hätte. Das Fundament besteht aus Holzpiloten, eingeschlagen in den Untergrund und ein darauf liegender Pfahlrost aus Holz, auf dem die Pfeilersteine aufbauen. Um das Fundament zu verstärken, erfolgte Hochdruckverpressung im Bereich der Piloten mit Zementschlämme. Der Steinwurf um die Pfeiler wurde entfernt und rund um den Fuß der Pfeiler je eine in die Flusssohle reichende Betonmanschette gegossen. Damit steht vorbeifließendem Wasser etwas mehr Raum zur Verfügung.
In den Jahren 2009/10 musste der Steg aufgrund starker Rostschäden generalsaniert werden. Von Seiten des Hochwasserschutzes wurde ein Höhersetzen des Steges verlangt, was aufgrund der Lage der Rampen schwierig geworden wäre. Nach einer Überarbeitung des Hochwasserschutzkonzepts, das gezielte Überflutungsgebiete oberhalb von Innsbruck vorsieht, konnte der Steg auf der bisherigen Höhe belassen werden. Im Winter 2009/10 wurden die drei Tragwerkfelder jeweils als Ganzes ausgehoben und in einer Werkshalle saniert. Nicht mehr tragfähige Einzelteile wurden in gleicher Form ersetzt, wobei für die Verbindungen wieder die für das Erscheinungsbild typischen Rundkopfnieten eingesetzt wurden. Nur in den nicht sichtbaren Bereichen an der Unterseite wurden aus Kostengründen moderne Schraubverbindungen verwendet. Im Zuge der Tragwerksanierung wurden ca. 3,4 Tonnen Stahl (von insgesamt 34 Tonnen) ausgewechselt und ca. 3000 Nieten durch SLP-Verbindungen ersetzt.
Im April 2010 wurden die Brückenteile wieder eingesetzt, im Mai 2010 wurde der Steg wieder eröffnet.
Das Haupttragwerk mit U-förmigem Querschnitt hat außen 2,70 m Breite und eine lichte Weite von 2,30 m. Hier liegen quer zur Gehrichtung Holzbohlen als Fahrbahn. An ihren Rändern bilden aufgeschraubte 8-cm-Quadratpfosten beidseits je ein Schrammbord.
Von Oktober 2019 bis April 2020 wurden die Pfeilervorgründe entfernt und durch Betonmanschetten ersetzt, damit das Wasser ungehinderter durchfließen kann, womit die Hochwassersicherheit verbessert wird. Es wurden außerdem die Fundamente des Stegs erneuert. Die Kosten der Maßnahmen wurden mit 860.000 € angesetzt.
Radverkehr
2009 war der Weg über den Steg noch mit der Tafel "Allgemeines Fahrverbot" beschildert.
2015 wurde das Geländer in Abstimmung mit dem Denkmalamt durch den Aufbau eines geschweißten T-Profils von 100 cm (RVS-Normhöhe für Fußgänger) auf radverkehrsgerechte 120 cm erhöht, um den Steg auch für Radfahren freigeben zu können.
Unter Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) wurde 2015 dann das Fahren mit Fahrrädern am Steg erlaubt.
Mit Stand August 2023 ist der Steg an beiden Ufern mit schmal-hochformatigen gelb hinterlegten Info-Tafeln versehen: Unter dem Abbild des Verkehrszeichen "(Achtung) Kinder" der Text: "Radfahrer bitte langsam fahren!" und "please slow down!"
Auf Initiative und Antrag der Liste „Gerechtes Innsbruck“ vor allem mit Stimmen der Parteien ÖVP, FPÖ und Für Innsbruck beschloss der Gemeinderat im Juli 2023 Radfahren am Steg zu verbieten. Argumente waren, dass rücksichtslose Radfahrer auf dem 2,3 Meter breiten Steg ein Sicherheitsrisiko für Fußgängerinnen und Fußgänger wären und die kurze Strecke das Rad zu schieben zumutbar wäre.
Die Innsbrucker Grünen lehnen das Radfahrverbot auf der Brücke dagegen ab, beim Schieben benötigen Radschieber und Rad nebeneinander mehr Platz als als Fahrender. Bürgermeister Georg Willi (Grüne) sehe in einem Rad-Fahrverbot daher eine Vergrößerung des Problems. Er argumentiert: Für Fahrverbote sei nicht der Gemeinderat, sondern die Bezirksverwaltungsbehörde zuständig – also in letzter Konsequenz er selbst in seiner Funktion als Bezirkshauptmann. Gestützt wird die seit 2015 bestehende Erlaubnis Rad zu fahren auch von den zuständigen Ämtern des Magistrats, die Radfahren auch durch Komfort fördern wollen. Auch die Radlobby Tirol wandte sich gegen ein Radfahrverbot.
Name
Von dem bis 1899 zu zahlenden Brückenzoll von einem Kreuzer erhielt der Steg den Namen Kreuzersteg, der sich auch danach noch hielt. Daneben waren auch die Bezeichnungen Kettensteg und (nach dem Erbauer Johann Angerer) Angerersteg in Gebrauch. Erst 1912 wurde die Bezeichnung Innsteg festgelegt. Im Oktober 1998 beschloss der Gemeinderat einstimmig die Benennung des Stegs nach General Emile Béthouart, der sich als Oberbefehlshaber der französischen Besatzungstruppen 1945–1955 um Verständigung und Versöhnung mit der Tiroler Bevölkerung verdient gemacht hatte. Am 10. Juni 2003 wurde der Steg im Beisein zahlreicher politischer, diplomatischer und militärischer Vertreter aus Tirol und Frankreich feierlich benannt und gesegnet.
Literatur
- Herbert Woditschka: Von der Innfähre zum Innsteg. In: Innsbruck, Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt, Nr. 9, 14. September 1978, S. 12 (Digitalisat)
- Wilhelm Eppacher: Die Innbrücken in Innsbruck (1. Fortsetzung). In: Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck, Nr. 1, Jänner 1954, S. 6–7 (Digitalisat)
Weblinks
- Emile-Béthouart-Steg. In: Structurae
- Innsteg St. Nikolaus auf Tirolensien.at
Einzelnachweise
- ↑ Baumaßnahmen am Emile-Béthouart-Steg fertiggestellt. Abgerufen am 21. August 2023.
- ↑ Philipp ZT-GmbH - Emile Bethouart Steg, Innsbruck. Abgerufen am 21. August 2023.
- ↑ Amt der Tiroler Landesregierung, Kulturabteilung (Hrsg.): Kulturberichte aus Tirol 2012. 63. Denkmalbericht. Innsbruck 2012, S. 74 (PDF; 12 MB)
- ↑ Emile-Bethouart-Steg nicht einsturzgefährdet, tirol.ORF.at, 28. Januar 2019.
- ↑ Emile-Béthouart-Steg: Radfahren erlaubt, Innsbruck informiert, 30. Dezember 2015.
- ↑ Radfahrverbot am Emile-Béthouart-Steg kommt nicht ibkinfo.at, Innsbruck informiert, 22. August 2023, abgerufen am 22. August 2023.
- ↑ Willi setzt Radverbot auf Innsteg nicht um orf.at, 22. August 2023, 22. August 2023.
- ↑ General-Emile-Béthouart-Steg – Eine Brücke der Verständigung. In: Innsbruck informiert, Juli 2003, S. 5 (Digitalisat)