Emilia Zenzile Roig (geboren am 10. April 1983 in Dourdan, Île-de-France) ist eine französische Politologin, Sachbuchautorin und Aktivistin mit den Themenschwerpunkten Intersektionalität und Antidiskriminierung. Sie lebt seit 2005 in Berlin, wo sie das Center for Intersectional Justice e. V. gründete.
Leben und Wirken
Emilia Roig wuchs in einem Vorort von Paris als Tochter eines jüdisch-algerischen Vaters und einer aus Martinique stammenden Mutter auf. Der Vater ist Arzt, die Mutter Krankenschwester. Roigs Eltern lernten sich in Französisch-Guyana kennen und ließen sich in der Nähe von Paris nieder.
Sie studierte in Berlin an der Hertie School of Governance, an der sie einen Abschluss als Master of Public Policy erhielt. Einen Master of Business Administration bekam sie von der Jean Moulin Universität in Lyon. 2015 promovierte sie in Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Dissertation zum Thema intersektionale Diskriminierung.
Von 2007 bis 2011 arbeitete Roig zu Menschenrechtsfragen bei Amnesty International in Deutschland, bei der Internationalen Arbeitsorganisation der UN in Tansania und Uganda sowie bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Kambodscha. Von 2011 bis 2015 hatte sie Lehraufträge für Intersektionalitätstheorie, Postcolonial Studies und Critical Race Theory an der Humboldt-Universität und an der Freien Universität Berlin sowie für Internationales und Europäisches Recht an der Jean-Moulin-Universität in Lyon. Seit 2015 ist sie Teaching Faculty im Social Justice Study Abroad Program der DePaul University in Chicago und seit 2019 lehrt sie als Adjunct Faculty an der Hertie School in Berlin.
In Berlin gründete sie 2017 die Non-Profit-Organisation Center for Intersectional Justice e.V. (CIJ) als gemeinnützigen Verein mit dem Ziel, Gleichstellungs- und Anti-Diskriminierungsarbeit in Deutschland und Europa um eine intersektionale Perspektive zu erweitern. CIJ macht Lobbyarbeit, bietet Trainings und Workshops, forscht und publiziert zu Themen im Bereich Intersektionalität. So veröffentlichte CIJ im Auftrag des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) 2019 einen Bericht über „Intersektionalität in Deutschland“. Zuvor war Roig Projektleiterin beim Deutschen Dachverband der Migrantinnenorganisationen (DaMigra). Sie wurde 2020 als Fellow in die amerikanische Non-Profit-Organisation Ashoka Deutschland aufgenommen.
Sie war 2020 Jurymitglied des Deutschen Sachbuchpreises des Deutschen Bibliotheksverbands und 2019 in der Jury des 25 Women Award der Edition F.
2021 erschien ihr erstes Buch unter dem Titel Why We Matter. Das Ende der Unterdrückung. Unter anderem anhand ihrer eigenen Familiengeschichte beschreibt sie, wie Machthierarchien und Systeme der Unterdrückung erkannt und bekämpft werden können. Das Buch wurde ein Bestseller und in den Feuilletons überregionaler Tageszeitungen besprochen. Es erschien auf der Sachbuch-Bestenliste für März 2021 von Deutschlandfunk Kultur, dem ZDF und der Zeit. Es wurde auf Platz 14 auf der Spiegel-Bestsellerliste im Februar 2021 gelistet sowie zu den Top 5 Büchern des Monats im März 2021 bei der Süddeutschen Zeitung.
Sie war Ende 2021 Teil der Kampagne „Lesbische Sichtbarkeit“ des Berliner Senats.
2022 wurde sie als „Most Influential Woman of the Year“ im Rahmen des Impact of Diversity Award gewählt.
Roig ist Mutter eines Sohnes, geschieden und lebt in Berlin. Sie bezeichnet sich als queer.
Publikationen
- Why We Matter: Das Ende der Unterdrückung. Aufbau Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-351-03847-2.
- Das Ende der Ehe. Für eine Revolution der Liebe. Ullstein, Berlin 2023, ISBN 978-3-550-20228-5.
Preise und Auszeichnungen
- Edition F Award 2021 in der Kategorie „Gesellschaft“ (Quelle:)
- 2022 gewählt zur „Most Influential Woman of the Year“ im Rahmen des Impact of Diversity Award
Weblinks
Einzelnachweise
- 1 2 Politologin über Rassismus – „Unterdrückungssysteme werden täglich verleugnet“. In: deutschlandfunk.de. Abgerufen am 11. Februar 2021.
- 1 2 "Why We Matter" – ttt – titel, thesen, temperamente – ARD. In: daserste.de. Abgerufen am 11. Februar 2021.
- ↑ Madlen Haarbach: Tagesspiegel Leute: Neukölln, vom 14. April 2021.
- ↑ Emilia Roig: Why We Matter: Das Ende der Unterdrückung. Aufbau Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-351-03847-2.
- ↑ Alum-spiration: “The corona crisis can be seen as an opportunity for transformation”. In: hertie-school.org. Abgerufen am 11. Februar 2021 (englisch).
- ↑ Who we are. In: intersectionaljustice.org. Abgerufen am 11. Februar 2021.
- ↑ DNB 1154588068
- ↑ Faculty. In: depaul.edu. College of Law, DePaul University, Chicago, abgerufen am 11. Februar 2021.
- ↑ Emilia Roig. Abgerufen am 2. April 2023 (englisch).
- ↑ Summary of Gender, Race, Class: Intersectionality & Social Inequalities. In: hertie-school.org. Abgerufen am 11. Februar 2021.
- ↑ Center for Insectional Justice. Abgerufen am 15. Januar 2023.
- ↑ Intersektionalität als Praxis: Interview mit Emilia Roig. In: pocolit.com. Abgerufen am 10. Februar 2021.
- ↑ Ashoka: Outrage As A Precursor To Justice. In: forbes.com. Abgerufen am 11. Februar 2021 (englisch).
- ↑ Rezensionsnotizen im Perlentaucher
- ↑ Leseempfehlungen: Sachbuch-Bestenliste für März 2021. In: zdf.de. Abgerufen am 15. Januar 2023.
- ↑ Felix Stephan, Gustav Seibt, Sonja Zekri, Renate Meinhof, Alex Rühle: Bücher des Monats: SZ Buchtipps. In: sueddeutsche.de. Abgerufen am 15. Januar 2023.
- ↑ Interview über Diskriminierungen – «Schwarze Männer und weisse Frauen haben Mühe, ihre Privilegien anzuerkennen». In: tagesanzeiger.ch. Abgerufen am 5. März 2022.
- ↑ „Vor jeder großen, guten Entwicklung gibt es Chaos und Widerstand“. In: l-mag.de. Abgerufen am 7. März 2022.
- ↑ Wege aus der Krise: Das sind die Gewinner*innen des EDITION F Awards. In: EDITION F. 29. Oktober 2021, abgerufen am 13. Januar 2023.
- ↑ Diversitätspreis "Impact of Diversity 2022" verliehen / deutsch-französische Aktivistin Emilia Roig erhält Hauptpreis. In: presseportal.de. Abgerufen am 13. Januar 2023.