Englisches Löffelkraut

Englisches Löffelkraut (Cochlearia anglica)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Tribus: Cochlearieae
Gattung: Löffelkräuter (Cochlearia)
Art: Englisches Löffelkraut
Wissenschaftlicher Name
Cochlearia anglica
L.

Das Englische Löffelkraut (Cochlearia anglica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Löffelkräuter (Cochlearia) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Das Englische Löffelkraut wächst als einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 30 Zentimetern. Der aufsteigende bis aufrechte Stängel ist kantig und kahl.

Die Laubblätter sind fleischig und glänzend. Die Grundblätter sind rosettig angeordnet, langgestielt, eiförmig-rhombisch und oft gezähnt. Die Stängelblätter sind schmal-eiförmig, meist grob gezähnt, gelegentlich aber auch fast ganzrandig, mit herz- oder pfeilförmigem Grund und stängelumfassend.

Blütenstand, Blüten und Früchte

Das Englische Löffelkraut blüht von Mai bis Juli. Wie das Dänische Löffelkraut gehört es zu den ersten Pflanzenarten, die im rauen Klima der Wattenufer und Salzwiesen bereits im Mai blühen. Viele Blüten sind in einem traubigen Blütenstand angeordnet.

Die zwittrige Blüte ist vierzählig. Die Kelchblätter sind 2,5 bis 3 Millimeter lang und weiß hautrandig. Die weißen Kronblätter haben eine Länge von 5,5 bis 6,5 Millimetern.

Die Schötchen sind bei einer Länge von 8 bis 16 Millimetern eiförmig bis kugelig. Die Fruchtstiele sind dick, kantig gefurcht und stehen unter 45° ab oder sind auswärts bis abwärts gebogen. In jeden Fruchtfach liegen 5 bis 6 Samen. Die Samen sind rot-braun und fein stumpfhöckerig-warzig.

Chromosomenzahl

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 48.

Ökologie

Englisches Löffelkraut gedeiht in Salzwiesen mit einem Salzgehalt von 1,6–2,3 %. Das Salz wird in den Laubblättern gesammelt und mit dem Abwurf der vertrockneten Blätter wieder ausgeschieden. Sie tritt in kleinen Gruppen, aber auch als einzelnes Exemplar auf.

Die Befruchtung des Englischen Löffelkraut, dessen Blüten sowohl männliche wie weibliche Organe enthalten, erfolgt über Selbst- oder Insektenbestäubung.

Die Ausbreitung der Diasporen erfolgt durch Tiere (Klettausbreitung), über Selbstausbreitung und Windausbreitung.

Inhaltsstoffe

Als Inhaltsstoffe des Englischen Löffelkrauts bekannt sind Senfölglykoside,

Bitterstoffe und in hohem Maße Vitamin C.

Vorkommen

Das Englische Löffelkraut kommt in den Salzwiesen der Nord- und Ostseeküste vor, aber auch im Binnenland Nordeuropas. Es gibt Fundortangaben für Spanien, Frankreich, Großbritannien, Irland, die Niederlande, Deutschland, Dänemark, Norwegen und Schweden. In den Niederlanden nimmt das Englische Löffelkraut einerseits im Zuiderzee-Gebiet wegen Dammbauten ab, andererseits wurde im Wattenmeer eine Zunahme der Fundpunkte registriert. In Großbritannien und Frankreich geht sie teilweise stark zurück, während in Deutschland nur wenige erloschene Vorkommen angegeben werden.

Das Englische Löffelkraut braucht kochsalzhaltige, schlickige oder schlickig-sandige Böden. Sie gedeiht in Mitteleuropa in Pflanzengesellschaften des Verbands Puccinellion maritimae. Das Englische Löffelkraut ist lichtliebend und zeigt extremes Seeklima an. Ihr Standort lässt auf stickstoffreichen, sehr feuchten, salzigen und oft überschwemmten Boden schließen.

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung von Cochlearia anglica erfolgte 1759 durch Carl von Linné in Systema Naturae, Editio Decima, S. 1128.

Verwendung

Das Englische Löffelkraut wurde früher als Heilmittel gegen Skorbut, zur „Blutreinigung“ oder als Wundauflage bei schlecht heilenden Geschwüren benutzt. Löffelkraut enthält sehr viel Vitamin C und wurde deshalb auf Segelschiffen, wo Frischgemüse völlig fehlte, eingesalzen als Schutz gegen die Vitaminmangelkrankheit Skorbut eingesetzt. Die Samen wurden von August bis September gesammelt zu einem heilkräftigen Frischsaft (Löffelkrautgeist) ausgepresst.

Trivialnamen

Für die Region Oldenburg ist der Trivialname Witten Hedderk belegt.

Quellen

Literatur

  • Oskar Sebald: Wegweiser durch die Natur. Wildpflanzen Mitteleuropas. ADAC Verlag, München 1989, ISBN 3-87003-352-5.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 7 Friedrich Markgraf: Familie Cruciferae. S. 333–334. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 1, Verlag Carl Hanser, München 1958.
  2. Oskar Sebald: Wegweiser durch die Natur. Wildpflanzen Mitteleuropas. ADAC Verlag, München 1989, ISBN 3-87003-352-5.
  3. Werner Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland - Gefäßpfl. Atlasband 3 Gustav Fischer Verl. Jena, 1995.
  4. Cochlearia anglica bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  5. Karol Marhold, 2011+: Brassicaceae: Datenblatt Cochlearia anglica In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  6. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 452.
  7. Cochlearia anglica bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 22. März 2023
  8. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 104. (eingescannt).
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