Erika Sulzmann (* 7. Januar 1911 in Mainz; † 17. Juni 1989) war eine deutsche Ethnologin. Erika Sulzmann leitete 1951 bis 1954 die erste größere Feldforschungsreise der Nachkriegszeit, die Mainzer Kongo-Expedition. Dieser ersten ethnographischen Forschungsreise folgten in den Jahren 1956 bis 1980 noch acht weitere Reisen zu den südwestlichen Mongo in Zaïre. Erika Sulzmann errichtete 1984 zusammen mit Irma und Rosemarie Sulzmann die Sulzmann-Stiftung, die ethnologische, sozial-, sprach- und literaturwissenschaftliche Forschungen in und über Afrika fördert.
Leben
Erika Sulzmann gelangte auf einem kleinen Umweg zur Ethnologie. Nach ihrem Abitur arbeitete sie als Bibliothekarin und Fotografin am Institut für Kulturmorphologie in Frankfurt (heute Frobenius-Institut). Durch ihr wachsendes Interesse an Anthropologie und vor allem an afrikanischen Kulturen begann Sulzmann 1940 bei Hermann Baumann in Wien Ethnologie zu studieren. Forschungen zur Wiener Völkerkunde während der NS-Zeit haben ergeben, dass sie eine Befürworterin der NS-Ideologie war und diesbezüglich Druck auf die Studierenden ausgeübt hat. 1947 promovierte sie zum Thema Die Mongo – Studien zu einer regionalen Monographie bei Wilhelm Koppers. Im Sommer 1948 kam Erika Sulzmann als Assistentin an das neueingerichtete Institut für Völkerkunde der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. 1960 wurde sie zunächst Kustodin der ethnographischen Studiensammlung, dann akademische Oberrätin und schließlich Akademische Direktorin. Sie war bis zu ihrem Tod im Juni 1989 eine aktive Mitarbeiterin des Institutes.
Schriften (Auswahl)
- Quellen zur Geschichte und Sozialstruktur der Mbóle und Imoma (Ethnie Móngo, Zaire). Berlin, Reimer, 1986.
- La soumission des Ekonda par les Bombomba. In: Annales aequatoria (1985), Vol. 6, S. 1–17.
- Orale Tradition und Chronologie : der Fall Baboma – Bolia (Northwest Zaire). In: Mélanges de culture et de linguistique africaines; publiés à la mémoire de Leo Stappers / éd. par C.M. Faïk-Nzuji et E. Sulzmann, 1983, S. 525–586.
- Mélanges de culture et de linguistique africaines : publiés à la mémoire de Leo Stappers. Berlin, Reimer, cop. 1983 (mit Clémentine Madiya Faïk-Nzuji).
- Ein Jagdbericht im Dialekt der Batwa von Ebungu (Ekonda). In: Annales Aequatoria; recueil d'études offert au R.P.G. Hulstaert à l'occasion de son 80e anniversaire; tome I, vol. 2 / A. Claessens, et H. Vinck / 1980.
Literatur
- Beer, Bettina: Sulzmann, Erika, in: Bettina Beer: Frauen in der deutschsprachigen Ethnologie. Ein Handbuch. Köln: Böhlau 2007, ISBN 978-3-412-11206-6, S. 218–222
- Brandstetter, Anne-Maria: In memoriam Erika Sulzmann, in: Forschungen in Zaire. Münster, Hamburg: Lit 1992, S. VII-X
- Brandstetter, Anne-Maria: Dr Erika Sulzmann (1911–1989), in: Hedwig Brüchert (Ed.): Rheinland-Pfälzerinnen : Frauen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur in den Anfangsjahren des Landes Rheinland-Pfalz. Mainz: Hase und Koehler 2001, S. 414–417
- Geisenhainer, Katja: Erika Sulzmann und die „Stammeskarte von Afrika“: Der frühe Werdegang einer Ethnologin im NS-Kontext, in: Andre Gingrich; Peter Rohrbacher (Hg.), Völkerkunde zur NS-Zeit aus Wien (1938–1945): Institutionen, Biographien und Praktiken in Netzwerken (Phil.-hist. Kl., Sitzungsberichte 913; Veröffentlichungen zur Sozialanthropologie 27/1). Wien: Verlag der ÖAW 2021, S. 493–520 doi:10.1553/978OEAW86700
- Schröter, Suzanne: Die Sammlerin der Dinge: Erika Sulzmann, Forscherin in Afrika, in: Karl-Heinz Kohl (Hg.): Das exotische Ding. Geschichten einer Sammlung. Mainz: Institut für Ethnologie und Afrika-Studien 1996, S. 23–34
- Schröter, Suzanne: Noch ein Fahrrad im Kongo : Erika Sulzmann, Forscherin in Afrika, Videofilm 1999, 60 min.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Universitätsstiftungen Johannes Gutenberg-Universität Mainz(abgerufen am 18. Dezember 2013)
- ↑ Katja Geisenhainer: Erika Sulzmann und die „Stammeskarte von Afrika“: Der frühe Werdegang einer Ethnologin im NS-Kontext, in: Andre Gingrich; Peter Rohrbacher (Hg.),Völkerkunde zur NS-Zeit aus Wien (1938–1945). Band 1, S. 493–520.
- ↑ In memoriam Erika Sulzmann / Anne-Maria Brandstetter. In: Forschungen in Zaire. Lit, Münster, Hamburg, 1992, S. VII