Ernest Cabaner (* 12. Oktober 1833 als Jean de Cabanes in Perpignan; † 3. August 1881 in Paris) war ein französischer Komponist, Pianist und Dichter.

Der aus den Pyrenäen stammende Cabaner kam 1850 nach Paris und bezog eine Wohnung in der Rue de La Rochefoucauld Nr. 58. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Pianist und trat für fünf Franc am Tag in einem Varieté in der Avenue de la Motte Piquet auf. Zudem verkehrte er im Café Guerbois, wo er mit Künstlern wie Paul Cézanne, Édouard Manet, Camille Pissarro und Pierre-Auguste Renoir zusammentraf.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg traf Cabaner im literarischen Salon der Nina de Villard in der rue Chaptal und im Künstlertreffpunkt Café de la Nouvelle Athènes die Komponisten Emmanuel Chabrier, Augusta Holmès und François Coppée, die Dichter Jean Richepin, Germain Nouveau, Albert Mérat, Charles Cros, Paul Verlaine, Paul Alexis, Arthur Rimbaud, Léon Valade und Raoul Ponchon sowie die mit ihm befreundeten Maler. Cabaner arbeitete als Barmann im Hôtel d’Étrangers am Boulevard Saint-Michel im Quartier Latin und stellte dort dem von Cros gegründeten Dichterkreis Cercle des poètes Zutiques einen Raum unterm Dach, im dritten Stock, zur Verfügung. Im Winter 1871/72 trafen sich hier mit Cabaner neben Cros auch Rimbaud, Verlaine und der Fotograf Étienne Carjat. In diesem Kreis wurden Gedichte rezitiert, gesungen und Klavier gespielt, aber auch umfangreich Absinth, Haschisch und Opium konsumiert. Als Gemeinschaftsprojekt entstand das Album Zutique, eine Sammlung von 24 meist groben und obszönen Parodieversen. Cabaners Beitrag zum Album Zutique war das Rimbaud gewidmete Gedicht A Paris que fais-tu. Der erst 17-jährige Rimbaud wohnte in dieser Zeit auch vorübergehend bei Cabaner und schlief bei ihm auf dem Sofa.

Als Anhänger der Chromatik entwickelte der auch als Musiklehrer tätige Cabaner eine Methode weiter, in der er jedem Ton eine Farbe zu wies. So markierte er den Ton A mit Schwarz, den Ton E Weiß, den Ton I Rot, den Ton U Grün und den Ton O Blau. Nach dieser Methode unterrichtete er auch Rimbaud im Klavierspielen. Beide Künstler hielten diese Zeit auch in ihren Werken fest. So beschrieb Rimbaud in seinem Gedicht Voyelles die Lernmethode mit Farben und Cabaner hält diese Le chromatisme musical ou audition colorée in seinem Le Sonnet des Sept Nombres fest.

Ernest Cabaner ist als Angehöriger der Pariser Bohème von vielen seiner Zeitgenossen in ihren Werken beschrieben worden. Paul Verlaine beschrieb Cabaner als Jesus Christus nach drei Jahren Absinth. George Moore beschreibt in seinen Werken Confessions of Young Man und Memoirs of My Dead Life ebenso wie Émile Zola in L’Assommoir die dekadente Lebensweise des Künstlers. Hierzu zählte beispielsweise seine lediglich aus Käsebrötchen und Milch bestehende Ernährung, die Cabaner zudem häufig auf offener Straße zu sich nahm. Der Autor von Chabrier and his circle, Rollo Myers, bezeichnete die schillernde und vielschichtige Persönlichkeit Cabaners als seltsam und exzentrisch.

Der ungesunde Lebenswandel führte zu einer allgemeinen körperlichen Schwächung und Ende der 1870er Jahre litt der Künstler zudem an Tuberkulose. 1880 ließ sich Cabaner von Édouard Manet porträtieren und musste wenige Tage später in ein Sanatorium eingeliefert werden. Am 15. Mai 1881 veranstaltete die Freunde Cabaners im Auktionshaus Hôtel Drouot eine Versteigerung gespendeter Werke, um die Behandlungskosten zu übernehmen. Manet stiftete aus diesem Anlass das Gemälde Der Selbstmörder (Sammlung Bührle).

Werk (Auswahl)

  • L’Archet, Text von Charles Cros, Musik von Cabaner
  • Le Hareng saur, Text von Charles Cros, Musik von Cabaner
  • Mazurka à Nina de Villard, Musik von Cabaner
  • Le Pâté, Text & Musik von Cabaner
  • A Paris que fais-tu, Text von Cabaner (gewidmet Rimbaud)
  • Souffles de l’Air, Text & Musik von Cabaner
  • Sonnet des Sept Nombres, Text von Cabaner
  • Le Pâté Del Fragson, Text von Cabaner
  • Le Sonnet des Sept Nombres, Text & Musik von Ernest Cabaner

Literatur

  • Émile Zola: L’Assommoir. G. Charpentier, Paris 1877, (Der Totschläger.).
  • George Moore: Confessions of Young Man. Tauchnitz, Leipzig 1886.
  • George Moore: Memoirs of My Dead Life. Tauchnitz, Leipzig 1906.
  • Willi Schuh: Ernest Cabaner. Musicien et poète maudit. In: Wolfgang Burde (Hrsg.): Aspekte der Neuen Musik. Bärenreiter, Kassel u. a. 1968, S. 68–88.
  • Rollo Myers: Emmanuel Chabrier and his circle. J. M. Dent and Sons, London 1969.
  • Arthur Rimbaud: Das trunkene Schiff. Gedichte, frühe Prosa, Album Zutique (= Arthur Rimbaud: Poetische Werke. 2). Matthes & Seitz, München 1980, ISBN 3-88221-311-6.
  • Jean-Jacques Lefrère, Michael Pakenham: Cabaner, poète au piano. l’Echoppe, Paris 1994, ISBN 2-84068-037-8.
  • Thomas Leflot: Édouard Manet et la musique. Paris 2001.
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