Perpignan Perpinyà | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Okzitanien | |
Département (Nr.) | Pyrénées-Orientales (Präfektur) (66) | |
Arrondissement | Perpignan | |
Kanton | Perpignan-1, Perpignan-2, Perpignan-3, Perpignan-4, Perpignan-5, Perpignan-6 | |
Gemeindeverband | Perpignan Méditerranée Métropole | |
Koordinaten | 42° 42′ N, 2° 54′ O | |
Höhe | 8–95 m | |
Fläche | 68,07 km² | |
Bürgermeister | Louis Aliot (RN) | |
Einwohner | 118.032 (1. Januar 2020) | |
Bevölkerungsdichte | 1.734 Einw./km² | |
Postleitzahl | 66000 | |
INSEE-Code | 66136 | |
Website | www.mairie-perpignan.fr | |
Blick auf Perpignan |
Perpignan [pɛʀpiˈɲɑ̃] (katalanisch Perpinyà [pərpiˈɲa]) ist die Hauptstadt des südfranzösischen Départements Pyrénées-Orientales in der Region Okzitanien und hat 118.032 Einwohner (1. Januar 2020). Die Stadt liegt am Golfe du Lion, einem Teil des Mittelmeers, am Fluss Têt an der Autoroute A9 (E15), etwa 70 Kilometer südlich von Narbonne und 30 Kilometer nördlich der Staatsgrenze nach Spanien. Das Stadtzentrum wird sehr attraktiv vom weitgehend kanalisierten Flüsschen Basse durchquert, das schließlich in die Têt einmündet. Nordöstlich der Stadt liegt der Flughafen Perpignan-Rivesaltes, der 700.000 Fluggäste pro Jahr zählt. Touristen schätzen die Stadt aufgrund ihres mediterranen Klimas sowie der sehenswerten Altstadt mit ihrem südöstlich gelagerten Kneipenviertel.
Die Universitätsstadt Perpignan verfügt über zahlreiche historische Gebäude, vorwiegend in gotischer Bauweise. Sie ist ein Handelszentrum für Wein und landwirtschaftliche Produkte.
Geschichte
Zwar existierte bereits in römischer Zeit östlich des heutigen Perpignan das Oppidum Ruscino, das laut Titus Livius im Jahr 218 v. Chr. Sammelplatz der Gallier bei Hannibals Durchzug war, doch wird Perpignan erst 927 erstmals urkundlich erwähnt, so dass die Stadt zu Anfang des 10. Jahrhunderts gegründet worden sein dürfte. Nach dem Aussterben des Grafengeschlechts von Roussillon kam sie 1172 zur Krone Aragón. 1197 erhielt sie das Stadtrecht. Von 1276 bis 1344 war sie die Hauptstadt des Königreichs Mallorca, wovon heute noch der innerhalb einer gewaltigen Festungsanlage gelegene Palast der Könige von Mallorca zeugt. Der französische König Philipp III. starb am 5. Oktober 1285 in Perpignan, als er sich im Rahmen seines Krieges gegen Peter III. von Aragón auf dem Rückzug von einem missglückten Angriff auf Katalonien befand. 1344 fiel Perpignan wieder an Aragón. Die 1349 von König Peter IV. hier gestiftete Universität ging zur Zeit der Französischen Revolution 1794 ein und wurde erst 1971 wiedereröffnet.
Am 1. November 1408 eröffnete der Gegenpapst Benedikt XIII. in Perpignan ein Spezialkonzil gegen das allgemeine Konzil von Pisa. In Perpignan fand auch im September 1415 eine Zusammenkunft zwischen dem römisch-deutschen König Sigmund, König Ferdinand I. von Aragón und Benedikt XIII. statt. Im März 1475 musste sich die Stadt nach achtmonatiger Belagerung wegen einer dadurch bedingten Hungersnot dem französischen König Ludwig XI. ergeben, sie wurde aber 1493 durch Karl VIII. an Spanien zurückgegeben. Eine weitere, allerdings erfolglose Belagerung durch König Franz I. 1542 bewog Kaiser Karl V., auf einem die Stadt beherrschenden Hügel eine Zitadelle anzulegen, die unter seinem Sohn Philipp II. 1577 vollendet wurde. 1601 wurde das Bistum Elne nach Perpignan verlegt. Während des Dreißigjährigen Krieges eroberten die Franzosen unter Richelieu Perpignan 1642 erneut, durch den Pyrenäenvertrag wurde es 1659 definitiv abgetreten und blieb dauerhaft bei Frankreich. Ludwig XIV. ließ die Befestigungswerke der Stadt durch Vauban vermehren und verstärken. Während des französischen Revolutionskriegs griffen es die Spanier am 17. Juli 1793 an.
Die Region um Perpignan wird auch als Roussillon (katalanisch Rosselló) oder Nordkatalonien (katalanisch Catalunya del Nord) bezeichnet. In dieser Gegend wird von altersher Katalanisch gesprochen. Etwa 100.000 Bewohner des Roussillon sollen die Sprache, die auch an den Schulen unterrichtet wird, noch beherrschen.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2011 | 2018 |
Einwohner | 83.025 | 102.191 | 106.426 | 111.669 | 105.983 | 105.115 | 118.238 | 119.188 |
Quellen: Cassini und INSEE
Politik
Von 1944 bis 1976 stellten die Sozialisten den Bürgermeister von Perpignan, von 1978 bis 2002 die bürgerliche UDF, anschließend bis 2020 die konservative UMP bzw. Les Républicains. Seit 2020 ist Louis Aliot vom Rassemblement national (RN) Bürgermeister. Damit ist Perpignan nach Toulon (1995–2001) die zweite französische Großstadt, in der die rechtsextreme Partei den Bürgermeister stellt. Die von Aliot geführte Liste hat 42 der 55 Sitze im Gemeinderat. Die übrigen gehören den konservativen Républicains an. Die grün-linke Liste und die liberale La République en marche hatten sich im zweiten Wahlgang zurückgezogen, um Aliot zu verhindern, was jedoch nicht gelang.
Sehenswürdigkeiten
- Mittelalterliche Stadtbefestigung, von der nur ein Turm, le Castillet (katalanisch: el Castellet), erhalten ist
- Palast der Könige von Mallorca aus dem 13. Jahrhundert
- Rathaus (Casa Consolar) aus dem 14. bis 17. Jahrhundert
- Kathedrale Saint-Jean-Baptiste (Catedral Sant Joan Baptista), erbaut 1324–1509, mit Kreuzgang und Friedhof
- Glockenturm mit historischem Carillon (Amédée Bollée)
- Kirche Saint-Jacques, Sant Jaume, erbaut im 13. bis 18. Jahrhundert
- Hauptbahnhof im Zentrum der Stadt, gestaltet von Salvador Dalí
- Denkmal zu Ehren von François Arago auf der Place Arago
- Quai Sébastien Vauban, bekannt für seine alten Häuser und netten Restaurants am Ufer der Basse
- „Aux Dames de France“, geschichtsträchtiges Kaufhaus an der Place de Catalogne
- Campo Santo, ein einem Kreuzgang ähnlicher, weltweit einmaliger Friedhof direkt neben der Kathedrale
- die Zitadelle mit mächtigem Mauerwerk aus dem 18. Jahrhundert im Stadtteil La Réal
- Loge de Mer, ehemaliges Gerichts- und Zollhaus, in typischer Gotik erbaut
- Höhle von Arago, international bekannte Fundstätte von Fossilien des Homo erectus, etwa 20 km nordwestlich der Stadt
- Hôtel Pams, Stadthaus
- Blick aus dem Palast auf die Palastkirche
- Karfreitagsprozession 2007
- Bahnhof von Perpignan
- Das Castillet
- Historische Ansicht des Castillet von 1907
- Der Canigou, von Perpignan aus gesehen
- Brücke über die Basse
- Bronzeplastik von Aristide Maillol im Innenhof des Rathauses
Kulturelle Einrichtungen
- Filminstitut Jean Vigo: Das Filminstitut Vigo in Perpignan hat sich besonders auf dem Gebiet der nationalen und internationalen Filmforschung über Frankreichs Grenzen hinaus einen Namen gemacht. Die Gründung des Filminstituts im Jahre 1980, das nach dem französischen Filmavantgardisten Jean Vigo benannt wurde, geht zurück auf den von Marcel Oms 1962 ins Leben gerufenen ciné-club traditionnel de Perpignan. Mit Unterstützung des ehemaligen Kulturministers Jack Lang, der sich neben der Quotierung französischer und europäischer Filmproduktionen auch für eine generelle Dezentralisierung kultureller Einrichtungen in Frankreich einsetzte, wurde das L'institut Jean Vigo neben dem Centre National du Cinema (CNC) in Paris zur zweitwichtigsten filmkulturellen Einrichtung des Landes.
Städtepartnerschaften
Perpignan hat neun Partnerstädte:
Stadt | Land | seit |
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Barcelona | Spanien | 1994 |
Hannover | Niedersachsen, Deutschland | 1960 |
Lake Charles | Louisiana, Vereinigte Staaten | 1991 |
Lancaster | England, Vereinigtes Königreich | 1962 |
Mostaganem | Algerien | 2011 |
Maʿalot-Tarshiha | Israel | 1998 |
Sarasota | Florida, Vereinigte Staaten | 1995 |
Tavira | Portugal | 2001 |
Tyros | Libanon | 1997 |
Persönlichkeiten
- François Arago (1786–1853) aus Estagel bei Perpignan, Naturwissenschaftler
- Georges Bousquet (1818–1854), Komponist, Dirigent und Musikkritiker
- Julien Boyer (* 1998), Fußballspieler
- Christine Corvisier (* 1982), Jazzmusikerin
- Renée Doria (1921–2021), Opernsängerin (Sopran)
- Simon Fourcade (* 1984), Biathlet
- Jacques François Gallay (1795–1864), Hornist
- Johann I. (1350–1396), König von Aragón
- Vincent Jordy (* 1961), römisch-katholischer Geistlicher, Erzbischof von Tours
- Steeve Laffont (* 1975), Jazzmusiker
- Joan-Lluís Lluís (* 1963), französisch-nordkatalanischer Schriftsteller und Journalist
- Valentin Magnan (1835–1916), Arzt und Psychiater
- Nawal Meniker (* 1997), Hochspringerin
- Nayah, bürgerlich Sylvie Mestre, (* 1960), Sängerin
- Mathieu Raynal (* 1981), Rugby-Union-Schiedsrichter
- Antoine Redier (1817–1892), Uhrmacher und Erfinder
- Hyacinthe Rigaud (1659–1743), Porträtmaler
- Luca Sanchez (* 1999), Tennisspieler
- Marie-Thérèse Sanchez-Schmid (* 1957), Politikerin
- Carlo Schmid (1896–1979), deutscher Politiker
- Antoine Taudou (1846–1925), Musikpädagoge, Violinist und Komponist
- Gabrielle van Zuylen (1933–2010), Landschaftsarchitektin, Gartendesignerin und Autorin
Trivia
Der Maler Salvador Dalí erklärte scherzhaft, dass bei der Entstehung der Pyrenäen der Bahnhof Perpignan der Angelpunkt, das „Zentrum der Welt“, gewesen sei, um den sich die Iberische Halbinsel gedreht habe, daher sei dort der Schriftzug „Centre du monde“ zu sehen.
Literatur
- Ralf Nestmeyer: Languedoc-Roussillon. Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2012, ISBN 978-3-89953-696-6.
Weblinks
- französischsprachige und katalanischsprachige Website der Stadtverwaltung Perpignan
Einzelnachweise
- ↑ Titus Livius, Ab urbe condita 21,24.
- ↑ Louis Aliot installé maire de Perpignan, plus grosse prise RN des municipales. In: La Croix, 3. Juli 2020.
- ↑ Résultats Municipales à Perpignan : Louis Aliot (Rassemblement national) élu. France 3 Occitanie, 29. Juni 2020.
- ↑ Karfreitagsprozession
- ↑ Villes jumelles avec Perpignan. Abgerufen am 6. September 2016.
- ↑ Perpignan ǀ Städtepartnerschaften der Landeshauptstadt Hannover. Abgerufen am 6. September 2016.
- ↑ Jumelage Perpignan-Mostaganem. Abgerufen am 6. September 2016.
- ↑ Perpignan, Languedoc-Roussillion, France ǀ Sister Cities Association of Sarasota. Abgerufen am 6. September 2016.
- ↑ Geminações de Cidades e Vilas. Associação Nacional de Municípios Portugueses (ANMP). Auf ANMP.pt, abgerufen am 3. Juni 2023 (portugiesisch).
- ↑ France Diplomatie – Ministère des Affaires étrangères et du Développement international. Abgerufen am 6. September 2016.