Ernst Deutsch, auch Ernest Dorian (* 16. September 1890 in Prag, Böhmen, Österreich-Ungarn; † 22. März 1969 in West-Berlin) war ein österreichischer Schauspieler.

Familie

Der Schauspieler Ernst Deutsch war der Sohn des Prager Großkaufmanns Ludwig Deutsch und der Louise Kraus. Er heiratete 1922 seine Jugendfreundin Anuschka Fuchs aus Prag. Sie war die Tochter des Prager Großindustriellen Arthur Fuchs und der Margarethe Ehrenzweig aus Wien. Ihr Cousin Herbert Fuchs von Robettin war mit der Schwester Franz Werfels verheiratet.

Leben

Deutsch wuchs in der Prager Altstadt auf und besuchte dort das Gymnasium. Nach dem Abitur leistete er in der k.u.k. Armee seinen Dienst als Einjährig-Freiwilliger.

Er war ein Jugendfreund Franz Werfels in Prag und blieb es ein Leben lang; beide Ehepaare wohnten in Kalifornien nahe zusammen und besuchten sich häufig. Deutsch rückte als Tennisspieler bis auf Platz 7 der österreichisch-ungarischen Rangliste vor.

Im Jahr 1914 gab Deutsch sein Bühnendebüt unter Berthold Viertel an der Wiener Volksbühne. Nach einer kurzen Spielzeit in Prag engagierte ihn Edgar Licho für das Albert-Theater in Dresden, wohin er 1916 wechselte. Dort spielte er in Schillers Die Räuber die Rolle des Franz Moor und in Frank Wedekinds Frühlings Erwachen die Rolle des Moritz Stiefel. Er übernahm in Walter Hasenclevers Drama Der Sohn die Titelrolle und wurde dadurch als expressionistischer Schauspieler berühmt. Das am 8. Oktober 1916 uraufgeführte Werk fand innerhalb einer Matinée vor geladenen Gästen, wie dem königlich sächsischen Intendanten Graf Seebach statt. 1917 ging er an das Deutsche Theater Berlin, spielte bis 1933 an verschiedenen Bühnen der Stadt, gab Gastspiele in Hamburg, München und Wien, und war sogar 1930 Teilnehmer einer Südamerika-Tournee.

Seit 1916 wirkte er in 42 Stummfilmen mit. Im Dezember 1922 gründete er gemeinsam mit Hans Janowitz und Eberhard Frowein die Comedia Film GmbH (1922–1926).

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten musste Deutsch im April 1933 wegen des Antisemitismus aus Deutschland emigrieren und spielte zunächst wieder in Wien und Prag. Er gab Gastspiele in Zürich, Brüssel und 1936 auch in London. 1938 emigrierte er nach New York, spielte kurz am Broadway und wechselte 1939 nach Hollywood, wo er auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. Ab 1942 spielte er unter dem Pseudonym Ernest Dorian in einigen Hollywood-Filmen vorwiegend Nazis und Offiziere.

Nach einem Gastspiel 1946 in Buenos Aires kehrte Ernst Deutsch 1947 über Paris und die Schweiz nach Wien zurück, wo er Ensemblemitglied des Burgtheaters wurde. Am Volkstheater spielte er 1948 in Der Helfer Gottes Henri Dunant, den Gründer des Roten Kreuzes. Ab 1951 lebte er wieder in Berlin und spielte dort am Schiller- und Schlossparktheater. Außerdem war er häufig auf Gastspielreisen im In- und Ausland.

Zu seinen späteren Arbeiten in Filmen gehörte die des Baron Kurtz in dem Filmklassiker Der dritte Mann von Carol Reed. Als „Bester Schauspieler“ wurde er 1948 auf den Filmfestspielen von Venedig für seine Leistung im Film Der Prozeß ausgezeichnet. Größte Theater-Erfolge feierte er als Nathan der Weise in Gotthold Ephraim Lessings gleichnamigen Klassiker sowie als Shylock in William Shakespeares Der Kaufmann von Venedig. Mehr als 10 Jahre und in über 1000 Aufführungen verkörperte er den Nathan und reiste mit der Inszenierung durch ganz Europa.

Deutsch galt seit seiner Darstellung der Titelrolle in Walter Hasenclevers Jugenddrama Der Sohn (1916, 1918 und 1923) als der expressionistische Schauspieler par excellence.

Ernst Deutsch starb 1969 im Alter von 78 Jahren in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend.

Ehrungen

  • 1962 wurde er in Wien mit dem Titel „Kammerschauspieler“ ausgezeichnet und erhielt die Kainz-Medaille.
  • 1964 erhielt er das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
  • 1973, zu seinem vierten Todestag, wurde das damalige Junge Theater von Friedrich Schütter in Hamburg-Uhlenhorst in Ernst Deutsch Theater umbenannt. Ernst Deutsch hatte kurz vor seinem Tod in diesem kleinen Hamburger Privattheater in seiner Paraderolle als Nathan der Weise einen prägenden und beim Publikum unvergesslichen Eindruck hinterlassen.

Filmografie

Theater

Literatur

  • Josef Kainz und Ernst Deutsch. In: Julius Bab: Schauspieler und Schauspielkunst. Oesterheld, Berlin 1926.
  • Kerstin Hagemeyer: Jüdisches Leben in Dresden. Ausstellung anlässlich der Weihe der neuen Synagoge Dresden am 9. November 2001 (= Schriftenreihe der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek. Band 7). Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Berlin 2002, ISBN 3-910005-27-6.
  • Jörg Schöning: Ernst Deutsch – Schauspieler. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 1, 1984.
  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 133 f.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 2: C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 372 f.
  • Georg Zivier: Ernst Deutsch und das Deutsche Theater. Fünf Jahrzehnte Deutscher Theatergeschichte. Der Lebensweg eines Großen Schauspielers. Haude & Spener, Berlin 1964.
  • Deutsch, Ernst, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,1. München : Saur, 1983, S. 211f.
Commons: Ernst Deutsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hagemeyer: Jüdisches Leben in Dresden. 2002, S. 197 (8.33 Ernst Deutsch in der Titelrolle von Walter Hasenclevers Drama Der Sohn).
  2. Handelsregister Berlin HRB Nr. 28485
  3. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 442.
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