Ernst Wossidlo (* 3. November 1884 in Stettin; † 29. September 1973 in Rostock) war ein deutscher Baumeister und Bildhauer.

Leben

Der Kaufmannssohn begann im Mai 1914 mit 29 Jahren ein Bildhauerstudium bei Balthasar Schmitt an der Akademie der Bildenden Künste München (Matrikelnummer 5419). Weitere Studien führten ihn an die Kunstschule Charlottenburg und die Kunstakademie Dresden.

Wossidlo war als Tierbildhauer aktiv. In den 1920er Jahren gab es in Dresden eine fruchtbringende Zusammenarbeit mit Curt Siegel. So entstanden mehrere Plastiken mit Menschen (Siegel) und Tieren (Wossidlo). In Rostock schuf er mit Paul Wallat den Terrakottaschmuck für die Giebelflächen der neuerbauten Wohnhäuser im Komponistenviertel. Im Januar 1944 wurde er stellvertretender Vorsitzender des Mecklenburgischen Künstlerbundes, dem Paul Wallat als einer der Begründer vorstand.

Werke

  • Sportmädel, 1929, Terrakotta
  • Sibirischer Tiger, 1934, Holz
  • Streitroß, 1935, Terrakotta
  • Delfinbrunnen, 1938, Rostocker Rosengarten
    Der umgangssprachlich auch „Verbotene Liebe“ genannte Brunnen – eine männliche Figur umarmte einen bzw. rang mit einem wasserspeienden Fisch, umgeben von sechs wasserspeienden Delphinen und Fischen – existiert seit den 1950er Jahren nur noch aus der Brunnenschale aus Kalkstein. Die Skulpturen des zur NS-Zeit aufgestellten Brunnens wurden in der neuen Zeit zerstört.

Ein in der Rostocker Marienkirche befindliches Denkmal des Bildhauers Walter Rammelt für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen der Gemeinde entsprach in der NS-Zeit nicht mehr dem Zeitgeschmack und sollte umgearbeitet werden. Bevor es dazu kam, wurde das Denkmal 1937 als „entartet“ eingestuft; mehrere Figuren wurden deshalb entfernt. Wossidlo sollte zeitgemäße Ergänzungen durchführen, allerdings kam es infolge Geldmangels der Gemeinde nicht mehr dazu.

Neben Tierplastiken schuf er eine Bildnisbüste des mecklenburgischen Volkskundlers Richard Wossidlo. Mehrere Arbeiten Wossidlos sind im Besitz des Stadtmuseums und der Stadt Rostock.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern: Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. 05419 Ernst Wossidlo. In: Matrikeldatenbank. Akademie der Bildenden Künste München, abgerufen am 1. Juni 2020 (Digitalisat des Matrikelbuchs).
  3. Hommage für einen Loschwitzer Künstler – Kurt Siegel (1881–1950). (PDF; 2,1 MB) In: Elbhang-Kurier. März 2001, S. (6–)9, abgerufen am 1. Juni 2020.
  4. Das Komponistenviertel. In: Johann Gerdes, Susanne Breitzke, Anja Hawixbrock, Ina Brachmann: Sozialatlas der Hansestadt Rostock. Universität Rostock, Institut für Soziologie, März 1999, S. 22, Online als PDF; 3,2 MB (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive).
  5. Abbildung: Hausschmuck in der Lübecker Straße der Seestadt Rostock. In: Mecklenburgische Monatshefte. Band 15 (1939), 173, ZDB-ID 2435745-5, S. 236. (LBMV.de)
  6. Brigitte Hartel, Bernfried Lichtnau (Hrsg.): Architektur und bildende Kunst von 1933 bis 1945 (= Kunst im Ostseeraum: Greifswalder Kunsthistorische Studien. Band 2). P. Lang, 1997, ISBN 3-631-30618-0, S. 117 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Zeitgenössische Mecklenburgische Maler, verbunden mit Franz-Bunke-Gedächtnisausstellung und Paul-Wallat-Geburtstagsausstellung. Museum am Alten Garten zu Schwerin (Mecklenburgisches Landesmuseum). Ausstellung vom 29. Oktober bis 19. November 1939. (Die drei Werke waren dort ausgestellt.)
  8. Bernfried Lichtnau (Hrsg.): Bildende Kunst in Mecklenburg und Pommern von 1880 bis 1950: Kunstprozesse zwischen Zentrum und Peripherie. Lukas Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86732-061-0, S. 409 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
    Vgl. auch Brunnen im Rosengarten, Rostocker Brunnen, Wasserspiele, Wasserläufe. Treffpunkt-Ostsee.de, abgerufen am 1. Juni 2020.
    Vgl. auch Der Brunnen „Verbotene Liebe“, Historische Rostocker Ansichten, mv-terra-incognita.de, abgerufen am 1. Juni 2020.
  9. Hans-Heinrich Schimler: Ein Ehrenmal in St. Marien zu Rostock – Restaurierungsarbeiten sicherten das Gedenkkreuz. In: mv-terra-incognita.de. 3. April 2013, abgerufen am 1. Juni 2020.
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