Königin Ester (hebräisch: אֶסְתֵּר, ’Ester, deutsche Schreibweise auch Esther) ist nach dem alttestamentlichen Buch Ester eine jüdische Waise mit dem hebräischen Namen Hadassa (hebr. „Myrte, Myrthenstrauch“), Adoptivtochter ihres Cousins Mordechai, die im 5. Jahrhundert v. Chr. in der persischen Diaspora lebte und Frau des persischen Königs Ahasveros (Xerxes I.) wurde.

Historie

Die biblische Erzählung im Buch Ester beschreibt die Umkehrung eines geplanten Genozids (Völkermord) an den Juden im persischen Reich: Der König und sein Hofstaat fühlen sich durch das ungehorsame Verhalten der Königin Waschti beleidigt. Waschti wird vom Hof gewiesen. Es werden Jungfrauen ausgewählt, aus denen eine neue Königin ausgesucht werden soll. Die jüdische Waise Ester, die nach dem Tod ihres Vaters Abihajil von ihrem Cousin Mordechai aufgezogen wird, wird ebenfalls als mögliche Königin in den Palast gebracht. Sie wird durch ihre Anmut zur neuen Frau des persischen Königs Ahasveros, verheimlicht aber ihre jüdische Abstammung, wie es ihr Mordechai befohlen hat. Mordechai hat einen Posten am Tor des königlichen Palastes. Dabei belauscht er zufällig die Leibwächter des Königs, die planen, diesen zu ermorden. Er warnt mit Esters Hilfe den König und erwirbt so dessen Gunst.

Mordechai ist dem höchsten Regierungsbeamten Haman allerdings ein Dorn im Auge, da er sich weigert, sich vor ihm zu verbeugen. Haman wird „Agagiter“ genannt und damit wohl als Nachkomme der Amalekiter bezeichnet (vgl. Agag), eines Israel gegenüber bereits seit dem Exodus feindlich gesinnten Volkes. Aus Wut über Mordechai nutzt Haman das Vertrauen des Königs aus und überzeugt ihn, das jüdische Volk im persischen Reich zu vernichten, da es angeblich mit seinen Riten und Gesetzen nicht zu den anderen Völkern passe. Mit königlichem Siegel wird im ganzen Reich verkündet, dass am 13. Tag des 12. Monats (Adar) die jüdische Bevölkerung samt ihren Kindern vogelfrei sei und vernichtet werden dürfe.

Ester erfährt, dass Mordechai in Trauerkleider gehüllt, mitten in Susa, einer der drei Residenzstädte Persiens, über die kommende Katastrophe wehklagt. Sie sendet Boten zu ihm, um den Grund zu erfahren. Mordechai fordert sie auf, sich für ihr Volk beim Großkönig einzusetzen. Da das Hofprotokoll bei unerlaubtem Erscheinen vor dem König die Todesstrafe vorsieht, zögert sie zunächst, nimmt aber dann das Risiko auf sich. Der König ist gnädig, hört sich Esters Geschichte an und erkennt, dass Haman sein Vertrauen missbraucht hat. Er will nicht zulassen, dass das Volk des Mannes, der ihn einst vor dem Tode bewahrt hat, in seinem Namen vernichtet werden soll. Umgehend wird Haman an den Galgen gehängt, den er für Mordechai aufstellen ließ.

Das erste königliche Dekret kann aber nicht zurückgenommen werden, auch nicht vom König selbst. Ester und Mordechai, mittlerweile mit königlichem Siegel bevollmächtigt, erlassen deshalb ein zweites Dekret, das den Juden gestattet, an demselben 13. Adar selbst für ihr Leben zu kämpfen und nun ihrerseits ihre Feinde zu vernichten. Diese Nachricht sorgt, im Gegensatz zum vorangegangenen Dekret Hamans, in Susa für Freude und Jubel. Auf Anweisung Mordechais versammeln sich die Juden in allen Städten und töten ihre Feinde mit dem Schwert. Durch das zweite Dekret eingeschüchtert, wagt niemand mehr, das Dekret Hamans zu befolgen und sich den Juden entgegenzustellen. Aus Furcht bekennen sich viele Nichtjuden sogar zum Judentum (Est 8,17 ) – oder „gaben sich als Juden aus“ (letzteres entspricht dem hebräischen Text besser).

Am 13. Adar werden in Susa 500 Männer, die zehn Söhne Hamans und in allen 127 Provinzen 75.000 andere Männer getötet. Ester bittet den König, die Geltung des Edikts in Susa um einen Tag zu verlängern, daraufhin werden in Susa am 14. Adar weitere 300 Männer getötet. So wird aus dem geplanten Genozid an den Juden ein Massenmord an den Feinden der Juden. Der Text hebt hervor, dass die Juden sich nicht am Vermögen der getöteten Feinde bereicherten. Es ist auch nicht die Rede von der Tötung von Frauen und Kindern. Beides war im ersten Dekret gegen die Juden vorgesehen. Angesichts der damaligen Gesamtbevölkerung erscheint diese Menschenmenge dennoch sehr groß.

Zur Erinnerung an ihre Rettung durch Ester feiern die Juden das Purimfest. Purim (Plural von hebr. pur) bedeutet „Lose“. Haman habe ein Losorakel konsultiert, um den Zeitpunkt der Judenvernichtung zu ermitteln. Das Orakel erfüllte sich aber in gegenteiliger Form.

Die Gestalt der Ester erscheint auch in bildlichen Darstellungen der Neun Guten Heldinnen, sie ist in dieser ikonografischen Reihe eine Vertreterin des Judentums.

Historische Einordnung

Eine jüdische Frau des Perserkönigs Xerxes I. ist historisch so wenig nachweisbar wie Waschti und ihre Verstoßung.

Eine Verwandtschaft mit dem Namen der babylonisch/assyrischen Ischtar (und damit dem Namen der syrischen/kanaanäischen Göttin Astarte) ist möglich, da die Geschichte des Buchs in Mesopotamien, dem Sitz der damaligen persischen Hauptstadt Susa spielt. Andererseits existierte in altiranischen Sprachen, darunter im Awestischen, der Name Satār (transliteriert ST’R) mit der Bedeutung „Stern“, sodass auch hier ein Bezug zum Namen Ester hergestellt werden kann.

Eine ausführlichere Betrachtung der historischen Einordnung befindet sich im Artikel Buch Ester.

Gedenktag

Der katholische Gedenktag ist der 24. Mai; dies ist auch der Gedenktag im Kalender der Lutherischen Kirche – Missouri-Synode. Die Orthodoxe Kirche erinnert am vorletzten Sonntag im Advent an Ester.

Adaptionen

  • Lion Feuchtwanger: Die Jüdin von Toledo. Roman. 4. Auflage. Aufbau-Taschenbuch, Berlin 2003, ISBN 3-7466-5615-X.

Literatur

Verfilmung

Anmerkungen

  1. Vgl. Online-Wörterbuch/Etymologie (persisch).
Commons: Esther – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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