Die Evangelische Kirche im Ludwigshafener Stadtteil Ruchheim wurde 1833/34 erbaut.
Geschichte
Die 1307 erstmals erwähnte St.-Cyriakus-Kirche in Ruchheim wurde wahrscheinlich vom Cyriakusstift Neuhausen gegründet und befand sich in dessen Besitz. Die Ortsherrschaft von Ruchheim hatten die Grafen von Leiningen als Lehen der Herren von Hirschhorn. Die Leininger wandten sich im 16. Jahrhundert dem Luthertum zu. Nachdem das Cyriakusstift von der Kurpfalz eingenommen wurde, setzte 1567 Kurfürst Friedrich III. einen reformierten Pfarrer in Ruchheim ein. 1705 wurden bei der Pfälzischen Kirchenteilung die Kirchen zwischen den Katholiken und den Reformierten aufgeteilt. Obwohl Ruchheim nicht zur Kurpfalz gehörte, wurde die St.-Cyriakus-Kirche miteinbezogen und den Katholiken zugeteilt, weil das Patronatsrecht beim Kurfürsten lag. Gegen dieses Vorgehen protestierten die Ruchheimer und ihre Ortsherren. Bittschriften gingen an den Reichstag und den englischen Hof. Doch 1713 erzwangen pfälzische Beamte die endgültige Übergabe der Kirche. Die Protestanten bekamen für ihre Gottesdienste den Rathaussaal zugeteilt, ab 1806 wurde eine Scheune als Kirche genutzt.
1830 erlaubte König Ludwig I., die linksrheinische Pfalz gehörte mittlerweile zum Königreich Bayern, eine landesweite Kollekte für den Bau einer protestantischen Kirche in Ruchheim. Die Kirche entstand in den Jahren 1833/34. Verantwortlich zeichneten August von Voit und Bezirksingenieur Johann Bernhard Spatz, welche sie nach einem Musterentwurf von Leo von Klenze erbauten. Der Dachreiter wurde 1864 aufgesetzt. Als eine der wenigen Kirchen in Ludwigshafen erlitt sie im Zweiten Weltkrieg keine Beschädigungen. 2011 wurde die Kirche saniert.
Beschreibung
Die Kirche steht im Westen von Ruchheim an der Landstraße nach Fußgönheim. Sie ist ein klassizistischer Saalbau. Der schiefergedeckte Dachreiter mit seinem hohen Spitzhelm ist 32 Meter hoch. An den Seiten befinden sich je fünf Rundbogenfenster. Gemäß der reformierten Tradition wurde die Kirche in nahezu schmuckloser Ausführung errichtet.
Im Innern tragen toskanische Säulen die hölzerne, drei Seiten umlaufende Empore. Der ebenfalls hölzerne Altar und die Kanzel sind im klassizistischen Stil und original erhalten. Bei der Sanierung 2011 wurde die Decke mit mehr als tausend Sternen dem abrahamitischen Sternenhimmel nachempfunden. Die Orgel wurde 1874 von Walcker erbaut. Das Geläut besteht aus drei Bronzeglocken der Gießerei Hamm aus dem Jahr 1953:
Ø (mm) | kg | Ton |
---|---|---|
1.000 | 505 | g1 |
880 | 355 | b1 |
780 | 252 | c2 |
Literatur
- Friedhelm Borggrefe: Unterwegs zum Hafen der Hoffnung: 150 Jahre Protestantische Kirche in Ludwigshafen am Rhein. Ludwigshafen am Rhein 2003, ISBN 3-924667-31-4.
- Friedrich Schmitt: Ludwigshafener Kirchenbau. Ludwigshafen/Rhein 1985.
- Hans Caspary (Bearb.), Georg Dehio (Begr.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Rheinland-Pfalz, Saarland. München 1984, ISBN 3-422-00382-7.
- Stadtarchiv der Stadt Ludwigshafen am Rhein, Stefan Mörz, Klaus Jürgen Becker (Hrsg.): Geschichte der Stadt Ludwigshafen am Rhein: Bd. 1. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Ludwigshafen am Rhein 2003, ISBN 3-924667-35-7.
Weblinks
- Protestantische Kirchengemeinde Ruchheim
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreisfreie Stadt Ludwigshafen am Rhein. (Memento vom 4. Februar 2022 im Internet Archive) Mainz 2020[Version 2023 liegt vor.], S. 23 (PDF; 4,9 MB).
Einzelnachweise
- ↑ Evangelischer Kirchenbote 3. Januar 2012
- ↑ Abrahamitischer Sternenhimmel ziert die Kirchendecke. In: evangelischer Kirchenbote. 1. Dezember 2011, abgerufen am 13. Juni 2021.
Koordinaten: 49° 28′ 19″ N, 8° 19′ 34,1″ O