Die Evangelische Pfarrkirche Wels in der Stadtgemeinde Wels in Oberösterreich stammt aus den Jahren 1849–1852. Die Pfarrgemeinde ist Teil der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich und gehört zur Evangelischen Superintendentur Oberösterreich. Die Welser Kirche wird auch Christuskirche genannt. Unter dem Titel Evangelische Pfarrkirche A.B. Christuskirche steht sie unter Denkmalschutz.

Die evangelische Kirche

Die evangelische Pfarrkirche wurde in den Jahren 1849–1852 erbaut. Die Errichtung des im Bereich von Bahnhofstraße und Martin-Luther-Platz gelegenen Sakralbaues geschah nach den Plänen des Nürnberger Architekten Carl Alexander Heideloff in den Formen der Neugotik bzw. des altdeutschen Stils. Eine besondere geschichtliche Bewandtnis hat es mit dem Kirchturm. Etwa zeitgleich zum Baubeginn wurde das bis dahin geltende Verbot von Kirchtürmen für evangelische Kirchen aufgehoben. Die Welser Kirche war daher der erste evangelische Kirchenbau in Österreich, der von Anfang an mit einem Glockenturm errichtet werden durfte.

Die Gestaltung des Altars oblag den Nürnberger Künstlern Ziegler (Tischler und Schnitzer) und Hütter (Vergolder). Die Bilder stammen vom Münchener Kustos Mattenheimer. Sieben Spitzen am Aufsatz erinnern an die siebenarmigen Leuchter des Tempels zu Jerusalem.

Die Einweihung der Christuskirche erfolgte am Peter-und-Pauls-Tag des Jahres 1852. Die erste Orgel stammte vom Orgelbauer Bittner aus Nürnberg. Das Langhaus ist dreischiffig und hat fünf Joche. Der Westturm ist 60 Meter hoch. 1930 wurde die Orgel ersetzt. Der bedeutende Orgelkomponist Johann Nepomuk David wirkte von 1930 bis 1934 als Organist an der Kirche. Zu Weihnachten 1944 wurde das Kirchengebäude durch einen Bombenangriff beschädigt und in der Nachkriegszeit wieder hergestellt. 1985 erfolgte eine Orgelrenovierung.

Geschichte der evangelischen Gemeinde

Bereits 1527 ist aktenkundig, dass der (katholische) Stadtpfarrer und die beiden Kapläne Anhänger der lutherischen Lehre waren. Das Adelsgeschlecht der Pollheimer unterstützte die Bewegung und bestellte auf ihrem Schloss Prädikanten. Am 4. Oktober 1624 musste im Zuge der Gegenreformation der letzte evangelische Seelsorger ins Exil gehen, die protestantischen Pfarrgemeinden wurden aufgelöst. 1626 war der auch religiös motivierte Oberösterreichische Bauernkrieg eine besondere Heimsuchung für Wels. In den Jahren 1752 bis 1757 kam es zur zwangsweisen Verschickung von 124 Personen aus Wels und Umgebung nach Siebenbürgen, da sie dem so genannten Geheimprotestantismus anhingen.

Das durch Kaiser Joseph II. erlassene Toleranzpatent von 1781 erlaubte die Wiedererrichtung evangelischer Pfarrgemeinden in den habsburgischen Landen. Im heutigen Österreich wurden bis 1795 insgesamt 48 Toleranzgemeinden geschaffen. Ab Dezember 1781 meldeten sich hunderte Welser als „Evangelische“, dadurch konnte sich bereits 1782 die Toleranzgemeinde Wels als eine der ersten österreichischen Kirchengemeinden konstituieren.

Als erstes Bethaus diente ab den 1780er Jahren die alte St.-Georg-Kirche in der Welser Vorstadt, der erste evangelische Pfarrer war Johann Michael Felbinger. Ab 1849 begann der Bau der Christuskirche, damals als Novum in Österreich bereits mit einem Kirchturm. 1938 wurden die evangelischen Volks- und Hauptschulen vom Staat übernommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war eine große Zahl an lutherischen Kriegsflüchtlingen in die Pfarrgemeinde zu integrieren. Die Bombenschäden an der Pfarrkirche waren zu beseitigen. 1961 wurde die bisherige Predigtstation Marchtrenk als selbständige Pfarre aus dem Sprengel Wels ausgegliedert. Der Neubau des Welser Pfarrhauses erfolgte unter dem Namen „Cordatus-Haus“ im Jahr 1967. Die Predigtstation Stadl-Paura wurde 1971 zur Pfarrgemeinde erhoben.

Literatur

  • Leopold Temmel: Evangelisch in Oberösterreich. Werdegang und Bestand der Evangelischen Kirche. 1. Auflage. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1982, ISBN 3-85214-334-9.
  • Helmuth K.Köhrer: Evangelisches Oberösterreich heute. 1. Auflage. Almesberger, Linz 1994.
  • Peter F. Barton: Evangelisch in Österreich. 1. Auflage. Böhlau, Wien Köln Graz 1987, ISBN 3-205-05096-7.
  • Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch Oberösterreich. 3. Auflage. Anton Schroll & Co, Wien 1958.
Commons: Christuskirche Wels – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Leopold Temmel: Evangelisch in Oberösterreich. Werdegang und Bestand der Evangelischen Kirche. 1. Auflage. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1982, ISBN 3-85214-334-9, S. 245–251.
  2. Oberösterreich – unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz. (Memento vom 11. Juni 2016 im Internet Archive; PDF) Bundesdenkmalamt, Stand: 27. Juni 2014 (PDF).
  3. Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch Oberösterreich. 3. Auflage. Anton Schroll & Co, Wien 1958, S. 370.
  4. Christuskirche Wels. Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Wels, 31. Dezember 2016, abgerufen am 31. Dezember 2016.
  5. 1 2 Helmut K.Köhrer: Evangelisches Oberösterreich heute. 1. Auflage. Almesberger, Linz 1994, S. 253–261.
  6. Peter F. Barton: Evangelisch in Österreich. 1. Auflage. Böhlau, Wien Köln Graz 1987, ISBN 3-205-05096-7, S. 129, 203.

Koordinaten: 48° 9′ 40,7″ N, 14° 1′ 33,2″ O

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.