Die Evangelische Stadtkirche in Schopfheim wurde 1889–1892 im Stil der Neugotik erbaut. Sie dient der evangelischen Gemeinde seither als Hauptkirche und ersetzte damit die Alte Stadtkirche.

Geschichte

Bereits im 18. Jahrhundert bemühte sich die evangelische Gemeinde Schopfheims um eine Vergrößerung der Alten Stadtkirche. Dieses Vorhaben zog sich bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein. Nachdem ein Kaufgesuch der deutlich kleineren römisch-katholischen Gemeinde nicht zeitnah entschieden wurde und diese in den 1870er Jahren mit der katholischen Pfarrkirche St. Bernhard ihre eigene Kirche erbaute, nahmen die Pläne erst 1880 konkrete Gestalt an. Diese sahen vor, neben der Alten Stadtkirche einen Neubau zu errichten. In der ersten Planungsphase gab es fünf verschiedene Varianten, was das Platzangebot und das Grundstück anbelangte. Ein ambitionierter Plan sah vor, eine Kirche mit 1780 Sitzplätzen zu errichten. Dieser wurde jedoch als zu aufwändig verworfen. Ein Expertengremium forderte 1886, die Pläne entsprechend umzuarbeiten. Ein Jahr später lagen die endgültigen Pläne des großherzoglichen Baudirektors Josef Durm vor, und 1889 konnte im Beisein des Großherzogs mit dem Bau begonnen werden. Die Einweihung erfolgte am 3. Juli 1892.

1937 ersetzte ein Kruzifix den bisherigen Hauptaltar. Das Kreuz stammt von Johann Stupfer, der es mit seinen drei Söhnen 1687 der Alten Stadtkirche stiftete. 1957 entfernte man die Chorschranken und funktionierte die Taufkapelle als Gedenkkapelle für die gefallenen Soldaten der Gemeinde um.

Am 20. Juli 1996 verursachte eine Brandstiftung durch einen 22-jährigen Mann in der Kirche beträchtlichen Sachschaden.

Beschreibung

Kirchenbau

Die Evangelische Stadtkirche steht in einer kleinen Parkanlage östlich des Stadtzentrums. Das einschiffige Langhaus ist kreuzförmig angelegt; denn sowohl die beiden ausladenden Querhäuser wie auch der Chor enden mit einem Fünfachtelschluss. An den vier Winkeln befinden sich seitlich unregelmäßige Fünfeck-Räume, deren Treppenaufgänge auf die Emporen der Kirche führen. Der südwestlich ausgerichtete, über 50 Meter hohe Glockenturm verjüngt sich über vier Stockwerkgesimse und wird von einem schlanken Pyramidendach bekrönt. Spitzbogige Klangarkaden ragen bis unter die Giebeldreiecke, darunter befinden sich die Zifferblätter der Turmuhr.

Innenraum und Ausstattung

Das Innere der dreijochigen Stadtkirche wird mit einem monumentalen Kreuzrippengewölbe überspannt, das aus leichten Hohlziegeln gemauert wurde. Alle Querräume werden durch Rundbögen vom Haupthaus getrennt. An beiden Längsseiten befinden sich Emporen für die Kirchenbesucher. Die Emporen sind an ihrer Unterseite zum Erdgeschoss flach. Der Raum zwischen den Querschiffen und dem Langhaus wird über drei Rundbögen verbunden, die die Emporen tragen.

Im Chor befinden sich neben der Orgel ein schlichter Altartisch und das Kruzifix aus dem Jahr 1687. Links vom Altar steht ein Taufstein, rechts am Chorbogen eine Kanzel mit Schalldeckel aus Holz.

Orgel

Die erste Orgel aus dem Jahr 1892 wurde von der Werkstatt Voit & Söhne in Durlach erbaut, 1913 ein erstes Mal umgebaut und auf der Westempore aufgestellt. Die 1958 neu gestaltete Orgel arbeitete mit Kegelladen, einer elektrisch-pneumatischen Traktur und verfügte über drei Manuale, ein Pedal und 36 Register. In den 1980er Jahren entschied man, eine neue Orgel für den Chor anzuschaffen, die alte zwar stillzulegen aber am bisherigen Ort zu belassen. Nach dem Brand von 1996 restaurierte man die alte Voit-Orgel in den Jahren von 1999 bis 2000 und brachte sie zurück in den Urzustand von 1892. Das Kegelladen-Instrument hat 26 Register auf zwei Manualen und Pedal, und mechanische Spiel- und Registertrakturen.

I Hauptwerk C–f3
1.Bourdon16′
2.Prinzipal8′
3.Gamba8′
4.Soloflöte8′
5.Gedeckt8′
6.Oktave4′
7.Hohlflöte4′
8.Oktave2′
9.Mixtur IV-V2′
10.Cornett I-III8′
11.Trompete8′
II Schwellwerk C–f3
12.Prinzipal8′
13.Lieblich Gedackt8′
14.Viola8′
15.Aeoline8′
16.Vox coelestis8′
17.Fugara8′
18.Flöte4′
19.Piccolo2′
20.Oboe8′
21.Trompette harm.8′
Tremulant
Pedalwerk C–d1
22.Prinzipal16′
23.Subbaß16′
24.Oktavbaß8′
25.Violoncello8′
26.Posaunbaß16′

Glocken

Das vierstimmige Bronzegeläut setzt sich wie folgt zusammen:

Nr. Schlagton Gussjahr Gießerei
1.as′1927F. W. Schilling, Heidelberg
2.es′1952Glockengießerei Bachert, Karlsruhe
3.f′1952Glockengießerei Bachert, Karlsruhe
4.b′′1952Glockengießerei Bachert, Karlsruhe

Literatur

  • Johannes Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland. Müllheim (Baden) 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 325.
  • Martin Winkler, Bernhard Bischoff: Schopfheim. Kirchen und historische Orgeln. Schnell und Steiner, Regensburg 1981. / 2. Auflage, Regensburg 2000, ISBN 3-7954-4973-1, S. 16–21.
  • Bernhard Bischoff: Hundert Jahre Evangelische Stadtkirche Schopfheim. Einige Gedanken zum Bau und dessen Geschichte. In: Das Markgräflerland, Heft 2/1992, S. 132–145. (Digitalisat bei der Universitätsbibliothek Freiburg)
  • Matthias Schneider: Zur Geschichte der Orgeln in der Evang. Stadtkirche Schopfheim 1892–1992. In: Das Markgräflerland, Heft 2/1992, S. 146–157. (Digitalisat bei der Universitätsbibliothek Freiburg)
Commons: Evangelische Stadtkirche Schopfheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Winkler, Bischoff: Schopfheim. Kirchen und historische Orgeln. S. 16.
  2. 1 2 Helm: Kirchen- und Kapellen im Markgräflerland. S. 325 (05.2).
  3. Zeitungsausschnitte aus der Sonntags Zeitung, Bad Säckingen – Wehr (Memento des Originals vom 11. Juli 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Winkler, Bischoff: Schopfheim. Kirchen und historische Orgeln. S. 18.
  5. Winkler, Bischoff: Schopfheim. Kirchen und historische Orgeln. S. 26

Koordinaten: 47° 38′ 58,9″ N,  49′ 30,6″ O

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