Die 1st US Army Group (deutsch 1. US-Heeresgruppe, kurz FUSAG) war eine fiktive Armee und wurde gemäß Legende 1943 in London aktiviert, um die Invasionspläne für den europäischen Kontinent vorzubereiten. Im Oktober 1943 verlegte General Omar Bradley das Hauptquartier nach Großbritannien, und Bradley übernahm die Aufgaben des Kommandeurs der 1. US-Armee und der FUSAG, die später in die 12. US-Heeresgruppe umbenannt wurde. Allerdings sollte General Bernard Montgomery bis zur gesicherten Invasion den Oberbefehl über alle in Nordfrankreich befindlichen amerikanischen Bodentruppen behalten. Am 1. August 1944 fand die offizielle Indienststellung der 12. US-Heeresgruppe unter Bradley statt, der damit 903.000 Soldaten, eingeteilt in 21 Divisionen, kommandierte.

Nach der Transferierung aller Einheiten der FUSAG zur 12. US-Heeresgruppe blieb die FUSAG als Scheinarmee bis zum 18. Oktober 1944 bestehen. Sie diente zur Irreführung der Wehrmachtsführung, die im Glauben gehalten werden sollte, dass am Pas de Calais statt in der Normandie die eigentliche Landung stattfinden würde. Die Personaldecke wurde mittels geschickter Täuschungsmanöver als deutlich größer als die der britischen 21. Heeresgruppe unter Montgomery ausgegeben. General George S. Patton, von dem Eisenhower wusste, dass er bei den Deutschen ein gewisses Ansehen genoss, wurde als Befehlshaber eingesetzt. Im Rahmen der Operation Fortitude bekam die FUSAG einen Stationierungsort in der Nähe von Dover zugeteilt, um die Deutschen noch lange nach der erfolgten Normandielandung von ihrem geplanten Einsatz zu überzeugen. Damit konnten 19 wichtige und stark besetzte deutsche Einheiten am Invasionstag zur Untätigkeit verdammt werden, da sie am Pas de Calais auf eine Landung warteten, die nie stattfand.

Mittels eines ausgeklügelten Täuschungsplans, dem im Wesentlichen die Übermittlung von Scheinnachrichten über Radio und Funk zugrunde lag, gelang es, die FUSAG als Teil der Operation Quicksilver fiktiv aufzubauen. In den Radio- und Funkübertragungen war von einer kanadischen Armee, einer US-Armee, einem kanadischen Korps, drei US-Korps, einer kanadischen Infanterieabteilung, einer kanadischen Panzereinheit, sechs US-Infanterieabteilungen und vier US-Panzereinheiten die Rede.

Die FUSAG-Geisterarmee lebte allein durch die um sie herum gesponnenen Geschichten, die ihr Bestehen gegenüber den Deutschen plausibel erscheinen ließen. So wurde von der Rekrutierung der Soldaten aus den unterschiedlichsten US-Staaten berichtet. Fiktive Befehlshaber wurden erfunden und komplette Baseball- und Footballspiele zwischen den Abteilungen übertragen. Auch Privatnachrichten von den nicht-existenten Soldaten zurück in die Heimat wurden verlesen. Sollten deutsche Spione in den USA und Großbritannien auf die FUSAG angesetzt werden, waren Aufklärungsoffiziere mit der Spezialaufgabe betraut worden, diese ausfindig zu machen, in ihr Vertrauen zu ziehen und mit Falschinformationen zu versorgen. Auch die durch den britischen und amerikanischen Geheimdienst aufgedeckten und zu eigenen Agenten „gedrehten“ deutschen Spione übermittelten an ihre Vorgesetzten entsprechende Berichte.

Als sichtbare Ausrüstungsgegenstände der FUSAG dienten im Gegensatz zur allgemein verbreiteten Meinung keine Panzer-, Flugzeug- und Artillerieattrappen, da zu dieser Zeit deutsche Aufklärungsflüge über England nicht stattfanden. Nur Attrappen von Landungsschiffen kamen zum Einsatz. Diese wurden in den Häfen in Südostengland platziert, von denen angenommen wurde, dass sie besonders unter deutscher Beobachtung mittels Aufklärungsflügen im Ärmelkanal stünden.

Anhand deutscher Operationskarten, die den Alliierten in die Hände gefallen waren, ließ sich der Erfolg der Täuschungsoperation überprüfen. Die am Pas de Calais versammelten deutschen Einheiten ergaben ein deutliches Bild. Zeitgleich mit den realen Invasionseinheiten unternahmen auch die fiktiven Truppen der FUSAG Stellungsverschiebungen, was die Konfusion auf deutscher Seite komplettierte.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Omar Nelson Bradley: A soldier's story. Modern Library, New York 1999, ISBN 0-375-75421-0, S. 211.
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