Fagin ist eine bis heute kontrovers diskutierte fiktive literarische Figur im GesellschaftsromanOliver Twist“, den der englische Schriftsteller Charles Dickens zwischen 1837 und 1839 veröffentlichte. Fagin wird von Dickens als ekelhaft aussehender Hehler jüdischer Herkunft und Anführer einer Diebesbande porträtiert, der arme Waisenkinder zu Dieben macht und sie später ihrem Schicksal überlässt. Auch Geldgier und Geiz gehören zu den Merkmalen der Figur.

Öffentliche Diskussion über die Romanfigur Fagin

Die literarische Figur des Fagin war schon zu Lebzeiten von Charles Dickens und ist bis heute Gegenstand von teils sehr kontrovers geführten Diskussionen. So seien in Dickens Roman „Oliver Twist“ Generationen von Lesern in der englischsprachigen Welt Vorurteile über Juden vermittelt worden. Die antisemitischen Stereotypen, mit denen Dickens die Figur des Fagin in der ersten Auflage seines Romans zeichnet, wurden in späteren Auflagen von Dickens selbst abgemildert. Dessen ungeachtet wird Fagin von Dickens an 257 Textstellen als „der Jude“ bezeichnet. Um sich für seine Darstellung der Figur Fagin zu rechtfertigen, hatte Charles Dickens unter anderem erklärt: „Ich spreche stets nur gut über sie [die Juden], ob zu Hause oder in der Öffentlichkeit“, aber „leider ist es auch wahr, dass diese Art Verbrecher fast ausschließlich Juden sind“.

Bei den zahlreichen medialen Bearbeitungen des Romans „Oliver Twist“, insbesondere Verfilmungen, sind die entsprechenden Passagen häufig gekürzt oder gänzlich beseitigt. Die britische Kinofassung von „Oliver Twist“ von 1948 mit Alec Guinness als Darsteller des Fagin wurde in den USA erst 1951 aufgeführt, nachdem als antisemitisch empfundene Szenen von einer Gesamtdauer von zwölf Minuten aus dem Film geschnitten worden waren.

Darstellung der Figur Fagin in Film und Fernsehen (Auswahl)

Literatur (Auswahl)

  • Henning Thies (Hrsg.): Hauptwerke der englischen Literatur. Einzeldarstellungen und Interpretationen. 3. Aufl. Kindler Verlag, München 1980, ISBN 3-463-40271-8, S. 354 f. (Auszug aus Kindlers neues Literaturlexikon).

Einzelnachweise

  1. Geoffrey Nunberg: The Way We Talk Now. Houghton Mifflin Company, Boston/ New York 2001, S. 126.
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