Federigo Tozzi (* 1. Januar 1883 in Siena; † 21. März 1920 in Rom) war ein italienischer Schriftsteller.

Leben und Werk

Federigo Tozzi war Sohn des Gastwirtes Federigo Tozzi (Ghigo del Sasso genannt, geboren in Pari (heute Gemeinde Civitella Paganico)), der in Siena das Restaurant Il Sasso (Trattoria del Sasso, auch del Sasso Rosso genannt) in der Via dei Rossi und Landgüter (Podere Castagneto als Hauptgut (später als Poggio a’ meli literarisch verarbeitet), sowie das Podere Pecorile) südlich von Siena an der Tressa besaß. Seine Mutter war Annunziata Automi. Er war das letzte von acht Kindern, die alle im Kindesalter starben, und wurde in der Via Banchi di Sopra nahe dem Arco dei Rossi im angeschlossenen Wohnhaus des Familienrestaurants geboren. Zunächst besuchte er das Seminario Arcivescovile in Siena, dann ging er auf das Gymnasium, von dem er 1895 aufgrund von Fehlverhalten ausgeschlossen wurde. Im gleichen Jahr am 25. Oktober starb seine Mutter. 1902 verließ er endgültig die Schule. Im gleichen Jahr begannen Briefwechsel mit seiner späteren Frau Emma Palagi. Ab 1908 arbeitete er als Bahnbeamter in Pontedera (März und April) und Florenz (bis zum 15. Mai, als sein Vater starb,) danach führte er den Besitz seines Vaters. Ebenfalls 1908 heiratete er Emma Palagi, ein Jahr später im August wurde der gemeinsame Sohn Glauco geboren. 1911 erschien sein erster Gedichtband (La zampogna verde). 1913 begann er die Arbeiten zu seinem ersten Roman Con gli occhi chiusi (dt. Mit geschlossenen Augen), ein stark autobiografisch geprägter Text. Ebenfalls 1913 gründete er mit Domenico Giuliòtti (* 1877 in San Casciano in Val di Pesa; † 1956 in Greve in Chianti) die Zeitschrift La Torre, die nur sieben Ausgaben erreichte. Nach dem Verkauf des Landgutes 1914 ging Tozzi im gleichen Jahr als Journalist nach Rom, wo er vom Kriegsausbruch überrascht zunächst Freiwilliger in der Presseabteilung des Roten Kreuzes wurde. 1918 trat er der Redaktion von Messaggero della Domenica bei. Durch seine schriftstellerische Tätigkeit bei der Zeitung wurden die Schriftsteller Luigi Pirandello und Orio Vergani (* 1898 in Mailand; † 1960 ebd.) auf ihn aufmerksam, die ihn auch förderten. Tozzi starb 1920 in Rom an einer Lungenentzündung.

Federigo Tozzi gilt seit einigen Jahrzehnten als Klassiker der italienischen Moderne, aber auch als einer der wenigen großen toskanischen Autoren. Nach Italo Calvino gehört er zu den großen europäischen Schriftstellern italienischer Herkunft. Sein Stil ist knapp und lakonisch. Laut Alberto Moravia beschreibt Tozzi mit einfachen Worten große Tragödien.

Kritik

Im Büchermarkt des Deutschlandfunks heißt es am 2. April 2012 in einer Besprechung des 2011 im Wagenbach Verlag erschienenen Romans Mit geschlossenen Augen (Taschenbuch), der 1988 schon einmal (in deutscher Sprache) im Piper Verlag (München) publiziert worden war:

  • "Tozzis Schreiben ist an Flauberts Impassibilité geschult. Er beklagt nicht und klagt nicht an, wenn etwas zerbrochen ist, sondern weist mit scharfem Blick auf die Scherben: Seht euch das an! Ein Gefühl für die Zerbrechlichkeit der menschlichen Dinge soll sich beim Leser einstellen." Und: "Ein luzider Roman von stiller Abgründigkeit, eine Stimme, ein Klang, der im Ohr bleibt wie das Glockenläuten, das sich in den Hügeln Sienas verliert."

Der Literaturkritiker Giuseppe Petronio (1909–2003) schreibt in seiner Geschichte der italienischen Literatur über Tozzis Werk:

  • "Tozzis Figuren sind mit den Versagern der gesamten europäischen Literatur des 20. Jahrhunderts verwandt und unterscheiden sich von den Besiegten Vergas und der Veristen dadurch, dass ihre ständigen Niederlagen sich ganz im Innern der Persönlichkeiten abspielen und sie von einer tragischen, düsteren Atmosphäre umgeben sind, die von einer lyrisch verfremdeten Landschaft und Umgebung erzeugt wird."

Von einer kritischen Würdigung des großen italienischen Autors in Deutschland kann ansonsten kaum die Rede sein. Tozzi wurde von der deutschen Literaturkritik kaum beachtet.

Werke (Auswahl)

  • La zampogna verde (1911), Gedichte
  • La città della Vergine (1913), Gedichte
  • Bestie (1915) (dt. Bestien), lyrisch-fragmentarische Skizzen
  • Le cose più belle di Santa Caterina da Siena (1918)
  • Con gli occhi chiusi (1919) (dt. Mit geschlossenen Augen), Roman
  • Giovani (1920), Roman
  • Tre croci (1920) (dt. Drei Kreuze), Roman
  • Il podere (1921) (dt. Das Gehöft), Roman
  • Ricordi di un impiegato (1927) (dt. Erinnerungen eines Angestellten), Roman
  • Novelle (dt. Eine Geliebte), Erzählungen
  • Bestie, cose, persone (dt. Tiere, Dinge, Menschen), Prosaminiaturen

Literatur

  • Georg Maag: Federigo Tozzis 'Bestie' und Giorgio Cellis 'Bestiario postmoderno' . In: Gisela Febel, Georg Maag (Hrsg.): Bestiarien im Spannungsfeld zwischen Mittelalter und Moderne. Gunter Narr Verlag, 1997, ISBN 3-8233-5176-1, S. 160–170.
  • Giuseppe Petronio: Geschichte der italienischen Literatur. Band 3: Vom Verismus bis zur Gegenwart. UTB, Tübingen/ Basel 1993, ISBN 3-8252-1700-0, S. 248.
Commons: Federigo Tozzi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Federigo Tozzi – Zitate (italienisch)

Einzelnachweise

  1. In ricordo di Federigo Tozzi. (Memento vom 2. Oktober 2013 im Internet Archive) auf: www.parionline.it, abgerufen am 6. Juli 2013 (ital.)
  2. 1 2 3 4 5 6 Eduoardo Esposito in Federigo Tozzi: Con gli occhi chiusi/Riccordi di un impiegato. (Vorwort: Cronologia della vita e delle opere), Feltrinelli, Mailand 2011, ISBN 978-88-07-82092-2, S. XXXV ff.
  3. 1 2 Luigi Baldacci in Federigo Tozzi: Il podere. (Vorwort), Garzanti Verlag, Mailand 2002, ISBN 88-11-36339-X, S. VII ff.
  4. 1 2 3 Enciclopedie on line Treccani
  5. 1 2 Webseite des Sistema Informativo Unificato per le Soprintendenze Archivistiche (SIUSA) der Direzioni Regionali per i Beni Culturali e Paesaggistici zu Federigo Tozzi
  6. Giuseppe Izzi: GIULIOTTI, Domenico. In: Dizionario Biografico degli Italiani. Volume 57, 2002.
  7. Orio Vergani in Enciclopedie on line bei treccani.it
  8. Piper Verlag
  9. Gabriele Killert: Ein melancholischer Taugenichts. In: Büchermarkt Deutschlandfunk. 2. April 2012, abgerufen am 4. Juli 2013.
  10. Giuseppe Petronio in Enciclopedie on line bei treccani.it
  11. vgl. Petronio
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