Die Feldkapelle liegt am Rande der Streuobstwiesen von Wiesbaden-Sonnenberg am Ende des Tennelbachtals und ist vom Wohngebiet aus fußläufig erreichbar. Die für Besucher offen zugängliche Kapelle wurde privat gestiftet und gehört zur Wiesbadener Stiftung Matthäus 7, 12.
Geschichte
Die Feldkapelle wurde ab 2003 geplant und von dem Architekten Hans-Peter Gresser in enger Abstimmung mit der Stiftung Matthäus 7, 12 konzipiert und gebaut. Die Grundsteinlegung war am 27. Oktober 2010, die Eröffnung am 25. August 2012.
Stiftungsgedanke
Der Grundgedanke der Stiftung und damit auch der Feldkapelle Wiesbaden stammt aus Mt 7,12 . Es handelt sich um die Goldene Regel, die nicht nur im Christentum, sondern auch im Judentum und im Islam Gültigkeit hat: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, sollt ebenso auch ihr ihnen tun; denn das ist das Gesetz und die Propheten.“
Diesem Ansatz zufolge sollen Menschen in der Feldkapelle Wiesbaden zur Ruhe kommen, die Natur auf sich wirken lassen und neue Kraft schöpfen, um sich selbst und anderen Gutes tun zu können. Daher versuchten die Architekten, „einen Ort der Ruhe, des Verweilens, des Gebetes, des Friedens und der Kontemplation zu schaffen“. Die Feldkapelle ist überkonfessionell und für alle Menschen offen.
Der Stiftungszweck der Stiftung Matthäus 7, 12 wurde und wird insbesondere verwirklicht durch finanzielle Zuschüsse oder konkrete Vorhaben zum Bau, Ausbau, Ausstattung und Er- sowie Unterhaltung der Kapelle in Wiesbaden-Sonnenberg.
Architektur
Die gesamte Anlage (Innen- und Außenbereich der Feldkapelle) ist aufgebaut wie ein „hortus conclusus“. Eine Trockenmauer aus Moselschiefer dient der Abgrenzung eines Binnenraums, in dessen Mitte ein Kreuz aus Cortenstahl steht, das 7 Meter hoch, 6 Meter lang und in Richtung des Durchgangs eine maximale Breite von 8,50 m hat. Es gibt einen kleinen Platz mit Sitzgelegenheiten zum Verweilen, Ruhen und Nachdenken. Unter dem Kreuz hindurch geht es über einen ansteigenden, gepflasterten Weg zum Andachtsraum.
Die Kapelle selbst wurde als leichter, luftiger Glaskubus entworfen und hat eine Länge von 7 Metern, ist rund 5,50 m breit und 3,50 m hoch. Eine farbige Glasnische mit drei senkrechte Farbstreifen (zwei breitere außen, ein Trennstreifen in der Mitte) sollen an einen blauen Nachthimmel und den Blick ins Universum erinnern, die zweite rot-gelbe Scheibe soll einen Sonnenaufgang symbolisieren. Dadurch soll der Betrachter hier „Tag und Nacht, Morgen und Abend, Alpha und Omega“ erleben.
Die in den Andachtsraum integrierten Symbole wurden in Zusammenarbeit mit Pfarrer Sascha Jung (Limburg) sowie dem Bildhauer Gernot Rumpf (Kaiserslautern) für die Feldkapelle ausgewählt: der brennende Dornbusch, ein Kerzenständer sowie die Sandalen des Moses (vor dem Andachtsraum). Außerdem gibt es eine Gebets- bzw. Sitzbank im Raum.
Der Gartenbereich und die Feldkapelle selbst sind barrierefrei zugänglich.
Literatur
- Udo Mainzer: Klein, aber beeindruckend: Zur Renaissance der Feld- und Flurkapellen. In: INSITU – Zeitschrift für Architekturgeschichte 2022/1, S. 137–155 (151f).
Weblinks
- Architektur, Website zur Feldkapelle Wiesbaden der Stiftung Matthäus 7, 12.
- Kapelle im Feld, Website von Gresser Architekten
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 Hans-Peter Gresser, Johannes Springer: Stahlkonstruktion für eine Feldkapelle in Wiesbaden. In: Stahlbau 82(7), 2013, S. 537–540, doi:10.1002/stab.201310015.
- 1 2 Feldkapelle. In: Landeshauptstadt Wiesbaden (Hrsg.): Sakrale Bauten, 2015.
- ↑ Hans-Peter Gresser: Die Kapelle im Feld: Von der Entstehung eines ungewöhnlichen Bauwerkes in Wiesbaden. Henrich Editionen, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-9216-0692-6.
- 1 2 Stiftung. Website zur Feldkapelle Wiesbaden der Stiftung Matthäus 7, 12.
- ↑ Architektur, Website zur Feldkapelle Wiesbaden der Stiftung Matthäus 7, 12.
Koordinaten: 50° 6′ 21,8″ N, 8° 14′ 59,1″ O