Kirche Altenburg
Staat Österreich
Entstehungszeit 1309 urkundlich erwähnt
Erhaltungszustand sehr gut
Ständische Stellung von Ringmauer umgeben
Geographische Lage 48° 16′ N, 14° 41′ O
Höhenlage 383 m ü. A.
Burgstall Altenburg

Burgberg. Zugang und Kapelle aus dem 18. Jh.

Staat Österreich
Entstehungszeit 1250 aufgegeben
Erhaltungszustand Geländemerkmale
Geographische Lage 48° 16′ N, 14° 41′ O
Höhenlage 378 m ü. A.

Die Kirche Altenburg und der zugehörige Burgstall Altenburg liegen in der Gemeinde Windhaag bei Perg im Bezirk Perg in Oberösterreich. Die Kirche war von 1344 bis 1784 die Pfarrkirche der damaligen Pfarre Altenburg. Seit 1784 ist sie bedeutende Filialkirche von Windhaag bei Perg.

Lage

Die Filialkirche und der Burgstall liegen auffällig auf einer Geländekuppe auf einem 200 m langen Geländestreifen, etwa 30 m hoch über 2 Bächen, dem Schwertmüllerbach (früher Elmbach, Modlerbach) und dem Hausbergbachl. Es gibt nur von Norden einen Zugang (Fahrweg). Die anderen Seiten fallen steil ab. Das hügelige Land des Mühlviertels umgibt alles.

An den Bächen gab es früher Wassermühlen, die ebenso wie die Schwertmühle (Freindorf N° 7) mit ihren Nebenbetrieben verfielen. Unterhalb des Burgstalls besteht nun ein moderner Sägebetrieb.

Unterhalb der Kirche führt die Straße zu zwei bedeutsamen Orten: Zur Kloster- und Schlossanlage Windhaag im Westen und zur Klosteranlage und dem Markt Münzbach im Osten. Aber auch das Hochgericht (Galgen) stand einst weit sichtbar auf einem Hügel neben der Straße nach Münzbach.

Geschichte

Burgstall Altenburg

Die vermutete frühmittelalterliche Burganlage dürfte man um 1250 aufgegeben haben. Leider fehlen urkundliche Hinweise. Wohl ist 1250 ein honorabilis vir Conrad de Altenburch genannt. Dieses Rittergeschlecht stammt allerdings aus Niederösterreich.

Kirche und Pfarre Altenburg

Um 1309 dürfte die Kirche erbaut worden sein. Als Vorgängerbau wird eine Wehranlage vermutet. Zuständig für den Bau war die Altpfarre Naarn. Geweiht wurde die Kirche dem Heiligen Bartholomäus. Altenburg war von 1344 bis anfangs der 1784 eine selbständige Pfarre. Dann kamen die josephinischen Reformen, und die Verlegung der Pfarrrechte nach Windhaag. Die Pfarrrechte wurde genau am 6. März 1784 auf die Pfarre Windhaag übertragen. Die einstige Pfarrkirche wurde zur Filialkirche.

1492 erhielt die adelige Familie der Prager (von Prag) die Patronats- und Nominationsrechte über die Pfarre. Folgend bedachte sie die Kirche mit zahlreichen Schenkungen und Stiftungen.

Die 3 Pfarren Altenburg, Münzbach und Pergkirchen waren in der zweiten Hälfte des 16. und in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts protestantisch, da die Inhaber der Herrschaft Windhaag, die Prager, zu jener Zeit Protestanten waren. Die protestantische Zeit begann 1570 mit Andreas von Prag (1514–1569) und dessen Sohn Friedrich von Prag († 1600). 1587 ließ Friedrich den künftigen Pastor von Altenburg an der Universität Tübingen ausbilden. Die 3 Windhaager Pfarren Altenburg, Münzbach und Pergkirchen galten als Hochburgen des Protestantismus im Unteren Mühlviertel. Es wurde auch eine eigene Schule eingerichtet, in einem Haus das der Pfarre seit 1344 gehörte, dem Schulhaus (Haus Altenburg N° 2). Die protestantische Zeit endete schließlich aufgrund des kaiserlichen Patentes im Jahr 1624.

Joachim Enzmilner (1600–1678) wurde nach dem Erwerb der Herrschaft Windhaag erst nach einem längeren Rechtsstreit mit dem Abt von Baumgartenberg Patronatsherr der Pfarre. Er betraute dann die Patres des Dominikanerklosters Münzbach mit der Seelsorge. Diese wirkten in Altenburg als Pfarrvikare. Die Patres aus dem nahen Münzbach wohnten nicht im Pfarrhof. So verlegte man die Schule in den bisherigen Pfarrhof (Haus Altenburg N° 1). Eva Magdalena Enzmilner (1629–1700) schenkte während ihrer Wirkenszeit als Patronatsherrin der Kirche u. a. einen neuen Hochaltar, ein altes Positiv (die transportable Orgel) und eine Ampel aus Messing (für das Ewige Licht). Die Pest kam 1684. Sie forderte 91 Tote in der Pfarre.

Beschreibung

Burgstall Altenburg

Auf dem Burgberg finden sich noch immer Geländemerkmale der Substruktion einer Burganlage. So führt der Zugang von Norden durch einen Halsgraben (Abschnittsgraben). Die ~1700 erbaute Kapelle steht auf einer Erhöhung mit ~10 m Durchmesser, die auf eine Turmsubstruktion hinweist. Das anschließende ebene Terrain, ~25 m breit und ~50 m lang, geht jäh in Steilabfälle über und weist so auf eine künstliche Anlage hin.

Kirche Altenburg

Auf dem Standort existierte bereits ein älterer einschiffiger rechteckiger Längsbau, vermutlich Wehrbau, mit romanischen Fundamenten. Auf den setzte man das gotische, einschiffige dreijochige netzrippengewölbte Langhaus der Kirche mit eingezogenem einjochigen Chor auf. Die 1340 gegossene und 100 kg schwere Glocke der Kirche ist eine der ältesten Glocken in Oberösterreich.

In der Zeit um 1425 erfolgten umfangreiche Bauarbeiten an der Kirche, da sie bei Hussitenüberfällen verwüstet war. Die Ringmauer war wohl die Antwort auf die Überfälle. Um 1510 wurde etwa südseitig von der Familie der Prager die Hl. Annakapelle mit einem darüberliegenden Betzimmer angebaut, von dem aus die Prager durch ein Fenster dem Gottesdienst folgen konnten. Eine Rarität stellt in diesem Raum der Renaissance-Kamin aus Granit dar. Das Kirchenportal stammt aus der Zeit nach 1512.

Von der Annakapelle führt eine Treppe in die Gruft, die der Familie der Prager als Begräbnisstätte diente. Ladislaus Prager (* vor 1486; † 28. November 1514) war ein Adeliger mit großem Ansehen, Erbmarschall von Kärnten usw. Durch die erste Ehefrau Regina von Tannpeck († 1499) war Ladislaus zum Lehen von Windhaag gekommen. In der Altenburger Gruft (datiert 1512) finden sich noch immer gut erhaltene Fresken mit den Namenspatronen der Kinder von Ladislaus, dem jüngsten Gericht, sowie die Wappen der Prager und der Fuxberg. Sie entdeckte man 1907 bei der Öffnung der Gruft. Anna Fux von Fuxberg aus Tirol († etwa um 1534) war dritte Ehefrau und Witwe des Ladislaus.

Anfang des 21. Jahrhunderts wurde der Innenraum der Kirche restauriert. Im Vordergrund der Restaurierungsarbeiten standen das historisch gewachsene Ensemble des Kirchenraums und der überlieferte Raumeindruck. Die vorhandenen Granitplatten des Bodens blieben in ihrer Unregelmäßigkeit erhalten. Bei den historischen Chorstühlen und Kirchenbänken wurde nur die Lasur-Malerei ausgebessert. Für die Ausmalung des Raumes wurde die Sumpfkalk-Technik angewendet, wobei man sich am Zustand aus der Barockzeit orientierte. Restauriert wurden die gotischen Beschläge und das gotische Gitter des Sakramentshäuschens sowie die barocken Altäre und die Leinwandbilder. Bei den Arbeiten entdeckte man eine mit 1572 datierte und bisher überstrichene Untersicht des hölzernen Kanzeldeckels über der gotischen Steinkanzel. Es handelt sich um eine reiche sternförmige Gestaltung mit Holzintarsien, in denen auch Friese aus Fladerpapier mit braunem Holzschnittdruck aus der Renaissance eingelegt sind. Derartige Kassettendecken des 16. Jahrhunderts wurden in Österreich sonst nur selten nachgewiesen.

Die erhaltene Tragorgel (Portativ) der Kirche ist eine große Besonderheit. Sie baute um 1630 der Bürger und Orgelmacher Hans Ulrich Schreyer (* 15. September 1587; † 1648) zu Steyr. Ursprünglich war die Orgel als eine einmanualige Tragorgel konzipiert, die man bei Prozessionen mittragen konnte. Für die Verwendung in der Kirche vergrößerte man dabei die Orgel etwas. Die über die Jahre unspielbar gewordene Orgel konnte 1987 vom französischen Orgelbauer Marc Garnier und Mitarbeiter Reinhold Humer aus Ried im Innkreis renoviert und in einen spielbaren Zustand versetzt werden. Gerhard Wünsche aus Pfarrkirchen besserte noch die Bemalung aus. Die Orgel ist ohne Pedal und ohne Sitzbank ausgeführt, sodass der Organist die Orgel stehend spielen muss. Die Orgeldisposition ist Gedeckt 8′, Flöte 4′ und Principal 2′. Die Blasbälge mussten durch horizontales Ziehen der Riemen betätigt werden. Das bezeichnet man als Melken der Orgel. Seit 1989 hat die Orgel zusätzlich Elektroantrieb.

Die Orgel war ein Geschenk der Eva Magdalena Enzmilner (1629–1700, Priorin des Dominikanerinnenklosters Windhaag) gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Ein Positiv (kleine Orgel, genau diese?) stand schon 1654 im Römersaal des Neuen Schlosses Windhaag.

Alte Schule (Museum Altenburg)

Haus Altenburg N° 2. Die Pfarre kaufte das Haus im Jahr 1344 und richtete darin ein Schulhaus ein, das 1420 erstmals schriftlich erwähnt wurde. 1560 wurde daraus eine protestantische Landschule. 1624 wurde sie wieder zur katholischen Schule. Nach 1664 wurde der gegenüberliegende alte Pfarrhof zur Schule. Das alte Schulhaus war dann ab 19. Jahrhundert Privatbesitz. 1984 kaufte die Gemeinde Windhaag das Haus. Es folgte die Umgestaltung zum Museum Altenburg, das 2002 eröffnet wurde.

Alter Pfarrhof (Privathaus)

Haus Altenburg N° 1. Um 1500 errichtet. 1560 übernahmen den Pfarrhof protestantischer Prediger. 1624 übernahmen ihn wieder katholische Pfarrer. 1664 betraute man Patres des Dominikanerklosters in Münzbach mit der Seelsorge in Altenburg. Sie gaben den Pfarrhof frei für die Schule, die daraufhin einzog. 1783 verlegte man die Schule schließlich nach Windhaag. Seit 1795 ist der alte Pfarrhof Privatbesitz.

Heutige Nutzung

Das Kirchengebäude, das sonst abgeschlossen ist, kann im Rahmen eines Museumsbesuchs besichtigt werden. Die Kirche und das Museum sind beliebte Orte für Zusammenkünfte, Andachten und Hochzeiten. Der Alte Pfarrhof und der Burgstall sind in Privatbesitz. Denkmalschutz besteht für die Filialkirche mit ehemaligem Friedhof, den Karner und die Alte Schule (Museum Altenburg).

Literatur

  • Josef Honeder (Rektor des Gymnasiums Petrinum von 1991 bis 1996): Kirchenführer Windhaag bei Perg und Altenburg. Pfarramt Windhaag bei Perg (Herausgeber), Grein etwa 2000.
  • Josef Honeder: Alter und Herkunft der Orgel von Altenburg. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines Gesellschaft für Landeskunde. 134. Band, Linz 1989, S. 133–138 (ooegeschichte.at [PDF]).
  • Altenburg, eine oberösterreichische Wehrkirche. In: Mühlviertler Bote. 1968.
  • Die Fresken im Altenburger Kirchlein – Vergessene Kunstschätze im Mühlviertel. In: Mühlviertler Nachrichten. 1970.
  • Eibensteiner Konrad: Die Kirche Altenburg bei Perg. In: Bilderwoche der Linzer Tages-Post. 1930.
  • Georg Grüll: Die Kirche von Altenburg, Pfarre Windhaag bei Perg, im Wechsel der Zeiten. In: Christliche Kunstblätter. 1925, S. 18–24 (anno.onb.ac.at).
  • Wendelin Richter, Florian Eibensteiner, Julius Aichberger: Historische Daten und Sagen über Kirchen, Klöster und Burgen im politischen Bezirke Perg. 2. Auflage. Verlag J. M. Hiebl, Grein 1908, S. 52–54 (Sage von Adelhaid von Capell; landesbibliothek.at).
  • Hans-Erich Ruß: Altenburg – Geschichte in Stein und Farbe. In: Mühlviertler Nachrichten. 1973.
  • Hans-Erich Ruß: Altenburg: Leuchtende Farben in einer muffigen Krypta. In: Linzer Kirchenzeitung. 1974.
  • Franz Schiefthaler: Die Kirche in Altenburg, Bezirk Perg, und ihre Gruft. In: Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages-Post. 1911.
  • Josef Wallner: Reich, hart und gläubig. Auf den Spuren Graf Joachim Enzmilners in Münzbach und Altenburg. In: KirchenZeitung Diözese Linz. Linz 2002.
  • Erwin Hanisch: Altenburg. In: Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch Oberösterreich. Vierte Auflage. Anton Schroll, Wien 1968, ISBN 3-9801412-1-7, S. 19.
  • Georg Grüll: Burgen und Schlösser im Mühlviertel. Zweite Auflage. Birken-Verlag, Wien 1968, S. 138 (Altenburg).
Commons: Kirche und Burgstall Altenburg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Patent Kaiser Ferdinands II., die Ausweisung der protestantischen Prediger und Schulmeister betreffend. Leihgeber: Oberösterreichisches Landesarchiv (Linz, Oberösterreich), Weinberger Archivalien, Band 30/7. In: uni-klu.ac.at. Abgerufen am 18. Mai 2020.
  2. Altenburg, Filialkirche. (Memento vom 1. November 2013 im Internet Archive) In: Bundesdenkmalamt: Aus der Tätigkeit des Landeskonservariats für Oberösterreich. Wien 2001, S. 149.
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