Fini Pfannes (geboren am 8. Dezember 1894 als Josefine Proper in Pitești, Rumänien; gestorben am 20. Dezember 1967 in Frankfurt) war eine rumänisch-deutsche Unternehmerin und Hausfrau, die sich auch gesellschaftspolitisch engagierte.
Leben
Josefine Proper wurde als Tochter des wohlhabenden deutschstämmigen Exporteurs Nathan Proper in Rumänien geboren und wuchs in Brăila auf. Nach Abschluss einer kaufmännischen Lehre arbeitete sie in seinem Betrieb und lernte während des Ersten Weltkriegs Carl Pfannes kennen, den sie 1920 als seine zweite Frau heiratete; er hatte sich zuvor für sie scheiden lassen. Gemeinsam lebte das Paar in Frankfurt am Main, wo Carl Pfannes Generalvertreter für zwei Verlage (Knorr & Hirth, Vobach) war.
Pfannes war eine geschickte Köchin und Hauswirtschafterin, veröffentlichte bald nach der Heirat Kochrezepte in Zeitschriften, wurde bei den Main-Gaswerken als Werbeberaterin und Kochvorführdame angestellt und wurde Werbeleiterin mit 30 Mitarbeitern. Sie war Mitbegründerin des Bundes für Volksernährung und vermarktete die Idee eines „Wirtschaftsbuchs für die Hausfrau“, ein vorgedrucktes Haushaltsbuch. Sie verfasste zudem zahlreiche Rezepte für die später erschienenen Koch- und Diätbücher.
In den 1930er Jahren wurde die konvertierte Katholikin wegen ihrer jüdischen Abstammung von allen existierenden Ämtern, Berufen und Verträgen ausgeschlossen. Sie wurde von einflussreichen Verwandten geschützt und überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet durch ihre völlige Abschottung von der Umwelt. Ihr Mann starb 1940.
In der Nachkriegszeit organisierte Pfannes einen Inseratedienst, den sie nach der Währungsreform 1948 zur bundesweiten Werbeplattform für Lebensmittel- und Haushaltgerätefirmen ausbaute. Neben dem Betrieb des Pfannes-Werbedienstes gab sie auch Das Frauenjournal heraus und betrieb den Hausfrauen-Verlag, der mit ärztlicher Beratung weitere Koch- und Diätbücher sowie Broschüren und Werbematerial herausgab. Fini Pfannes wurde zudem gesellschaftspolitisch aktiv und war 1946 Mitbegründerin des neuen Deutschen Hausfrauenbundes. Auch der Vorkriegsorganisation des DHB hatte sie angehört. Als geschäftsführende Vorsitzende des DHB konnte Pfannes die Präsidentin Emmy Lüthje 1952 ablösen, was zum persönlichen Bruch führte (Lüthje gründete die konkurrierende Hausfrauen-Union). In Pfannes’ Zeit als DHB-Präsidentin von 1952 bis 1956 gelang es ihr, den DHB in beratender Funktion in zahlreichen Verbrauchergremien zu etablieren. Sie war 1955 zudem Vizepräsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände sowie Vorstandsmitglied des Vereins zur Förderung des Milchverbrauchs e. V. 1953 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande.
1955 bemühte sie sich als DHB-Präsidentin gegen Widerstand aus eigenen Reihen um die Professionalisierung des Berufs der Hausangestellten und um einen Manteltarifvertrag zur Verbesserung von teilweise unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Haushaltsgehilfinnen sollten nach einem von DHB und Frauenvertretern des NGG ausgehandelten Vorschlag Anspruch auf ein Privatleben, geregelte Arbeitszeiten und soziale Anerkennung erhalten. Da die Mehrheit der deutschen Hausfrauen nicht im DHB organisiert war, und auch der Zentralverband der katholischen Frauen- und Müttergemeinschaften und der Berufsverband katholischer Hausgehilfinnen in Deutschland e. V. gegen diese Initiative stritten, kam das Vorhaben zunächst zum Erliegen, die öffentlichkeitswirksam verbreiteten Ideen wurde aber später von anderen Seiten wieder aufgenommen. Weiterhin setzte sich Pfannes in der Wiederbewaffnungsdiskussion entschieden gegen die Möglichkeit eines freiwilligen Wehrdienstes für Frauen ein, um junge Mädchen weiterhin als niedrigbezahlte Haushaltskräfte zu binden; dabei argumentierte sie auch mit dem Bild der Blitzmädel, die nicht wiederkehren dürften. Schließlich schlug sie die Einrichtung eines „Verbraucherministeriums“ vor, um kritische Konsumenten und Kundenaufklärung zu fördern. Bei diesen Anliegen suchte Pfannes den direkten Kontakt zur Bundesregierung und traf etwa die Bundesminister Ludwig Erhard oder Franz-Josef Wuermeling.
Durch Verquickung von Vereins- und Geschäftsinteressen geriet Pfannes in die Kritik, darunter von Rosine Speicher, die daraufhin aus dem Vorstand des DHB gedrängt wurde. Bei der Hauptversammlung des DHB im Juni 1956 wurde Fini Pfannes wegen der nur lückenhaften Offenlegung ihrer Geschäftsbeziehungen beinahe die Entlastung verweigert. Sie trat darum nicht erneut zur Wahl an; ihre Nachfolgerin wurde Lotte Uekermann. Sie selbst ging zurück auf die Landesebene, wo sie von 1956 bis in ihr Todesjahr Präsidentin des hessischen DHB-Landesverbands blieb.
Pfannes starb 1967 kinderlos und vermachte den Hauptteil ihres beträchtlichen Privatvermögens der Fini-Pfannes-Stiftung zur Förderung des hauswirtschaftlichen Fachbereichs mit Sitz in Frankfurt am Main.
Werke (Auswahl)
- Anweisungen zur Herstellung kalter Gerichte mit Hilfe des Kelvinators (um 1928)
- Gesund und billig: Zeitgemässe Ernährung in Theorie und Praxis (1933)
- Einmachen von Lebensmitteln im Haushalt (1933)
- Diät: Die Zubereitung von Krankenkost im Haushalt (1933, Mitarbeit: Lotte Knoll)
- Backen von Kuchen, Torten, Törtchen und Kleingebäck (1933/34)
- Die Küche, Handbuch in 10 Heften (1952)
- Lauter Leibspeisen: Gesund, schnell, festlich, international. Schweizer Spezialitäten. Milch/Rahm/Joghurt (1963, Mitarbeit: Ida Lindauer)
- Gute Sachen für schlechte Tage. Diätkuren daheim (1966, diätetische Redaktion: Heinz Willert)
- Die richtige Diät für jeden Fall (1973, diätetische Redaktion: Heinz Willert)
Einzelnachweise
- ↑ Fini Pfannes im Munzinger-Archiv, abgerufen am 19. Februar 2017 (Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑ Die Zeit, 27. Oktober 1955: Frauenportät: Die Hausfrau
- 1 2 3 Der Spiegel, 14. Dezember 1955: Die Perle in der Muschel (Titelstory)
- ↑ Der Spiegel, 6. Juni 1956: Der Spiegel berichtete.
- ↑ Webseite des hessischen Landesverbands im DHB-Netzwerk Haushalt
Literatur
- Elke Schüller, Kerstin Wolff, Deutscher Hausfrauen-Bund Landesverband Hessen e.V. (Hrsg.): Fini Pfannes. Protagonistin und Paradiesvogel der Nachkriegsfrauenbewegung. Ulrike Helmer Verlag, Königstein/Taunus 2000, ISBN 3-89741-032-X.