Das Fischgrätmuster (auch Fischgratmuster oder Fischgrätenmuster) oder Ährenmuster ist ein Muster oder Ornament, das sich an der Anordnung von Gräten (beziehungsweise Rückgrat mit Gräten) oder Fruchtständen einer Ähre orientiert. Es ist seit prähistorischer Zeit bekannt.
Geometrische Grundlagen
Seine periodisch angeordneten Elemente haben meist eine Translationssymmetrie im rechten Winkel oder 45° zum rechten Winkel. Topologisch ist das Fischgrätenmuster identisch mit der sechseckigen Parkettierung. Als Symmetriegruppe entspricht es der ebenen kristallographischen Gruppe pgg.
Verwendung
Als gewobenes Textilmuster gehört das Fischgrätmuster zu den Köperbindungen, es ist robust aber dennoch mit einer gewissen Elastizität. In der Architektur kann es zur Verbindung rechteckiger Einzelteile (auch Parallelogramme), wie Pflastersteine, Ziegel, Kacheln, Parkettstäbe, verwendet werden – so kommt es etwa bei der Parkettierung (siehe die Verlegemuster) oder als Mauerwerksverband (siehe opus spicatum) zum Einsatz. Auch beim Instrumentenbau wird die Technik verwendet, beispielsweise bei der Einfassung der Decke hochwertiger akustischer Gitarren.
Bedeutung
Fischgrätmuster gehören im weitesten Sinn zu den Netz-, Gitter- oder Zickzackformen, denen oft eine unheilabwehrende (apotropäische) Bedeutung zugesprochen wurde.
Technik
Neben der reinen Ornamentik hat das Muster auch technische Gründe. In allen Fällen sorgt die wechselnde Streichrichtung für Ausgleich der Kräfte, in ersterem für die Dehnung, in zweiterem bei Schwund und Quellen des Holzes, in letzterem für die statische Last. Die Kräfte können sich innerhalb des Verbands über leichte Drehung der gegrateten Elemente verteilen, ohne den Verband zu schwächen.
Daneben gibt es die Fischgrätenstruktur in mechanischer Verwendung als Fischgrätenzahnradpaar etwa in Getrieben an Dampfmaschinen. Ähnlich einem Schwalbenschwanz stützt sich die Antriebskraft auf zwei zueinander gegenläufig schräg stehende Zahnradflanken ab, bindet so während der Kraftübertragung das Zahnradpaar axial spielfrei aneinander und vermeidet den sonst bei Schrägverzahnung auftretenden Axialschub. Die Herstellung ist relativ aufwendig und kann prinzipiell ein- oder zweiteilig erfolgen.
Die Trittform im Fischgrätmuster ermöglicht in bestimmten Umständen das Emporsteigen.
Bilder
- Fischgratbindung (herringbone)
- Fischgrätmuster aus Ziegeln
- Fischgrätenzahnrad
- fischgrätenförmige Skispuren
Siehe auch
Literatur
- Branko Grünbaum, G. C. Shephard: Tilings and Patterns. W. H. Freeman and Company, New York 1987, ISBN 0-7167-1193-1, S. 476.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ The Martin Story; PDF vom 30. Juli 2020