Fledermausbrücken sind bauliche Konstruktionen über hoch frequentierten Verkehrswegen – wie Fernstraßen oder Bahnstrecken –, die ein sicheres Überqueren von tief fliegenden Fledermäusen ermöglichen sollen. Die in ihrer Gestalt stark variierenden Brücken sollen den Fledermäusen als Flugkorridore dienen, an denen sie sich mittels Ultraschall beim Überflug orientieren.

Ähnlich wie Grünbrücken verbinden Fledermausbrücken zerschnittene Lebensräume der Tiere, um den Folgen der Freiraumzerschneidung durch Verkehrswege entgegenzuwirken. Die öffentliche Meinung über Fledermausbrücken ist zwiegespalten, da ihr Nutzen – auch wissenschaftlich – äußerst umstritten ist.

Hintergrund

In Deutschland wurden bisher 24 Fledermausarten aus insgesamt neun Gattungen und zwei Familien – allesamt Hufeisennasen oder Glattnasen – nachgewiesen. Jede dieser Arten zählt zu den nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie seit 1992 sowohl zu den besonders als auch streng geschützten Arten. Als solche dürfen ihre Lebensstätten unabhängig ihrer Lage nicht beeinträchtigt oder zerstört werden.

Gesetzliche Richtlinien

Nach der Eingriffs-Ausgleichs-Regelung des deutschen Rechts sind generell alle vermeidbaren Eingriffe in den Naturhaushalt verboten. Solche Eingriffe sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz alle „Veränderung[en] der Gestalt oder Nutzung[en] von Grundflächen […], die die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen können“. Sind solche Eingriffe nicht vermeidbar, müssen sie grundsätzlich kompensiert werden. Dabei müssen alle durch den Eingriff entstandenen Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft funktional ausgeglichen werden. Vermeidbare Beeinträchtigungen müssen vermieden werden. Zur Vermeidung unvermeidbarer Beeinträchtigungen sind Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgesehen. Demnach müssen die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushaltes am selben Ort zeitnah durch eine andere Maßnahme verbessert bzw. Natur und Landschaft an einer anderen Stelle aufgewertet werden.

Als besonders und streng geschützte Arten erfordern Eingriffe in die Lebensräume von Fledermäusen Maßnahmen, die deutlich über die üblichen Kompensationsmaßnahmen nach den Eingriffsregeln hinausgehen. Durch das Verbot der Beeinträchtigung der Lebensräume von Fledermäusen nach der FFH-Richtlinie werden bauliche Maßnahmen – dies sind in der Regel der Bau von Verkehrswegen, oftmals Fernverkehrsstraßen – in den Habitaten der Tiere erheblich erschwert. Werden solche baulichen Eingriffe dennoch vorgenommen, müssen strenge Richtlinien beachtet werden. So sind die durch Baumaßnahmen beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushaltes am selben Ort durch anderweitige Maßnahmen gänzlich zu übernehmen. Dabei ist der Nachweis des Erfolges solcher Maßnahmen vor dem baulichen Eingriff zwingend erforderlich. Die Maßnahmen müssen vor dem Baubeginn durchgeführt werden. Die baulichen Maßnahmen sind erst zu beginnen, nachdem die Kompensationsmaßnahmen nachweislich wirksam sind. Im Unterschied zu den normalen Ausgleichsmaßnahmen müssen die Störungen der Funktionen von Natur und Landschaft nicht nur verbessert, sondern gänzlich ausgeglichen werden.

Maßnahmen

Im Zuge dieser Richtlinien, sind verschiedene Maßnahmen denkbar, die die Folgen der Freilandzerschneidung für die Lebensräume der Fledermäuse auf ein Minimum reduzieren sollen. Verschiedene Untersuchungen an mehreren Grünbrücken haben ergeben, dass die Errichtung von Grünbrücken nicht nur Edaphonen die Möglichkeit bietet, den zerschnittenen Lebensraum zu verbinden. Obwohl sie wegen ihrer Flugfähigkeit nicht die die hauptsächliche Zielart waren, nutzten auch seltene Fledermäuse selbst solche Brücken, die nicht an bestehende Flugkorridore ausgerichtet waren. Dabei wurden die Brücken von den meisten Arten nicht nur als Überflughilfe, sondern auch als Jagdgebiet genutzt. Einen ähnlichen Effekt sollen spezielle Fledermausbrücken erzielen. Vor allem im Vereinigten Königreich sind einige solcher Konstruktionen errichtet worden, da die zuständigen Behörden die Brücken als Schutz der gefährdeten Fledermausarten im Zuge der auch hier gültigen FFH-Richtlinie werten. Man erhofft sich, dass die Brücken von den Tieren als Überquerungshilfe nutzen.

Aufbau und Ausführungen

Die verschiedenen bestehenden Fledermausbrücken variieren sehr stark in ihrer Gestalt. Ziel der Konstruktionen ist es, bei der Ultraschallortung durch Fledermäuse natürliche Bepflanzungen und Aufwuchs wie Sträucher oder Laubbäume möglichst exakt zu imitieren, damit diese die Brücken als neue Leitlinien annehmen. Die verschiedenen Ausführen verfolgen dabei stark divergente Konzepte, um dies zu verwirklichen.

Viele Brücken bestehen aus mehreren parallel verlaufenden Stahlseilen, die an senkrecht stehenden Trägern auf beiden Seiten der Fahrbahn verankert sind und einige Meter darüber verlaufen. Teilweise sind kugelförmige Schallreflektoren an den Stahlseilen montiert. Sie streuen das Echo der Fledermäuse in alle Richtungen. Sie sollen vor allem Blätter von Hecken und Sträuchern nachbilden, die ihrerseits aufgrund ihrer Dichte und unterschiedlichen Ausrichtungen den Schall in zahlreiche Richtungen reflektieren. Eine ähnliche Bauart besteht aus drei engmaschigen Netzen, die – an jeder Straßenseite an einem Mast befestigt – über die Straße gespannt sind. Dabei bildet ein Netz die Unterseite und die beiden anderen sind senkrecht dazu angebracht, sodass im Querschnitt eine „U“-Form entsteht. Der eigentliche Brückenkörper hat dabei nur eine Höhe und Breite von wenigen Metern.

Des Weiteren existieren auch Bauarten, die in ihrem Erscheinungsbild einer Grünbrücke ähneln. So werden statt der Masten Böschungen neben der Fahrbahn angelegt, die als Basis der Brücke dienen. Die Brücke selbst kann bspw. aus einem kurzen, massiven Stahlträger bestehen. Die Böschungen selbst können beipflanzt werden, sodass der Eindruck einer Grünbrücke entsteht.

Darüber hinaus existieren in Biberach an der Riß zwei Brücken, die aus massiven Metall bestehen und augenscheinlich einer konventionellen Brücke – etwa einer Fußgängerbrücke – ähneln.

Liste der Überquerungshilfen für Fledermäuse (Auswahl)

LandStraßeOrtBauartKostenEröffnungQuellen
UKWorkington (Cumbria)Unterführung ? ?
Drahtseilbrücke ? ?
High Newton (Cumbria)Zwei Unterführungen ? ?
Drahtseilbrücke45.000 £ ?
Dobwalls (Cornwall)Brückenkörper aus Netzen300.000 £ ?
Distington (Cumbria)Drahtseilbrücke34.133 £ ?
Haydon Bridge (Northumberland)Drahtseilbrücke60.000 £ ?
Pwllheli (Gwynedd, Wales) ? ?
Abergavenny (Monmouthshire, Wales) ? ?
Porthmadog (Gwynedd, Wales)Stahlträger zwischen Böschungen650.000 £
Penmaen?Penmaen?Drahtnetze ?
DE

L 267

Biberach an der RißVollmetallbrücke400.000 €2013
FRRoquefort (Landes)Vollmetallbrücke500.000 €2012
BalbignyVollmetallbrücke ?2012

Funktionsweise

Echoortung der Fledermäuse

Die Funktionsweise von Fledermausbrücken beruht der Echoortung der Fledermäusen. Diese erzeugen im Kehlkopf Ortungslaute im Ultraschallbereich. Aus den von der Umgebung reflektierten Schallwellen setzten die nachtaktiven Tiere ein dreidimensionales Bild zusammen. Dazu erzeugen sie Rufe, deren Schallwellen stark gebündelt in eine bestimmte Richtung geworfen werden. Die trichterförmigen Ohren der Fledermäuse sind sowohl gegenüber der Richtung als auch der Klangqualität der Echos der Schallwellen, die von Objekten in der Umgebung oder auch von Beutetieren zurückgeworfen werden, äußerst empfindlich und können einzeln bewegt werden, um bestimmte Schallquellen genauer zu orten. Beide Ohren können die Tiere unabhängig voneinander wahrnehmen. Beim Eintreffen der Echos werden Zeitunterschiede beim Eintreffen des Schalls ausgewertet, sodass im Gehirn ein exaktes dreidimensionales Bild der Umgebung angefertigt werden kann. Aufgrund der differenzierten Analyse von Frequenz und Amplitude der Echos können Fledermäuse Größe, Form sowie Oberflächenstrukturen und damit das Material der Reflektoren bestimmen. Mittels des Dopplereffekts ist es ihnen auch möglich, den Bewegungszustand auszumachen. Fledermäuse können ihre Rufe so modulieren, dass sie sich auch in komplexen Umgebungen orientieren können und Objekte auf wenige Millimeter genau zu lokalisieren.

Orientierung

Mithilfe der Ultraschallortung können sich Fledermäuse auch bei vollkommener Dunkelheit einwandfrei orientieren. Die meisten Arten nutzen dabei im Flug linear verlaufende Strukturen – vor allem Hecken und Waldränder – als Leitlinien. Zudem erlauben ausgeprägte Heckenlandschaften den Tieren ein größeres Gebiet zur Nahrungssuche. Des Weiteren dienen jene Hecken auch als Lebensraum für Beutetiere, vor allem Insekten. Fledermäuse verwenden dabei oftmals dieselben Wegen über Jahre hinweg, um von ihrem Schlafplatz zu ihrem Jagdgebiet zu gelangen. „Strukturgebundene“ Arten fliegen dabei nur wenige Meter über dem Boden, da die Echoortung dieser Fledermäuse nur bis zu wenigen hundert Metern reicht. Durch eine niedrige Flughöhe können sich die Tiere somit besser an ihren Leitlinien orientieren. Untersuchungen haben ergeben, dass etwa die Kleine Bartfledermaus nur circa 0,3 bis 1,7 Meter und die Wasserfledermaus etwa 2,1 bis 4,5 Meter von ihren Leitstrukturen entfernt. Die maximalen Entfernungen sind dabei nur bei Störungen der Leitlinien vorzufinden.

Im Zuge der Landschaftszerschneidung durch Verkehrswege (Straßen, Bahntrassen etc.) oder auch Siedlungsflächen wird der Lebensraum zahlreicher Fledermausarten häufig stark eingeschränkt. So werden u. a. Heckenlandschaften zerstört und die Funktionen der Hecken als Orientierungshilfe für Fledermäuse gehen verloren. Schlaf- und Jagdgebiete werden durch die Verkehrswege voneinander getrennt und die Nahrungssuche der Fledermäuse somit erschwert. Außerdem wird der Lebensraum der Beutetiere der Tiere verringert, sodass mitunter auch die Jagd beeinträchtigt wird. Aufgrund der niedrigen Reichweite der Echoortung reichen oftmals schon wenige Meter Unterbrechung der Linienbiotope aus, um die Navigation der Tiere signifikant zu stören. Da diese zudem sehr tief fliegen, besteht die Gefahr der Kollision mit dem Verkehr, was den Bestand der Tiere und die Verkehrssicherheit gefährdet.

Fledermausbrücken sollen diese drastischen Folgen der Freiraumzerschneidung mindern, indem sie die Funktion der unterbrochenen oder zerstörten Orientierungslinien übernehmen sollen. Die Fledermäuse, deren Lebensraum von den Verkehrswegen durchquert wird, sollen sich beim Überflug an den Brücken orientieren. Gedacht ist, dass das Ultraschallecho der Brücken dem von natürlichem Bewuchs ähnelt und sich die Tiere an folglich diesen beim Überflug über die Verkehrswege orientieren. Da die Brücken einige Meter über jene führen, soll die Gefahr der Kollision vermieden werden.

Nutzen

Zu der Effizienz der Fledermausbrücken sind kaum Einzelheiten bekannt, da es nur einige solcher Konstruktionen gibt. Bei fast allen Standorten wurden vor dem Bau der Verkehrswege keine aussagekräftigen Daten erhoben, die als Referenz für spätere Untersuchungen hätten dienen können. So ist kaum etwas über das ursprüngliche Flugverhalten der Fledermäuse und ihrer Populationen in den entsprechenden Gebieten bekannt, sodass vergleichende Studien oftmals nicht möglich sind. Auch gab es bisher keine Untersuchungen über die „Effizienz“ von Fledermausbrücken. So sind keine Daten darüber erhoben worden, wie viele Fledermäuse tatsächlich die Überquerungshilfen nutzen und wie viele die alten, von den Verkehrswegen geschnittenen Flugkorridore. Ungeklärt bleibt weitgehend auch die Frage, inwiefern die Brücken das Flugverhalten der Fledermäuse in Bezug auf die Flughöhe und -richtung beeinflussen. Bislang einzigartig ist somit eine Studie der Universität Leeds aus dem Jahre 2012, die entsprechende Untersuchungen wiedergibt. Allerdings ist auch diese Studie nur bedingt repräsentativ in Bezug auf die verschiedenen Spezies der Fledermäuse sowie die Bauarten der Brücken.

Studie der Universität Leeds

Bei der Studie des Institute of Integrative and Comparative Biology (Institut für System- und Vergleichende Biologie) wurden Untersuchungen an vier hoch frequentierten, erst in jüngerer Zeit fertiggestellten Fernverkehrsstraßen durchgeführt. Die Studie umfasst mehrere Fledermausunterführungen und -brücken (allesamt aus Drahtseilen mit sphärischen Reflektoren) sowie einige Flugkorridore, die von den neu errichteten Straßen geschnitten wurden. Mittels Nachtsichtgeräten und Fledermausdetektoren wurden an allen Punkten über einen längeren Zeitraum die Anzahl querenden Fledermäuse bestimmt sowie ihre Spezies, die Flughöhe und der seitliche Abstand zu den Brücken.

Die Ergebnisse der Untersuchungen der einzelnen Querungshilfen variieren sehr stark, zeigen aber auf, unter welchen Voraussetzungen die Fledermausbrücken und -unterführungen helfen können. So war die Anzahl der Fledermäuse an zwei der drei Unterführungen sehr gering. Der Großteil (69 % bzw. 96 %) der Tiere, die hier dennoch passierten, ignorierte die Unterführungen, sodass sie – meist gefährlich niedrig – über die Fahrbahn flogen. Die Tiere bevorzugten die nahegelegenen Flugkorridore, die sich vor dem Bau etabliert hatten. Die andere Unterführung, die unmittelbar in einem Flugkorridor liegt, wurde von fast allen (96 %) querenden Tieren benutzt und die Gesamtanzahl der passierenden Tiere war deutlich höher.

Im Vergleich zu nahegelegenen Flugkorridoren war die Anzahl der Fledermäuse, die an den Brücken die Straßen passierten, vergleichsweise gering. Darüber hinaus flogen die meisten Tiere (je nach Brücke unterschiedlich, maximal 84 %) auch in unmittelbarer Nähe der Brücken gefährlich dicht über der Fahrbahn. Zwar flog bei einer der Brücken ein kleiner Teil der Fledermäuse (11 %) weniger als 2 Meter von der Brücke und ein weiterer Teil (30 %) weniger als 5 Meter von der Brücke entfernt, doch waren diese Anteile bei den anderen Objekten verschwindend gering. Die Brücken wurden also weitestgehend nicht von den Fledermäusen berücksichtigt. Weiterhin flogen nahezu alle Tiere Bei den Flugkorridoren äußerst dicht über die Fahrbahn. Das nebenstehende Diagramm verdeutlicht, dass sogar eine Brücke, die nur wenige Meter von einem der geschnittenen Flugkorridore entfernt war, nur von einigen wenigen Tiere tatsächlich benutzt wurde. Die Tiere behielten ihrer Flugkorridore also weitestgehend bei und ignorieren die Brücken fast gänzlich.

Die Studie besagt, dass die aktuellen Querungshilfen für Fledermäuse ihr Ziel komplett verfehlen und von den Fledermäusen nicht beachtet würden, sondern diese ihre alten Flugkorridore beibehielten. Unter- und Überführungen würden nur dann helfen, wenn die sie unmittelbar in existierenden Flugkorridoren errichtet würden und die Fledermäuse ihre Flughöhe und -richtung nicht ändern müssten. Außerdem seien Brücken aus Drahtseilen ineffektiv, weitergehende Konstruktionen wie Grünbrücken seien erforderlich. Zudem wurde gezeigt, dass eine künstlich angelegte Hecke, die zu einer der Unterführungen führt und als Leitlinie dienen sollte, gänzlich von den Tieren ignoriert wurde. Darüber hinaus wurde auch festgestellt, dass die Flughöhe der Tiere über der Fahrbahn stark von der Höhe der Böschungen an den Fahrbahnränder abhängt, sodass eine Erhöhung von dieser als Überquerungshilfe dienen könnten.

Weitere Untersuchungen

Ähnliche Ergebnisse wie die Studie der Universität Leeds bringen auch Untersuchungen im Auftrag des Vereins für Arten-, Umwelt- und Naturschutz e.V. hervor. Es wurde untersucht, inwiefern Fledermäuse Grünbrücken als Verbindung ihrer Lebensräume und für die Jagd nutzen. Die Daten wurden an insgesamt acht Wildbrücken über Bundesautobahnen und Bundesstraßen erhoben und mit nahegelegenen Straßenbrücken über die Verkehrswege verglichen. Obwohl die Wildbrücken nicht primär auf die Nutzung durch Fledermäuse ausgerichtet waren, wurde eine große Anzahl an Fledermäusen gezählt. Auch solche Arten, die in der Region nicht beheimatet sind, wurden ausgemacht. Während insgesamt 204 Beobachtungsstunden wurden an den Grünbrücken insgesamt 1209 Fledermauskontakte erfasst, was 5,93 Kontakten pro Stunde entspricht. Registriert wurden dabei mehrheitlich Zwerg- und Bartfledermäuse. Auffällig ist, dass die Brücken selbst nicht nur als Verbindung der Lebensräume dienten, sondern vielen Arten auch als Jagdgebiet.

Die Analyse der einzelnen Aktivitäten auf den Brücken zeigt einen direkten Zusammenhang zwischen Vegetation, Breite sowie räumlicher Anbindung der Brücke und der Nutzung durch Fledermäuse auf. Solche Brücken, die eine gute Anbindung an umliegende Gehölze und andere lineare Aufwüchse boten, weisen eine deutlich höhere Fledermausaktivität auf als Brücken, die Anschluss an nur lückige oder gar keine Leitlinien gewährleisteten. Ebenso weisen verallgemeinert breite Brücken auch höhere Fledermauskontakte auf. Bei den Ausnahmen handelt es sich um Brücken mit mangelndem räumlichen Anschluss. Dasselbe ist auch in Bezug auf die Vegetation feststellbar: Je dichter der Aufwuchs auf den Brücken war, desto mehr Fledermäuse konnten beobachtet werden. Die Wildbrücke mit den wenigsten Kontakten war ein technisches Bauwerk ohne jegliche Vegetation. Mit einer Ausnahme wiesen alle untersuchten technischen Bauwerke eine deutlich niedrigere Aktivität auf als Grünbrücken. Die Fledermauskontakte waren an Wildbrücken 5,8 Mal höher als bei technischen Straßenbrücken.

Öffentliche Wahrnehmung

Die öffentliche Meinungen über den Bau von Fledermausbrücken gehen weit auseinander. So hat vor allem der Bau der beiden Brücken in Biberach an der Riß ein großes überregionales Medienecho ausgelöst. Kritiker der Brücken – vor allem der Bund der Steuerzahler – sehen eine Verschwendung der Steuergelder in den Brücken. Oftmals wird in diesem Zusammenhang kritisiert, dass Fledermäuse als Flugtiere offensichtlich keine Überquerungshilfe bräuchten. So führt bspw. der Focus das Bauprojekt als „Brücken-Farce in Biberach“ in der Liste der „irrsten Fälle deutscher Steuer-Prasserei“ auf, Die Welt spricht von „Unsinnige[n] Fledermausbrücke[n]“. Dabei verteidigt der parteilose Landrat des Landkreises Biberach Heiko Schmid die Brücken als „günstigste [Variante] von allen“, um die Fledermäuse zu schützen. Der bei dem Bauprojekt beteiligte Landschaftsökologe Jürgen Trautner räumt zwar ein, dass es keine Informationen zu der Funktionalität gebe. Man gehe aber davon aus, dass die Brücken von den Tieren genutzt werden. Der Naturschutzbund Biberach kritisiert vor allem, dass er während der Planungen zu dem Bauprojekt nicht einbezogen wurde. Eine Grünbrücke wäre sinnvoller gewesen, da diese erfolgversprechender und auch für andere Tiere geeignet sei – auch wenn deutlich mehr Geld investiert hätte müssen. Dennoch sei eine Kritik wegen Verschwendung von Steuergelder unangebracht. Auch in der örtlichen Bevölkerung kam teilweise Kritik oder Unverständnis auf. Dort wird die Funktionalität der Brücken oftmals infrage gestellt. Zurzeit (Stand: Juli 2014) liegen der Öffentlichkeit keine Ergebnisse über die Untersuchungen der Fledermausaktivitäten an der Brücke vor. In den Kosten der rund eine halbe Million Euro teuren Brücke sind Maßnahmen mitinbegriffen, um die Nutzung durch Fledermäuse zu analysieren.

Auch im Vereinigten Königreich lösten die dort errichteten Fledermausbrücken eine weitreichende Diskussion aus. So berichtete die BBC mehrfach über einige der Brücken. Im Fokus stand in der britischen Berichterstattung vor allem die Brücke in Dobwalls (Cornwalls) – eine der bei weitem teuersten Konstruktionen in Großbritannien. Da die dort ansässige Fledermauspopulation nur etwa 40 Individuen beträgt, ergeben sich Kosten von etwa 27.000 Pfund (umgerechnet etwa 34.000 Euro) pro Individuum. Vor allem diese Summe löste große Empörung aus. Auch die Überquerungshilfe in Porthmadog wurde häufig kritisiert. Die teuerste Fledermausbrücke in Großbritannien wurde dort zum Schutz von etwa 450 Exemplaren der gefährdeten Kleinen Hufeisennase zu errichtet, was Kosten von etwa 1.500 Pfund (etwa 1.900 Euro) entspricht. Beklagt wurde, dass keine Fußgängerüberquerung, aber eine Brücke für Fledermäuse finanziert wurde. In beiden Fällen werden die Bauten von Naturschützern verteidigt. Die Brücken dienten zum Schutz existenzbedrohter Tierarten, die für Verkehrsunfälle äußerst anfällig seien. Weiterhin seien laut den zuständigen Behörden die Brücken die einzige Option gewesen, um die Verkehrswege mit geltendem EU-Recht zu vereinen.

Einzelnachweise

  1. § 14 BNatSchG - Einzelnorm
  2. § 15 BNatSchG - Einzelnorm
  3. 1 2 3 Bat bridges cost £27k per animal. In: BBC News, 22. Oktober 2009. Abgerufen am 6. Juni 2014 (englisch).
  4. 1 2 3 Biberach: 435.000 Euro aus Steuergeldern für Fledermaus-Brücken. In: Deutsche Wirtschafts Nachrichten. 28. Oktober 2014. Abgerufen am 8. Juli 2014.
  5. Un couloir à chauves-souris In: Sud Ouest. 28. Februar 2012. Abgerufen am 8. Juli 2014 (französisch).
  6. Balbigny (Loire)- Un pont pour les chauves-souris au-dessus de l'A89 In: France 3 Rhône-Alpes. 22. November 2012. Abgerufen am 8. Juli 2014 (französisch).
  7. Marc Holderied, Gareth Jones, Otto von Helversen: Flight and echolocation behaviour of whiskered bats commuting along a hedgerow: range-dependent sonar signal design, Doppler tolerance and evidence for ‘acoustic focussing’. In: Journal of Experimental Biology. 28. Februar 2006. Abgerufen am 5. Juli 2014 (PDF; 1 MB).
  8. 1 2 Anna Berthinussen, John Altringham: Do Bat Gantries and Underpasses Help Bats Cross Roads Safely?. Studie der Universität Leeds. In: PLOS ONE. 13. Juni 2014. Abgerufen am 3. Juli 2014 (englisch).
  9. Lothar Bach, Heiko Müller-Stieß: Fachbeitrag Fledermäuse an ausgewählten Grünbrücken. November 2005. Abgerufen am 7. Juli 2014.
  10. Das sind die irrsten Fälle deutscher Steuer-Prasserei. In: Focus Online. 17. Oktober 2013. Abgerufen am 8. Juli 2014.
  11. Unsinnige Fledermausbrücke und eKioske. In: Die Welt. 17. Oktober 2013. Abgerufen am 8. Juli 2014.
  12. 1 2 3 Landrat Heiko Schmid und Landschaftsökologe Jürgen Trautner über die Fledermausbrücken in Biberach In: SWR3. 25. Oktober 2013. Abgerufen am 8. Juli 2014.
  13. Umstrittene Fledermausbrücke: Warum fliegen die nicht drüber? In: Badische Zeitung. 3. November 2013. Abgerufen am 7. Juli 2014.
  14. Stellungnahme des NABU Biberach In: Website des NABU Biberach, Abschnitt Fledermausbrücken. Abgerufen am 8. Juli 2014.
  15. 1 2 £650k 'bat bridge' in Porthmadog criticised. In: BBC. 22. September 2014. Abgerufen am 6. Juli 2014 (englisch).
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